Rabenkönig-Saga

Scarlet - Herr der Wälder

von Stephen Lawhead
Rezension von Janett Cernohuby | 27. Januar 2009

Scarlet - Herr der Wälder

Mit seinem Roman "Der König der Raben" begann der amerikanische Schriftsteller Stephen Lawhead einen neuen Romanzyklus, der sich einer berühmten englischen Heldengestalt widmet: Robin Hood. Nun erschien der zweite Band dieser Reihe, der als Namenspatron eines von Robin Hoods engsten Gefährten trägt, "Scarlet - Herr der Wälder".

Scarlet ist Abt Hugo in Hände geraten und wartet nun im Kerker auf seine Hinrichtung. Ihm wird jedoch angeboten, gegen die Preisgabe des Verstecks von Bran ap Brychan, dem Rabenkönig, seine Freiheit wiederzuerlangen. Natürlich hegt Will keineswegs die Absicht, seinen treuen Herrn und dessen Schar zu verraten. Trotzdem erzählt er dem Mönch Odo, der auch gleichzeitig seinen Beichtvater darstellt, von seinem Leben beim Rabenkönig. Dabei achtet er stets darauf, nur so viel preiszugeben, wie es ihm zugute kommt, aber den Rabenkönig und dessen Schar nicht schadet. Er schindet Zeit und hofft so, einige Tage länger am Leben zu bleiben. Auf eine Rettung durch Bran glaubt er freilich nicht. Und so erzählt Will, wie sein einstiger Lehnsherr von den einfallenden Ffrenic ermordet wurde, wie er vor den Häschern selbiger fliehen musste, durch Wilderei überlebte und so schließlich den Rabenkönig fand. Diesem bot er seine Dienste als Waldhüter an und schon bald wurde er in den engeren Kreis aufgenommen und war an Überfällen beteiligt. Doch der Rabenkönig stahl nicht zum Vergnügen, sondern um das Geld der hungernden Bevölkerung zurückzugeben. Als ihnen bei einem dieser Überfälle ein wertvoller Ring und ein geheimnisvoller Brief in die Hände fiel, ahnten der Rabenkönig und seine Anhänger nicht, welche folgeschweren Ereignisse dies auslösen sollte...

Mit "Scarlet - Herr der Wälder" führt Stephen Lawhead seine Erzählung über die Ereignisse im Britannien des elften Jahrhunderts fort. Der Leser trifft dabei alte Bekannte wieder und lernt neue kennen. Gleichzeitig erkennt er in der neuen Schilderung über das Leben von Hood viele Ähnlichkeiten zur bekannten Legende, sowohl in Ereignissen als auch in Personen. Dieser Punkt ist keineswegs negativ zu werten, stellt er doch eine neue, alternative Variante dar. Bis heute ist nicht bewiesen, ob und wie es Robin Hood tatsächlich gab. Warum sollen er und seine Anhänger nicht im Grenzland zwischen Wales und England gelebt und gegen die Eroberer Britanniens rebelliert haben? Die Handlung hierzu ist trefflich ausgearbeitet und geschrieben. Der Erzählfluss ist kurzweilig, wodurch ihm Lebendigkeit und vor allem Spannung bescheinigt werde können. Mit wachsender Neugier und Interesse folgt der Leser Will Scarlets Lebensbericht, begleitet ihn bei seinem Rückblick noch einmal auf seinen Streifzügen durch die Wälder des Grenzlandes. Stets hofft man, dass Bran ihn aus dem Gefängnis befreit und dass die sonst eigentlich wenig an die klassische Robin-Hood-Erzählung angelehnte Geschichte vielleicht doch in diesem einen Punkt abweicht.
Die Sprache des Buches ist authentisch. Keine modernen Dialoge oder Äußerungen zerstören den Textfluss, wodurch das Bild, was sich der Leser zu den Ereignissen vor seinem inneren Auge aufbaut, nicht gestört wird. Auch die Charaktere fügen sich hervorragend in die Handlung ein. Sie sind lebendig gezeichnet und werden somit vom Leser entweder gemocht oder gehasst. Dadurch gerät die Gut-Böse-Darstellung freilich zu einfach und geradlinig, was sich in diesem Fall jedoch nicht als Nachteil erweist.
Einzig der Titel und die Gestaltung des Covers wirken verwirrend. Hieß die erste Auflage des ersten Bandes noch einfach nur "Der König der Raben" - was zwischenzeitlich auch in "Hood - König der Raben" geändert wurde - wurde dem zweiten Band der Namenszusatz der in den Vordergrund tretenden Figur hinzugefügt. Auch das Cover weicht stark von der Gestaltung des ersten Bandes ab. Auf die Qualität der Geschichte nimmt dies freilich keinen Einfluss, für den Sammler, der auch gerne eine optische Gemeinsamkeit unter den Büchern erkennen möchte, ist dies etwas ärgerlich.

Doch insgesamt weiß Stephen Lawhead mit seinem zweiten Band zur Rabentrilogie "Scarlet - Herr der Wälder" einmal mehr die Leser in seinen Bann zu ziehen und präsentiert ihnen einen hervorragenden historischen Roman. Somit darf man gespannt sein auf die Entwicklung der Ereignisse im dritten Band.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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