Wie oft sagt man im Leben zu etwas "Super"? Auch wenn das Wort nicht unbedingt zu den meistverwendeten zählt, kommt doch schon eine nicht unerhebliche Zahl zusammen. Aber selten fragen wir uns, wie es eigentlich ist, selbige Wertäußerung zu verwenden, wenn man sie selbst im Namen trägt. Comics aus dem Hause DC beantworten die Frage zwar auch nicht, ermöglichen es einem aber zumindest einigen Überlegungen in diese Richtung nachzugehen. "Enthüllungen" lautet der Titel eines 100% DC Specials zu "Supergirl". Mal sehen ob wir dieses als uneingeschränkt super bewerten können.
Supergirl und ihr Cousin Superman sind nicht so einfach über einen Kamm zu scheren. Ja, natürlich stammen beide vom Planeten Krypton, sind miteinander verwandt und - nicht zu vergessen - sie tragen ähnliche Kostüme. Aber damit hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Während Superman sich zu einer moralisch überlegenen Instanz entwickelt hat, kämpft Supergirl mit ganz anderen Problemen. Sie wird von Superheldengruppen als potentielles Risiko eingestuft, hat keine richtige Beziehung und immer noch im Hinterkopf, dass sie eigentlich Kal-El, also Superman, töten sollte. Als nun der gutaussehende „Powerboy“ auftaucht, der ähnliche Kräfte wie sie zu haben scheint und sich mehr als nur ein bisschen für sie interessiert, sieht es so aus, als würde sich das Blatt erstmals wenden. Doch nach einer kurzen Entspannungsphase, in der sie gemeinsam Schurken zu Strecke bringen, überstürzen sich die Ereignisse. Kara - wie der Rufname von Supergirl lautet - wird von inneren Dämonen eingeholt und sieht sich danach einer Aufgabe gegenüber, die schwer oder fast unmöglich zu bewältigen ist: Die Menschheit fast allein vor dem Untergang zu bewahren.
Auch wenn Supergirl zu Beginn wie ein Teenager wirkt, der von den eigenen Hormonen beinahe in den Wahnsinn getrieben wird, ist der Charakter weit vielschichtiger. Es gibt viele Motivationen, die in ihrem Leben eine Rolle spielen. Darunter sind Spaß zu haben und die Welt zu retten eigentlich weit abgeschlagen. Selbstvorwürfe und Selbsthass sind in ihrem Fall weit stärker ausgeprägt. Dargestellt wird auch, dass sie sich zwar, bevor es zu einer wirklichen Notsituation kommt, augenscheinlich den Problemen der Welt widmet, aber im Endeffekt selbst ihr größtes Problem ist. Ob sie es schafft, die Situation in den Griff zu bekommen, als es nur noch an ihr liegt, ist eine Frage, die erst im nächsten Band beantwortet wird - auch eine offensichtliche Unklarheit bezüglich ihrer Identität muss noch aufgelöst werden.
„Supergirl“ ist keineswegs ein Comic für Mädchen, wie so mancher Unwissende vielleicht vermuten könnte. Wenn man sich die äußerst knapp bekleidete Kryptonierin so ansieht, richtet sich der Band eindeutig an eine andere Zielgruppe. Zu kritisieren ist, dass die Handlung ein wenig schwierig zu verfolgen ist, weil man nie genau weiß, was eigentlich gerade passiert. Vielleicht fehlt hier ein wenig der Hintergrund, weil die erzählte Geschichte offensichtlich aus einer größeren Erzählung extrahiert wurde und man hier eben den Mittelteil liest. In jedem Fall ist „Supergirl“ ihr Potential nicht abzusprechen. Vermutlich wird in den Nachfolgebänden alles etwas klarer. Doch leider kann man den Band aufgrund dieses Mankos nur als durchschnittlich bewerten.
„Supergirl - Enthüllungen“ aus der Serie „100% DC“ ist ein unterhaltsames Comic, das einen Charakter, der sonst eher ein Hintergrunddasein fristet, einmal ins Zentrum der Aufmerksamkeit bringt. Leider handelt es sich bei der Geschichte um eine Extraktion aus einer weit größeren Handlung, was ziemlich verwirrend ist, weswegen der Einzelband leider nicht als überdurchschnittlich zu bewerten ist.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:10/2007
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Umfang:148 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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EAN:ENTHUELLUNGEN
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Preis (D):16,95 €