Kein Karneval in Rio


Mein Schwiegersohn, die Brasilianer und ich
von Carsten Zehm
Rezension von Stefan Cernohuby | 15. Mai 2017

Kein Karneval in Rio

Man nimmt manches geflügelte Wort in den Sinn, ohne es jemals in der Praxis mit dem eigentlichen Hintergrund konfrontiert zu werden. Jeder kennt den Spruch „Andere Länder, andere Sitten“. Doch selten reist man in ein Land, in dem sich die Gebräuche tatsächlich so klar von den eigenen unterscheiden, dass man dadurch Probleme bekommt. Passiert ist das dem deutschen Autor Carsten Zehm, was er in seinem Buch „Kein Karneval in Rio“ dokumentiert hat.

Nachdem der Autor zuerst einmal erklärt, wieso es ihn eigentlich nach Brasilien verschlagen hat – die große Liebe der Tochter zu einem Brasilianer und das gemeinsame Kind – geht es mit den eigentlichen Geschichten los.
Es beginnt mit einfachen Missverständnissen, wie einer englischsprachen Abkürzung für jemanden mit portugiesischer Muttersprache. Da ein einfaches „CU“ schon zu Ärger führen.
Badezimmer, Rasierer und Duschen können in Brasilien mitunter eine komplizierte Angelegenheit sein, wenn man sich mit heißem Wasser rasieren will – hier gibt es sogar Fotobeweise.
Auch die Betonung ist bei vielen Sprachen wichtiger als im Deutschen. So kann man mit einer falsch betonten Silbe mitunter etwas ganz anderes anbieten als man eigentlich vorhat. Coco und Cocô sind eindeutig nicht das gleiche.
Deutsche Namen sind für andere Sprachen mitunter schwierig auszusprechen. Warum man sich daher besser Pablo nennt als Zehm, wird ebenfalls erklärt.
Es gibt so etwas wie kollektives Versagen. Google, das Namensgedächtnis, das Handy, die Ortskenntnis und möglicherweise die Sprache. Wenn in einem Taxi alles zusammenkommt, was macht man dann?
Massagen stehen eigentlich für Ruhe und Entspannung. Warum dies allerdings in einem anderen Kulturkreis mitunter nicht der Fall ist, wird ebenfalls dargelegt.
Wenn man einen Gegenbesucht dank eines 7:1 unbeschadet übersteht und was man über Brasilien im eigenen Land erfährt, schließt das kurze Werk ab.

Hat man eine besondere Vorliebe für Südamerika, kennt man Carsten Zehm oder ist man einfach interessiert daran, wie sich ein Deutscher mit den Tücken des brasilianischen Landes und der portugiesischen Sprache herumschlagen muss, kann man das kurze Büchlein mit Sicherheit lesen. Aber Fakt ist, dass das Werk sicherlich um einiges interessanter ist, wenn man den Autor kennt – und am witzigsten ist es sicherlich, wenn man selbst involviert, beziehungsweise dabei war.
Für alle anderen ist das Werk nicht unbedingt eine Pflichtlektüre, auch wenn es mit 6 Euro für die Printversion ziemlich preisgünstig ist. Die 81 Seiten des Buchs hat man jedoch sehr schnell gelesen und wäre dann an weiteren Anekdoten interessiert, die leider nicht kommen. Insofern kann man das Werk wahren Fans und Kennern empfehlen – es ist aber sicher nichts für Jedermann.

„Kein Karneval in Rio“ lässt den deutschen Autor Carsten Zehm das eine oder andere Mal an den Eigenheiten von Brasilien, der Brasilianer oder der fallstrickbehafteten portugiesischen Sprache verzweifeln. Für alle Fans und persönlichen Bekannten ist das Büchlein sicher ein Geheimtipp – für alle anderen ist das Werk nicht zwangsläufig ein Pflichtkauf.

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