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Menschen haben sich schon immer für Mythologie und die Götterwelt interessiert. Auch heute erfreuen sich die griechischen Göttersagen noch großer Beliebtheit. Viele Autoren*innen greifen auf diese alten Mythen zurück und machen daraus entweder moderne Versionen dieser Geschichten, Urban Fantasy oder Nacherzählungen. “Ich bin Circe” ist eine fesselnde Erzählung über die Göttin Circe, bei der sich die Autorin zwar nah am Original hält und dabei doch ihre schriftstellerische Freiheit auslebt.

Als Tochter des Titanen Helios und der Nymphe Perse ist auch Circe eine unsterbliche Göttin. Doch anders als ihre Geschwister scheint sie etwas unscheinbarer zu sein als die anderen, steht nie im Mittelpunkt. Gern setzt sie sich zu Füßen ihres Vaters und ihrer Onkel, lauscht ihren Geschichten und lässt sich von ihrem göttlichen Glanz bestrahlen. Als Circe zwei Zauber spricht, die eigentlich als nicht möglich gehalten wurden, muss sie bestraft werden. Da die Götter - darunter Zeus - davon erfahren haben, muss Helios hart durchgreifen, damit der fragile Frieden gewahrt bleibt. Also überlegt Zeus sich, Circe für die Ewigkeit auf eine einsame Insel zu verbannen, die sie niemals verlassen darf - für jemand Unsterblichen wie sie eine harte Strafe.
Circe entdeckt schon bald wie schön es auf dieser Insel ist. Bisher kannte sie nur den Palast der Götter, aber jetzt kann sie erstmals die Natur genießen. Sie ist die Herrin ihrer eigenen Insel und da sie unendlich viel Zeit hat, beginnt sie mit Kräutern und Pflanzen zu experimentieren und entdeckt immer mehr ihre Hexenkraft.
Circe findet zu ihrem eigenen kraftvollen und strahlenden Ich. Sie macht nur, worauf sie Lust hat. Auch sehnt sie sich immer wieder nach Gesellschaft, doch ganz so einsam ist es auf Aiaia, der Insel, dann doch nicht.
An dieser unbezähmbaren Göttin findet nicht nur einer Gefallen. Immer wieder kommen Besucher, Götter aber auch Menschen. So unterhält Circe eine lose Freundschaft mit Hermes und macht unter anderem Bekanntschaft mit Daidalos, König Minos, Odysseus und vielen anderen. Schließlich bietet sich doch die Chance, die Insel zu verlassen. Eines ist klar, auch als Göttin muss man ums Überleben kämpfen.

Die Bestsellerautorin Madeline Miller hat mit “Ich bin Circe” an ihren Welterfolg “Das Lied des Achill” nahtlos angeschlossen. Wieder hat sie sich umfassend mit der griechischen Mythologie befasst und sich eine ganz besondere Protagonistin ausgesucht. Daraus hat die Autorin eine spannende und mitreißende Geschichte gewebt, die ihre Leser sofort in den Bann zieht.
Circe ist nicht die erste Göttin, die einem einfällt, wenn man an die griechische Götterwelt denkt. Und doch war diese Wahl eine ausgezeichnete. Denn Circe bietet zahlreiche aufregende Begegnungen und eine tolle Metamorphose von der unscheinbaren Circe zu einer mächtigen Hexe, die gefürchtet wird.
Erzählt wird die Geschichte aus Circes Sicht, von ihrer Geburt an und ihrem Aufwachsen und bis zur Verbannung. Viele Abenteuer warten auf die junge Göttin. Noch unerfahren vom Leben im privilegierten Palast, hat Circe kaum Erfahrung mit der Außenwelt und den Menschen. Der Leser und die Leserin erleben mit Circe ihre ersten Schritte in der sterblichen Welt und ihre erste Verliebtheit mit einem Menschen, die keinen glücklichen Ausgang nimmt. Es braucht viele neue Erfahrungen, bis Circe so selbstbewusst, stark und kämpferisch ist. Auch vor den Göttern zeigt sie keine Furcht,sondern die kalte Schulter, obwohl diese anderes gewohnt sind.
Circe ist eine faszinierende Persönlichkeit, wie man es sich nicht vorgestellt hätte. Trotz aller Stärke hat sie dennoch auch verletzliche Seiten, die sie manchmal sehr menschlich wirken lassen.

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