Original Schmuckausgabe aus dem Coppenrath Verlag

Moby Dick

von Herman Melville, Kai Würbs (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 02. April 2024

Moby Dick

Es gibt viele Romane, in denen der Kampf eines einzelnen Menschen gegen die Natur, das Wetter oder auch einen tierischen Widersacher thematisiert wird. Eines der bekanntesten Werke in dieser Kategorie stammt von Herman Melville und trägt den Titel „Moby Dick“. Ein Klassiker, der nun im Coppenrath Verlag als beeindruckende Schmuckausgabe erschienen ist. Wir haben die Möglichkeit genutzt, einen genaueren Blick in das Buch zu werfen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive eines Matrosen erzählt, der gemeinsam mit dem Polynesier Queequeg neu auf dem Schiff Pequod anheuert, einem Walfänger. Es werden seltsame Geschichten über das Schiff und seinen Kapitän erzählt, doch Ishmael lässt sich nicht abschrecken. Nach einiger Zeit stellt er jedoch fest, dass Kapitän Ahab tatsächlich kein rationaler Mann ist. Obwohl die grundsätzliche Aufgabe ist, Wale zu fangen, sinnt er auf Rache, denn ein weißer Pottwal hat ihm ein Bein abgebissen. Er schwört seine Besatzung darauf ein, das Tier zu sichten und zur Strecke zu bringen. Lediglich sein erster Offizier Starbuck hält dieses Tun für gotteslästerlich und stellt sich gegen seinen Kapitän. Die Suche nach Rache und dem Wal artet in Besessenheit aus und endet – wie vermutlich alle wissen – letztendlich fatal.

Das Werk beginnt mit einem Satz, dessen Herkunft in Quizfragen oft erfragt wird. „Nennt mich Ishmael“. Danach erwartet alle Lesenden ein Werk, bei dem die Haupthandlung überraschend von wissenschaftlichen Exkursen über verschiedene Walarten, den Walfang allgemein und anderen Traktaten unterbrochen wird. Auch andere Szenen, die als Dialoge gestaltet und mit Regieanweisungen versehen sind, finden sich an mehreren Stellen. Das ist aber nur einer der Gründe, warum der Roman selbst nicht Fisch, nicht Fleisch ist. Wie die Vorstellung des Polynesiers Queequeg stattfindet, ist heutzutage nicht mehr denkbar. Denn dieser wird als geläuterter Kannibale mit angefeilten Zähnen dargestellt, auf eine komplett unreflektierte und abergläubische Art und Weise, bei der man nicht wirklich weiß, ob das ernst oder satirisch gemeint sein sollte. Weniger problematisch ist heutzutage die kritische Auseinandersetzung mit Religionen. Der ungläubige und nur nach Rache trachtende Kapitän, der tiefgläubige erste Offizier Starbuck und der polynesische „Heide“ haben alle ihre Daseinsberechtigung. Etwas, was damals aber gerade in der religiös geprägten amerikanischen Literaturszene dazu geführt hatte, dass dieses Werk für lange Zeit der Vergessenheit anheimfiel. Seine Wiederentdeckung und den späten Erfolg von „Moby Dick“ erlebte Herman Melville nicht mehr.

Ob man das Buch heute immer noch als Weltliteratur bezeichnen kann, die man unbedingt gelesen haben muss, darf so dahingestellt werden. Fakt ist aber, die Coppenrath-Version mit Illustrationen, Karten, Briefen, und beiliegenden weiteren wissenschaftlichen Informationen, ist wunderschön anzusehen. Gemeinsam mit der beeindruckenden Dicke des Werks – man könnte fast einen Zusammenhang vermuten – wirkt auch der Einband äußerst eindrucksvoll. Für Sammler ist diese Version in jedem Fall eine Empfehlung wert.

„Moby Dick“ ist ein Klassiker der Literaturgeschichte von Herman Melville. Gelobt, vergessen und erst nach dem Tod des Autors wiederentdeckt, ist der Roman kein stringent erzähltes Werk. Neben wissenschaftlichen Exkursen und Traktaten gibt es eine Menge Vorurteile und ein der Rache gewidmetes Hauptthema. Das alles ist in einem wundervoll illustrierten und gebundenen Buch mit zahlreichen Inlays enthalten. Ein wunderschönes Sammlerstück, das man natürlich auch lesen kann.

Details

Bewertung

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