Es gibt beinahe unzählige Romane, in denen die Erde von außerirdischen Eroberern bedroht wird und den Kampf aufnimmt. In den meisten Fällen schaffen es die Menschen trotz unterlegener Technologie, gegnerischer Übermacht und verschwindend geringer Chancen letztendlich doch den Sieg zu erringen. Der amerikanische Autor A. Lee Martinez geht in seinem Roman "Terror der Tentakel" allerdings einen völlig anderen Weg, beginnt das Werk doch damit, dass die Erde bereits erobert ist.
Beherrscher der Erde ist Imperator Mollusk, ehemals Warlord. Der Neptuner ist ein überlegenes Wesen, das hauptsächlich aus Gehirn und krakenartiger Gestalt mit vielen Tentakeln besteht. Aus jenem Grund befindet er sich meist in Exoskeletten, die sein fragiles Äußeres vor Übergriffen schützen. Doch vor solchen muss er zumindest auf der Erde keine Angst mehr haben, denn nachdem er den Planeten völlig unblutig erobert und gegen andere Angreifer verteidigt hat, wird er (nicht nur aufgrund der Gehirnwäsche aller Erdlinge, die er benutzt hat) von den Menschen verehrt. Nein, die Feinde kommen eher von Außerhalb, da es immer noch Wesen gibt, die den ehemals notorischen Superschurken für seine früheren Taten zur Rechenschaft ziehen wollen. So auch die Venusianerin Zala, die den Imperator aufgrund eines neuen Angreifers unter Schutzhaft stellt und ihn verteidigt - damit er nachher vor Gericht gestellt werden kann. Doch wenn Mollusk neben seiner finsteren Genialität, seinem unendlichen Selbstbewusstsein, seinen potenziell zerstörerischen Erfindungen und seinen Verbrechen eines zum Verhängnis werden kann, ist es seine gefährliche Neugier. Daher lässt er sich auf ein gefährliches Duell mit einem Wesen namens "Brain" ein, das offenbar nicht nur über das Insiderwissen von Mollusks Erfindungen, sondern auch über eine Informationsquelle aus der Zukunft verfügt. Doch trotz der Widrigkeiten sieht Mollusk das als neue Herausforderung und tappt, stets begleitet von Zala und seinem tödlichen Ultrafüßler-Haustier Snarg, von einer Falle in die nächste - stets darauf bedacht, dass niemand zu Schaden kommt, denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund hat er die Terraner ins Herz geschlossen. Und trotz seines überschäumenden Intellekts hat er keine Ahnung, was noch auf ihn zukommt...
Wer immer schon einmal einen Roman lesen wollte, in dem ein außerirdischer Tyrann die Erde beherrscht und sie gleichzeitig vor sich selbst beschützt, hat nun die Gelegenheit. Jedem Leser, der A. Lee Martinez bereits kennt, muss man nicht mehr viel über den Stil erzählen. Für alle anderen, wie alle seine Werke beinhaltet das Buch Satire, Humor, schwarzen Humor und eine kleine Prise versteckte Gesellschaftskritik. Fakt ist, dass man sich bei "Terror der Tentakel" - englischer Originaltitel "Emperor Mollusk versus The Sinister Brain" - Spannung, Unterhaltung und eine ganze Menge amüsanter Anekdoten erwarten kann. Es handelt sich definitiv um einen Roman, der seine knapp 10 Euro mehr als wert ist, und bei dem man sich nach den ungefähr 350 Seiten möglicherweise wünschen würde, er wäre doch ein wenig länger geworden. Einzig und allein Literaturfreunde, die keinen Gefallen an satirischer Fantasy oder Science-Fiction finden können, werden auch diesem Roman wenig abgewinnen können. Doch glücklicherweise werden diese dank des relativ eindeutigen Covers und des Klappentextes nie in die Verlegenheit kommen, ein solches Buch lesen zu müssen. Allen anderen Lesern, unter anderem auch jenen, die literarischen Experimenten nicht abgeneigt sind, kann man den Roman nur ans Herz legen, selbst wenn es von einem buchstäblich rückgratlosen Protagonisten handelt.
Wie auch schon seine früheren Romane ist auch "Terror der Tentakel" von A. Lee Martinez gespickt mit satirischen Elementen, Humor und einigen wohlplatzierten kritischen Anspielungen. Hauptsächlich macht das Werk jedoch einfach nur Spaß, ohne dabei großartigen literarischen Anspruch zu erheben. Und das ist auch gut so. Alle Fans, Kenner und Liebhaber satirischer Fantasy und Science-Fiction können bedenkenlos zugreifen. Man sollte lediglich seine Finger von dem Roman lassen, wenn man ernste Literatur als einzig gültige Untergattung der Poetik betrachtet.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:06/2014
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Umfang:368 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3492269435
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ISBN 13:9783492269438
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Preis (D):9,99 €