Viele Werke der Fantasy wären unvollständig, ohne die zitierten Gedichte und die gesungenen Lieder – sowohl im Rahmen der Handlung als auch zwischen den Kapiteln. In den Werken von J. R. R. Tolkien kommen nicht nur eine Menge lyrischer Ergüsse des Autors vor, auch ein ganz spezieller Charakter, der eigentlich nur für ein Gedicht entstanden ist, hat einen wichtigen Auftritt. So ist es also kein Wunder, dass mit „Die Abenteuer des Tom Bombadil“ als eigener Band erhältlich ist, der sich diesem und anderen Gedichten widmet.
Das Buch beginnt mit einem Vorwort, welches die Gedichte verschiedenen fiktionalen Autoren zuordnet. Einige stammen von Bilbo, andere von Samweis Gamdschie und manche von ihnen sind Überlieferungen aus hobbitischer Feder. Darunter auch das längste enthaltene Gedicht rund um Tom Bombadil. Dieses berichtet von dem kecken, vergnügten alten Mann, der allerlei Abenteuer erlebt. Sowohl eine Konfrontation mit dem alten Weidenmann, verschiedenen Tieren, Untoten und sogar von seiner Hochzeit mit Goldbeere, der Flussfrau. Das zweite Gedicht, das sich um ihn rankt, ist „Tom geht rudern“. Hier wird Tom unter anderem als Waldschrat bezeichnet und man merkt, dass ihn kaum etwas schockieren oder gar in Gefahr bringen kann. Anschließend geht es mit anderen Themen weiter. Nach Irrfahrten und einer Prinzessin kommt ein bekannter Reim zur Sprache. Denn „Der Mann im Mond trank gutes Bier“ wird sogar in der Verfilmung des „Herrn der Ringe“ verwendet – als Lied. Auch ein Gedicht rund um den Steintroll kennt man aus Buch und Film. Unter den weiteren vorkommenden Versen ist jener über den Olifanten wohl am Bekanntest, unter anderem, weil er ebenfalls zitiert wird.
Als Bonus für alle Fans der englischen Originale sind sowohl Vorwort als auch die Gedichte nicht nur in deutscher Sprache enthalten, sondern auch in englischer.
Auch wenn es Tom Bombadil aus verschiedenen Gründen nicht in die Verfilmung des „Herrn der Ringe“ von Peter Jackson geschafft hat, ist er doch ein äußerst bemerkenswerter Charakter. Offenbar sehr mächtig, unbeeindruckt selbst durch die Macht des Einen Rings und in der Lage, sogar mächtige Kreaturen seinem Willen zu unterwerfen. Hier kann man nun auf Spurensuche gehen und findet die beiden Gedichte, die von ihm handeln – das dritte rund um einen Tom stellt wohl eine zufällige Namensgleichheit dar.
Es gibt viele Gerüchte um die Person Tom Bombadil, obwohl seine Quelle aus lediglich zwei Gedichten besteht, die ursprünglich angeblich an ein Spielzeug seiner Kinder angelehnt waren. Insofern ist es interessant diese Gedichte zu lesen – und auch jene anderen, die ebenfalls in den bekannteren Werken verwendet wurden. Allerdings könnte man über den literarischen Wert der Gedichte diskutieren. Sie bewegen sich zwischen Nonsense-Gedichten und Wortspielen hin zu fast-epischen Erzählungen, bei denen das Versmaß jedoch weder in der Übersetzung noch im Original völlig überzeugen kann. Zudem handelt es sich gerade bei den Tom-Gedichten um die mittlerweile dritte Übersetzung. Insofern sind ist das vorliegende Büchlein definitiv nur etwas für Kenner und Fans von Tolkiens gesamtem Universum. Denn nur unter diesem Gesichtspunkt kann man den Gedichtband, der ansonsten wohl maximal durchschnittlich wäre, als gut betrachten.
„Die Abenteuer des Tom Bombadil“ von J. R. R. Tolkien ist ein Gedichtband, der unter anderem die titelgebenden Verse enthält. Auch andere, für Mittelerde wichtige Gedichte sind in diesem Buch enthalten, in deutscher Übersetzung und im englischen Original. Selbst wenn die lyrischen Ergüsse von Tolkien nur als mittelmäßig betrachten könnte, spielen sie im Rahmen seines Universums eine derartig wichtige Rolle, dass man den Band unter diesem Gesichtspunkt doch als gut betrachten kann. Alle Fans, die das Werk noch nicht besitzen, sollten hier zugreifen.
Details
-
Sprache:Deutsch, Englisch
-
Erschienen:04/2016
-
Umfang:195 Seiten
-
Typ:Hardcover
-
ISBN 13:9783608960914
-
Preis (D):14,95 €