Aus Omas Kochbuch


Fast vergessene Rezepte
von Elisabeth Ruckser
Rezension von Janett Cernohuby | 24. Mai 2017

Aus Omas Kochbuch

Bei der Suche nach immer neuen Ideen zur Gestaltung von Kochbüchern gehen viele Verlage ungewöhnliche Wege. Blogger werden eingeladen, zu bestimmten Themen Rezepte zu kreieren und einzusenden. Trendthemen und Modeerscheinungen werden bis zum äußersten ausgereizt. Doch den einfachsten Weg, nämlich auf den Dachboden und zu Omas alten Rezeptbüchern, geht kaum ein Verlag. Umso schöner, dass der Servus Verlag seit der ersten Ausgabe des gleichnamigen Magazins Leser bat, alte und fast vergessene Familienrezepte einzusenden. Eine Auswahl dieser Schätze wird nun mit dem Band "Aus Omas Kochbuch" vorgestellt.

Kochen wie zu Omas Zeiten

Eins dürfte von vornherein klar sein: Moderezepte oder Designerspeisen sucht man hier vergebens. Denn wenn Oma einst in der Küche stand und Essen zubereitete, musste sie mit dem auskommen, was die Vorratskammer, der Garten oder der eigene Hof hergaben. Es wurde genommen, was grad verfügbar war. Es wurde improvisiert und aus der Not heraus entstanden Speisen, aus sehr einfachen Zutaten, die aber mit ihrem Geschmack noch heute begeistern. Diese Rezepte wurden oftmals gut gehütet, in einem kleinen Büchlein notiert, das im Küchenschrank aufbewahrt und wie ein Kleinod weitervererbt wurde. So wurden regionale Speisen bewahrt, die auch heute noch gerne gekocht werden.
Die kulinarische Wanderung durch Omas Kochbücher umfasst den Alpenraum. Es gibt Kühkas-Suppe aus dem Bayerischen Wald, Pannonische Weinsuppe, Chiemgauer Hagebuttensoufflé, Gmundner Krautknödel, Kärtner Kasnudl, Pinzgauer Bettlmandlgulasch, Traisentaler Holzknechtraunken, Waldviertler Mohnbuchteln, Wiener Grenadiermarsch und manch andere regionale Köstlichkeit.

Nicht einfach nur ein Kochbuch

Das Buch ist mehr als nur ein Kochbuch oder eine Sammlung alter Familienrezepte. Zu jedem abgedruckten Gericht gibt es auch kleine Geschichten zu den Speisen, ihren Hauptbestandteilen oder den Menschen, die sie niederschrieben. Es sind diese kleinen Beiträge, die das Buch vom Status einer Rezeptsammlung zu einem Kochbuch mit Herz erheben. Hinzu kommt, dass der Lokalkolorit in den Rezepten und Texten erhalten blieb. So wird manchmal Quark verwendet, an anderer Stelle wieder Topfen. Es wird einmal Sahne und ein anderes Mal Obers beigefügt. Doch es ist genau diese Feinheit in der Verwendung der Begriffe, die die Rezepte genauso wie das gesamte Kochbuch authentisch wirken lassen. Wer befürchtet, etwas nicht richtig zu verstehen, der sei beruhigt. Am Ende gibt es ein "Kulinarisches Wörterbuch", in dem die Übersetzungen zu finden sind.
Die Rezepte sind nicht nur übersichtlich abgedruckt, sondern auch in Kategorien unterteilt, wie es sich für ein gutes Kochbuch gehört. So gibt es auch hier Kapitel mit den Bezeichnungen Suppe, Gemüse, Fleisch und Fisch, Strudel & Nudeln, Krapfen & Knödel und natürlich Süßes. Als besonderes Extra finden sich zudem Rezepte für die Vorratskammer. Einkochen, Einlegen, Haltbarmachen dürfen natürlich in einer Sammlung von Omas Rezepten nicht fehlen. Denn auch sie ging nicht in den nächsten Supermarkt, um sich Gewürzgurken oder Marmelade zu kaufen.
So besticht dieses Buch durch seine Bodenständigkeit und Authentizität. Es werden Gerichte vorgestellt, die aus einfachen Zutaten gemacht werden, deftige Speisen, die zu besonderen Anlässen aufgetischt wurden, süße Köstlichkeiten für die Kaffeetafel und natürlich Eingelegtes. Die Gerichte stammen nicht aus einem Kochbuch, sondern wurden von vielen Familien zusammengetragen. So manches entdeckt man wieder, anderes ist neu. Doch alles versteht zu überzeugen, weil es an die eigene Kindheit, an die Zeit bei Großmutter erinnert. Und weil es genauso schmeckt, wie einst bei Oma.

"Aus Omas Kochbuch. Fast vergessene Rezepte" zeigt, dass man nicht immer die neuesten Modetrends aus den Designerküche braucht, um etwas Außergewöhnliches und Besonderes auf den Tisch zu bringen. Auch Omas Rezepte begeistern nach wie vor durch ihren echten, natürlichen Geschmack. Dieses Kochbuch bietet eine Vielzahl dieser Rezepte aus ganz unterschiedlichen Regionen. Es ist ein Fundus alter, fast vergessener Schätze, die dank diesem Werk nun nicht mehr in Vergessenheit geraten können.

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