Iron Fist - Endspiel
von Ed Brubaker, Matt Fraction, David Aja
(Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby
| 12. Dezember 2016
Es ist der Anzahl der Charaktere in gewissen Comicuniversen geschuldet, dass manche von ihnen ewige Randcharaktere bleiben. Randfiguren, die vielleicht immer wieder in Teams auftauchen oder als Sidekicks bekannterer Größen. So auch „Iron Fist“, wahren Kennern als eine Hälfte des frühen Duos „Heroes for Hire“ bekannt. Doch nun, endlich, bekommt er seine eigene Reihe – nachdem sich sogar schon Deadpool über ihn lustig gemacht hat.
Die Geschichte beginnt eher unüblich damit, dass Daredevil in einen Hinterhalt gerät und sich aus diesem mit ungeahnter Leichtigkeit und Rücksichtslosigkeit befreit. Kurz darauf wird klar, jemand anders hat die Rolle des blinden Rächers übernommen, nämlich der Unternehmer Daniel Rand – unter Eingeweihten besser bekannt als „Iron Fist“. Dieser Titel geht erst nach dem rituellen Kampf gegen einen Drachen auf den jeweiligen Besitzer über. Und in der Regel gibt es auch nur eine Iron Fist zur gleichen Zeit. Das denkt auch Danny, bis plötzlich ein alter Mann und Freund seines Vaters bei ihm auftaucht. Mit Rückblicken aus den früheren Generationen von Iron Fists wird langsam die Gegenwart klarer, in welcher offenbar Hydra über einen Gegenpol verfügt – Steel Serpent, den Erzfeind des aktuellen Iron Fist. Und Hydra greift sowohl auf physischer als auch auf geschäftlicher Ebene an – denn man versucht Danny Rands Firma zu übernehmen. Doch nun nehmen zwei Iron Fists den Kampf auf...
Es ist irgendwie unfreiwillig komisch, dass ein Nebencharakter wie „Iron Fist“ den Nachnamen „Rand“ trägt, obwohl dies auf Englisch keine Bedeutung besitzt. Der Hintergrund des Charakters stellt eine Mischung aus Batman und Dr. Strange da. Ein Kloster, in dem Kampfkünste und Mystik gelehrt werden, kommt beidem recht nahe. Auch die Tatsache, dass es sich bei ihm um den Chef eines milliardenschweren Unternehmens handelt, ist irgendwo schon einmal vorgekommen. Trotzdem lässt sich der Charakter durch die denkbar schlechten Vorzeichen nicht abschrecken. Im Gegenteil, er ist mit sich im Reinen und hat seine Rolle als Randfigur akzeptiert, greift ein, wenn er es für nötig erachtet oder wenn man ihn braucht. Im aktuell vorliegenden Band steht er allerdings selbst im Zentrum der Ereignisse, was ihm offenkundig nicht immer ganz Recht ist – eine Wahl lässt man ihm jedoch nicht. Und genau das lässt ihn zu ungeahnter Form auflaufen, auch im Hinblick auf die Charakterentwicklung. Hier war es eine weise Entscheidung die Geschichte an Ed Brubaker und Matt Fraction zu übergeben. Man darf gespannt sein, wie diese Geschichte fortgesetzt wird.
„Endspiel“ ist dem Namen nicht unbedingt entsprechend der erste Band einer Solo-Reihe für den Charakter „Iron Fist“. Geschrieben von Ed Brubaker und Matt Fraction läuft der ewige Nebencharakter zu ungeahnter Form auf, was durch David Aja auch visuell ins rechte Licht gerückt wird. Ein Band, den man allen Comicfans empfehlen kann, die auch Helden aus der zweiten Reihe eine Chance geben können.
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