Temperance Brennan

Mit Haut und Haar

von Kathy Reichs
Rezension von Janett Cernohuby | 23. Januar 2009

Mit Haut und Haar

Forensische Anthropologen werden dann gerufen, wenn eine Leiche durch einen Brand oder Verwesung so stark in Mitleidenschaft gezogen ist, dass ein Pathologe diese nicht mehr untersuchen kann. Auch beim Fund von Leichenteilen werden sie zu Hilfe gezogen. Manchmal landen dabei die eigenartigsten Knochen auf den Tischen der Anthropologen: das Anschauungsskelett aus dem Biologieraum einer Universität, die Knochen vom letzten Sonntagsessen oder der vergrabene Wellensittich aus dem Garten. Kathy Reichs kennt das aus ihrem Arbeitsleben nur zu gut und so ließ sie sich für ihr sechsten Buch "Mit Haut und Haar" von einem jener Fäll inspirieren.

Der Sommer ist brütend heiß in Charlotte und Tempe Brennan steht kurz vor ihrem wohlverdienten Urlaub. Zusammen mit ihrem kanadischen Kollegen und Geliebten Andrew Ryan möchte sie ein paar erholsame Tage am Strand verbringen. Doch ihre Pläne geraten ins Schwanken, als sie bei einem Picknick einen Sack mit Knochen findet. Nach ersten Untersuchungen stellen diese sich als Bärenknochen heraus. Warum waren Überreste von Tieren in alten Plastiksäcken versteckt und warum fehlen den Kadavern Köpfe und Tatzen? Noch bevor sich Tempe hierüber Gedanken machen kann, findet sie zwischen den Überresten einen menschlichen Mittelhandknochen. Ihre Urlaubspläne zerplatzen wie eine Seifenblase, denn nun heißt es zurück zum Fundort der Tierknochen zu fahren und weitere Ausgrabungen vorzunehmen. Doch auf dem Grundstück finden die Ermittler nicht nur einen menschlichen Schädel, sondern auch Kokain. Fast zur gleichen Zeit stürzt in einem Maisfeld eine Cessna ab und bei der Bergung von Opfern und Maschine werden ebenfalls erhebliche Mengen Drogen gefunden. Welcher Zusammenhang steht zwischen den Bärenknochen, der abgestürzten Cessna und den Drogen? Und wo sind die restlichen Knochen, die zu dem Schädel gehören? Tempe Brennan stürzt sich in die Ermittlungen und stößt dabei nicht nur auf einen Ring von Drogendealern.

Kathy Reichs ist es einmal mehr gelungen, einen spannenden und packenden Thriller zu schreiben. Für die Handlung dieses Buches ließ sie sich wieder von ihren Erfahrungen als forensische Anthropologin inspirieren. Und auch sonst merkt der Leser schnell, dass die Autorin über ein Thema schreibt, mit dem sie bestens vertraut ist. Darstellungen von gerichtsmedizinischen Untersuchungsmethoden sind einfach, verständlich und nachvollziehbar erklärt. Bei Obduktionen von Leichen erspart Kathy Reichs dem Leser darzustellen, wie genau das Untersuchungsobjekt aussieht und in welchem grausamen Zustand es gefunden wurde. Stattdessen beschreibt sie es mit eben jener Nüchternheit, mit der Pathologen und Anthropologen an diese harte Arbeit herantreten.
Auch sonst ist die Autorin wieder in Bestform. Mit schlagfertigen, trockenen und frechen Dialogen, bissigen und zynischen Äußerungen und Erzählungen der Protagonistin - dieses Buch ist wie seine Vorgänger in der Ich-Form geschrieben - wird dem Leser eine rasante und spannende Geschichte geboten. Kathy Reichs hält sich nicht lange mit Einleitungen und Vorworten auf, sondern wirft den Leser gleich mitten in die Handlung. Diese zieht sich bis zum Ende in straffem Tempo weiter, so dass es dem Leser sehr schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen, bevor es ausgelesen ist.

Fans der forensischen Anthropologin kommen einmal mehr auf ihre Kosten. Eine spannende Handlung, bekannte Gesichter und lockere Dialoge des Buchs machen beim Lesen einfach Spaß. In einer Tempe-Brennan-Sammlung darf es auf keinen Fall fehlen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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