Temperance Brennan

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Vier Bücher hat die amerikanische Anthropologin und Autorin Kathy Reichs bereits veröffentlicht, die ihre Fans mit großer Begeisterung verschlungen haben. Kein Wunder, liegt ihr Erfolgsrezept teilweise auch darin, dass sie über eigene Erfahrungen aus ihrer Arbeit schreibt. So darf der Leser gespannt sein, was der fünfte Band, der unter dem Titel "Knochenlese" erschienen ist, bereithält.

Als Mitglied eines internationalen Teams hilft Temperance die Leichen von Frauen und Kindern aus einem Massengrab in Guatemala zu bergen und Hinweise auf die Täter zu finden. Parallel dazu erscheint die örtliche Polizei in Tempes Büro und bitte sie um Mithilfe bei einem Mordfall. In einem Faultank wurden menschliche Knochen gefunden und die Polizei schließt ein Verbrechen nicht aus. Tempe hilft bei der Bergung der Knochen, was sich als eine ziemlich schmutzige und stinkende Arbeit erweist. Doch bevor sie die Knochen genauer untersuchen kann, wird ihr der Zugriff durch den zuständigen Amtsrichter verwehrt. Tempe, hartnäckig und eigensinnig, gibt nicht auf und erhält schließlich eine Genehmigung für eine zweistündige Obduktion. Eine viel zu kurze Zeit, doch für die Anthropologin steht fest, dass vier mögliche Opfer in Betracht kommen: drei junge Frauen aus Guatemala City sowie die Tochter des kanadischen Botschafters. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Als die Botschaftertochter ein paar Tage später in Montreal wegen Diebstahls verhaftet wird, scheint der Fall aus behördlicher Sicht für Tempe erledigt zu sein. Doch sie sieht ihre Arbeit erst dann als beendet, wenn sie dem unbekannten Skelett aus dem Faultank einen Namen geben konnte. Um genauere Knochenanalysen vornehmen zu können, fliegt Tempe für ein paar Tage nach Montreal und kann das Skelett schließlich identifizieren. In der Zwischenzeit wird eine weitere Leiche eines vermissten Mädchens gefunden, was Tempe zur Rückkehr nach Guatemala zwingt. Und schließlich warten dort auch noch die ermordeten Frauen und Kinder aus dem Massengrab auf ihre Identifizierung...

Mit ihrem fünften Buch setzt Kathy Reichs ihre Kriminalreihe über die forensische Anthropologin Temperance Brennan fort. Meisterhaft gelingt es der Autorin, die grausame Vergangenheit Guatemalas mit einem spannenden Kriminalfall zu vermischen. Gleichzeitig erzählt sie von der traurigen und entsetzlichen Vergangenheit des Dorfes Chupan Ya und der dramatischen Gegenwart der Suche nach vier jungen Frauen. Dabei beschreibt sie die Handlungsorte glaubwürdig, so dass der Leser beinahe Guatemala vor seinem geistigen Auge sehen kann. Auch ihren Handlungspersonen verleiht sie Charakter und Lebendigkeit. Der Leser, der ja die Protagonistin schon aus den Vorgängerbänden kennt, wird auch dieses Mal schnell eine Beziehung zu ihr aufbauen und sie ins Herz schleißen.
Wer die Biographie der Autorin kennt, weiß dass Kathy Reichs tatsächlich bei der Aushebung von Massengräbern in Guatemala geholfen hat. So stellt sich einem beim Lesen oft die Frage, wie viel ihren eigenen Erfahrungen und Erinnerungen in diesen Roman mit eingeflossen ist.
Dabei bleibt Kathy Reichs ihrem altbekannten und bewährten Stil treu. Wie auch seine Vorgänger, ist das Buch in der Ich-Form geschrieben. Dadurch wird dem Leser ein sehr tiefer Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten gegeben. Auch die Sprache des Romans hat sich nicht geändert. Noch immer schreibt die Autorin in einem lockeren, frechen und ungezwungenem Ton. Forensische und gerichtsmedizinische Begriffe werden einfach und verständlich erläutert, wenn auch an manchen Stellen etwas zu detailliert. Die genauen Beschreibungen von Leichen und Knochen verleihen dem Roman zusätzlich ein gewisses Grauen. Gleichzeitig wird er dadurch nichts für Leser mit schwachen Nerven.

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