Civil War

Front Line - Marvel Exklusiv 67

von Paul Jerkins, Robert Kirkman
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Juni 2009

Front Line - Marvel Exklusiv 67

Was ist das schlimmste, was einer Welt voller Superhelden passieren kann? Die falsche Antwort lautet: Eine Welt voller Superschurken, denn das ist der einzige Grund, der die Existenz der Helden rechtfertigt. Nein, das größte Übel, das einer Welt voller Personen mit übermenschlichen Fähigkeiten, die sich dem guten verschrieben haben, passieren kann, ist, dass sich diese untereinander zu bekriegen beginnen. Dies geschieht in der Marvel-Serie "Civil War" und beginnt mit dem Band "Front Line".

Der Staat hat ein Gesetz verabschiedet, nach dem alle Superhelden ihre wahre Identität preisgeben, beziehungsweise sich behördlich registrieren müssen. Einem Aufruf, dem selbstverständlich nicht alle Superhelden folgen können und wollen. Der erste, der sich aber voll hinter das Gesetz stellt ist Iron Man, der in dieser Realitätsschiene zum ersten Mal seine Identität preisgibt. Überraschenderweise folgt auch Spider-Man seinem Beispiel, was zu weit größeren Turbulenzen führt, auch da J. Jonah Jameson feststellt, dass die Person, die er am meisten hasst, bereits seit Jahren für ihn gearbeitet hat.
Andere Superhelden stellen sich öffentlich gegen das Gesetz, was in Verhaftungen und Kämpfen zwischen Superhelden mündet. Prodigy, ein Held der alten Garde, wird das erste Opfer der Demaskierungskampagne, als er von Iron Man bewusstlos geschlagen und von Shield abtransportiert wird. Andere Kämpfe führen sogar zum Tod einiger Helden. Schnell verhärten sich die Fronten zwischen den Befürwortern und den Gegnern des Gesetzes. Gerüchte einer Untergrundbewegung werden laut und manche munkeln sogar, dass sich Captain America dieser Bewegung angeschlossen hat. Wie wird dieser Krieg weitergehen und vor allem: Wie wird er enden?

Gesellschaftspolitisch und vor allem äußerst kritisch stellt eine Comicserie die Frage, die man in Amerika nicht öffentlich zu stellen wagt. Wie weit kann man gehen, um gegen Terrorismus vorzugehen. Und weiter, wie weit darf man gehen. Tony Stark, seines Zeichens Großindustrieller, Unternehmer sowie Waffenlieferant für den ganzen Staat, unterstützt das Gesetz, das die Demaskierung aller Superhelden und die öffentliche Registrierung ihrer wahren Identitäten verlangt. Entgegen aller Erwartungen setzt sich Captain America, der Amerikaner schlechthin, gegen das Gesetz ein und wird sogar Leiter der Widerstandsbewegung. Auch wenn das jetzt wie ein Spoiler wirken sollte, es ist keiner. Diese Stelle kommt nicht einmal in diesem Comic vor, dennoch sollte man es erwähnen. Denn Captain America steht nicht für Amerika, er steht für die Werte, die Amerika eigentlich vertreten sollte, aber in Wahrheit nicht tut. Er steht in Wahrheit für die Meinung des amerikanischen Volkes. Gegen Totalüberwachung, gegen das Abnehmen von Fingerabdrücken, nur weil man anders (oder eben kein Amerikaner) ist. Nebenbei werden noch einige Handlungsstränge angedeutet, die aber inmitten des großen Chaos, einem beginnenden Bürgerkrieg, keine allzu große Rolle spielen. Ein Comic, dessen Inhalt weniger Fiktion ist, als viele zuvor.

"Civil War - Front Line" erweist sich als äußerst gesellschaftskritisches Werk, dessen Inhalt weniger auf Fiktion, als vielmehr auf andere Art und Weise verpackter Wahrheit aufgebaut ist. Ein Buch, das nicht nur für Comicliebhaber zu empfehlen ist, sondern auch für Leute, die sehen wollen, dass die amerikanische Bevölkerung nicht unbedingt mit dem einverstanden ist, was die aktuelle Regierung an Politik praktiziert. Mehr als empfehlenswert.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung
  • Illustration:

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