Conan

Der Schwarze Kreis und andere Geschichten

von Fred Van Lente
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. Mai 2015

Der Schwarze Kreis und andere Geschichten

Ein Cover, auf dem Conan mit erhobenen Streitäxten auf eine monströse Riesenschlange zuspringt! Muss ich noch mehr als Einleitung schreiben? Ich muss das haben! Her mit diesem Band, bei Crom, oder euer Kopf fliegt alsbald von den Schultern!

Während Brian Wood versuchte, Conan einen modernen Schliff zu geben, experimentierte man bei Dark Horse Comics mit verschiedenen Autoren und Zeichnerkombinationen. Eines der Duos bestand aus den eingespielten Fred Van Lente und Ariel Olivetti, die sich an einer als Miniserie ausgelegten Adaptation von "Der Schwarze Kreis" ("The People of the Black Circle") versuchten. Diese originale Novelle von Robert E. Howard genießt bis heute unter Conan-Aficionados hervorragenden Ruf und das zu Recht. "Der Schwarze Kreis" vereint alle Sword&Sorcery-Elemente für die Conan bekannt geworden ist und vermengt sie in einer spannenden Handlung mit Tempo. Teile davon wirkten ohne Zweifel als starke Inspiration für die höchst erfolgreiche Conan-Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger. Van Lente und Olivetti gingen deshalb keine Experimente ein und halten sich sehr dicht an die Vorlage. Aufgewertet wird das Konzept vor allem durch Olivettis unglaubliche Zeichnungen, oder besser gesagt kleine Gemälde. Olivettis Stil orientiert sich an den ikonischen Illustrationen eines Frank Frazetta. So könnte Conan selbst direkt Frazettas Leinwand entsprungen sein, mit seinen Muskelbergen, dem Ohrring und seinem charakteristischen Lendenschurz. Wer sich nach diversen neuartigen Anläufen nach einem möglichst klassischem Abbild Conans sehnt, wird hier wohl den besten Conan im Comicformat vorfinden, den es je gegeben hat.
"Der Schwarze Kreis" beginnt mit dem Tod des Königs von Vendhya, der von einem Schwarzmagier im Auftrag der geheimnisumwitterten Schwarzen Seher von Yimsha herbeigeführt wurde. Die Schwester des Königs, die Devi Yasmina, reitet in den Norden in das Himelia-Gebirge, um die Schwarzen Seher für den Tod zur Rechenschaft zu ziehen. Dort trifft sie unverhofft auf Conan, der als Anführer eines räuberischen Bergstammes (was sonst!) versucht, einige gefangene Stammesmitglieder freizupressen. Selbstverständlich entführt der Cimmerier die Prinzessin, um sie als Geisel einzutauschen, doch die Ereignisse überschlagen sich, als mehrere Parteien um die Vorherrschaft in Himelia intrigieren. Yasmina landet als Entführungsopfer bei den Schwarzen Sehern und Conan muss sich mit einem wenig vertrauenswürdigen Agenten der Turaner zusammenschließen, wenn er sie befreien will. Schließlich ist er hier immer noch der Held! Also manchmal zumindest. Wenn er nicht gerade einer Prinzessin an den Hintern greift und dabei dreckig grinst.

Eigentlich ist Conan ein chaotisch-neutraler Schurke, der hier und da finstere Mächte in die Schranken weist. Und prinzipiell geht es ihm um Ruhm, Frauen und etwas zu trinken, aber deshalb lieben wir ihn auch.
Der Schauplatz ist Howards hyborische Version von Hindustan, wie die bereits wenig abgeänderten Namen verraten (Vendhya/Indien, Ghulistan/Afghanistan, etc.) und sorgt mit seiner orientalischen Atmosphäre nicht nur für Abwechslung, sondern bietet auch gefälliges Lokalkolorit, das den Leser in die hohe Zeit von Pulp-Abenteuern versetzt.
Grafisch opulent werden von Olivetti nicht nur Conan und die PG-13-nackte Prinzessin in Szene gesetzt. Die schwarzen Seher wirken überaus beunruhigend, und Schockeffekte mit dem genretypischen Horror findet man genügend vor.
Insgesamt gibt es wenig zu kritisieren, außer dass das Ende abgehackt wirkt und etwas offen gelassen wird. Das hier ist die archetypische Conan-Story mit der archetypischen Conan-Optik. Wer jemals ein Conan-Comic besitzen wollte, sollte das hier haben.
Eine Kleinigkeit zu kritisieren gibt es dann doch. Es entgeht einem beinahe, aber unter dem Titel verbirgt sich der Zusatz "... und andere Geschichten". Diese gibt es tatsächlich, auch wenn sie nur ein Drittel des Bandes einnehmen und teilweise wirklich sehr, sehr kurz sind. So kurz, dass eine Besprechung von manchen praktisch den gesamten Inhalt spoilern würde. Alle stammen von unterschiedlichen Zeichnern und Autoren und wirken deshalb wie ein Kompendium, oder eine Hommage an Conan. Sie sind auch beileibe nicht schlecht zu nennen, wenn auch gerne etwas durchschnittlich. Die zweifelsohne beste Geschichte, "Trophäen", leidet dafür meines Erachtens stark am Artwork von Marian Churchland, mit dem ich überhaupt nicht klar komme. Es erinnert mich an schlechte Illustrationen in einem Schulbuch, aber nicht an Conan-Comics. Dafür tötet Conan in der Geschichte einen schwer bewaffneten Arenakämpfer mit nichts als seinem Lendenschurz. Kein Witz. Härter geht es nicht mehr.

Im Endeffekt wirken die vier beigefügten Kurzgeschichten wie Bonus Features auf einer BluRay. Nett, aber sie wären nicht notwendig gewesen. Beinahe könnten sie den epischen Eindruck von Der "Schwarze Kreis" herunterspielen.
Van Lente hat mit Olivetti einen kongenialen Partner für Conan gefunden und es bleibt zu hoffen, daß das hier nicht ihre letzte Zusammenarbeit im hyborischen Zeitalter war.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2015
  • Umfang:
    128 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3957982898
  • ISBN 13:
    9783957982896
  • Preis (D):
    16,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:

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