Conan

Das Lied von Belit

von Brian Wood
Rezension von Gabriel Zupcan | 08. November 2014

Das Lied von Belit

Brian Woods Neuinterpretation von Conan neigt sich dem Finale zu. Im vierten Sammelband der Reihe, "Das Lied von Belit", werden der Cimmerier und die shemitische Piratin zum letzten Mal gemeinsam Köpfe rollen lassen.

Vor dem schrecklichen Finale der Kaperfahrten der "Tigerin" führt uns Brian Wood noch ein letztes Mal auf ein Abenteuer, das Conan und seine Gefährtin zusammen bestreiten müssen. Nachdem sie auf einem erbeuteten Schiff eine geheimnisvolle Schriftrolle erbeutet haben, die übernatürliche Kräfte aufweisen soll, machen sie sich auf den Weg, das Artefakt teuer zu verkaufen. Ihre Gier führt sie in ein heruntergekommenes Dorf, wo ihnen Kultisten auflauern, die unbedingt die Schriftrolle in Besitz nehmen wollen. Bei der Verfolgungsjagd werden Conan und Belit getrennt, und Belit fällt einer mysteriösen Königin in die Hände.
Die Handlung ist durchaus an Howardsche Konventionen und Motive gebunden und wird zu Beginn spannend erzählt. Kleine Details wie eine cimmerische Gruselgeschichte, die Conan am Lagerfeuer trocken zum Besten gibt, schaffen Atmosphäre. Leider wirkt das Finale etwas zu sehr nach Deus-Ex-Machina und zerstört den an sich guten Eindruck der klassischen Sword & Sorcery-Erzählung, die Wood hier erschaffen hat. Weitere Inkonsistenzen wie die Darstellung des Dorfes, das mit seiner Architektur so gar nicht in die antik angehauchte Fantasy-Welt von Conan passen will, oder die Schergen der Schwarzen Steine, die komplett fehl am Platz wirken, trüben das Bild ebenso.
Das zweite Kapitel führt uns wieder zu Robert E. Howards Erzählung "Königin der Schwarzen Küste" zurück, mit deren Adaptation alles in Sammelband 1 begonnen hat. Belit will einen verfluchten Fluss entlang segeln, um Schätze die in alten Städten im Landesinneren verborgen sind zu suchen. Obwohl sie schon davon weiß, dass von dort keine Schiffe wiederkehren, lässt sie sich auf das Wagnis ein und die Fahrt führt zu einer lange verfallenen Stadt, wo die Crew nach und nach von der feindseligen Umgebung dezimiert wird.

Kenner von Conan wissen natürlich wie alles ausgeht. Das ist hier keinesfalls ein Manko. Bei grafischen Adaptationen von Literatur ist es immer interessant zu sehen wie in diesem Fall der Zeichner die Welt von Howard visualisiert hat. In diesem Fall wurde Riccardo Burchielli das Feld überlassen, dem stärksten Zeichner dieses Sammelbandes. Er erfüllt seine Aufgabe gut, aber man ist trotzdem nicht bewegt, im Angesicht seiner Kunst sofort Crom anzurufen. Conans Überlebenskampf gegen all den Horror im Dschungel ist gut dargestellt und bedient sich schöner Effekte. Die Erzählstruktur offenbart auch hier eine Schwäche, denn wie Belit auf ihr Schicksal trifft, bleibt für den Leser relativ unklar. Überhaupt ist Belit in dieser Geschichte wenig präsent. Wenn Wood ihren Charakter schon so stark in den Vorgängern aufgebaut hat, so hätte man doch erwarten können, dass er hier in ihrem finalen Moment etwas mehr Charakterisierung aufbauen wird. Stattdessen konzentriert er sich ganz auf Conan. Das ist zwar intensiv, aber im Angesicht eines überlangen Epilogs, der nur zeigt, das nun auch das letzte bisschen Hoffnung und Liebe aus dem Barbaren entwichen ist, hätte man doch vielleicht den Platz für einen würdigen Abgang der Piratenkönigin nutzen können. Der Epilog trübt durch seine Schwülstigkeit den Eindruck der Adaptation. Hier wäre weniger mehr gewesen, ganz im Sinne von cimmerischem Stoizismus.
Die Zeichnungen wissen im letzten Sammelband verglichen mit einigen gewöhnungsbedürftigen grafischen Ausflügen insgesamt zu gefallen. Die dunkle Kolorierung schafft eine düstere Atmosphäre und auch stilistisch sind sich die in europäischer Comic-Tradition stehenden Zeichner ähnlich genug, dass man nicht zu deutlich daran erinnert wird wenn ein Kapitel endet.

Brian Woods Run bei Conan wird sicher einige alte Fans enttäuscht haben, obwohl es durchaus sehens- und lesenswerte Highlights gegeben hat. An frühere Umsetzungen aus dem Dark Horse-Verlag kommt die Adaption nicht heran. Ob es auch Präsident Obama, einem Fan von Conan-Comics gefallen hat, wissen wir leider nicht, aber wir werden ihn beim nächsten Treffen fragen.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Band:
    4
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2014
  • Umfang:
    144 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3957981034
  • ISBN 13:
    9783957981035
  • Preis (D):
    19,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
  • Illustration:

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