Temperance Brennan
Lasst Knochen sprechen
von Kathy Reichs
Rezension von Janett Cernohuby
| 23. Januar 2009
Freiheit hat in Amerika oft etwas mit Straßen, dem Gefühl von Wind auf der Haut und ungezähmten Pferdestärken unter sich zu tun. So ist es nicht verwunderlich, dass jene, denen dieses Gefühl gefällt sich zusammenschließen. Leider kommt es daraufhin meistens zu Problemen, denn wenn in dunkles Leder gekleidete Biker auftauchen, wird es oft ungemütlich. Der dritte Roman von Kathy Reichs "Lasst Knochen sprechen" führt den Leser in die harte und brutale Welt der Motorradgangs.
Auf dem Weg zum Ballettunterricht wird die neunjährige Emily Anne Toussaint auf der Straße von einer Kugel getroffen und stirbt kurz darauf im Krankenhaus. Für die Behörden ist der Fall schnell geklärt. Das Mädchen ist als Zufallsopfer in einen blutigen Bandenkrieg zweier rivalisierender Motorradclubs geraten. Temperance Brennan, die bei der Obduktion zugegen ist, ist zutiefst erschüttert und schwört, die Mörder der kleinen Emily Anne nicht ungestraft davon kommen zu lassen. Da ihr jedoch klar ist, dass sie alleine nicht viel ausrichten kann, bietet sie einer Sondereinheit ihre Hilfe zur Überprüfung von Biker-Verbrechen an. Schon bald taucht sie ein in eine Welt voller Gewalt, Drogen und Kriminalität. Als ein Biker sich bereit erklärt mit der Polizei zusammenzuarbeiten und den Platz zweier vergrabener Leichen preiszugeben, werden Tempes anthropologische Fähigkeiten gebraucht. Bei der Exhumierung werden in der Nähe der Gräber ein weiterer Schädel und zwei Oberschenkelknochen entdeckt. Zu wem gehören diese Knochen? Wo ist der Rest der Leiche? Und warum wurden nur Schädel und Oberschenkelknochen vergraben? Während sich die Spirale der Gewalt um die beiden rivalisierenden Bikerclubs weiterdreht, beginnt Tempe mit ihren Nachforschungen über die geheimnisvolle dritte Leiche. Doch dabei gerät sie in immer größere Gefahr und bringt sich selbst mehr als einmal in tödliche Schwierigkeiten.
Mit dem dritten Roman versucht Kathy Reichs an ihre vorherigen Erfolge anzuknüpfen. Doch irgendwie schafft sie es dieses Mal nicht, zu überzeugen. Das zentrale Thema zweier rivalisierender Motorradclubs mag auf den ersten Blick interessant sein, jedoch ist die Umsetzung nicht gelungen. In langen und trockenen Passagen erklärt die Autorin die komplexen Zusammenhänge der Bikerclubs Nordamerikas. Lange Zeit kämpft man sich durch die Geschichte, ohne dass etwas Besonderes passiert. Man erfährt alles über den Aufbau der Bikerbanden, wie sie organisiert sich und welche Gruppen sich warum bekämpfen. Interessant? Eigentlich weniger. Denn der Leser erhofft sich doch eigentlich einen spannenden Kriminalfall. Das ermordete Mädchen, von welchem der Klappentext spricht, ist dabei jedoch nur ein Anstoß, die Geschichte ins Rollen zu bringen. Doch zumindest am Ende des Buches gelingt es Kathy Reichs, zur ihrer bisher gekannten Form zurückzufinden und Spannung sowie Dramatik in die Handlung einfließen zu lassen. Dabei bleibt die Autorin ihrem Stil in vielerlei Hinsicht treu. Noch immer schreibt sie in der Ich-Form und bietet dem Leser so eine bessere Möglichkeit, sich in die Geschichte und die Protagonistin hineinzuversetzen. Ebenso wie Tempe, spürt auch der Leser das Entsetzen und die Verzweiflung über so viel sinnlose Gewalt.
Wie schon seine Vorgänger, ist auch dieser Roman in mehrere Kapitel aufgeteilt, die als Überschrift lediglich die jeweilige Nummer tragen.
Zusammengefasst ist "Lasst Knochen sprechen" nur ein mittelmäßiger dritter Roman der Anthropologin und Schriftstellerin Kathy Reichs. Zu sehr setzt sie auf viel zu viele trockene Informationen über Biker und bringt zu wenig Spannung in die Handlung. So bleibt nur zu hoffen, dass zukünftige Werke wieder besser werden.
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