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Irgendwann hat die Designerin Michaela Müller das Buchbinden während ihres Designstudiums gelernt und auch gleich wieder verdrängt, weil sie sich mit dem Perfektionismus, mit dem dieses Handwerk üblicherweise betrieben wird, nicht anfreunden konnte. Über Umwege kam sie dann aber zum Thema Buch zurück. Die Erkenntnisse und Ergebnisse aus einem erfolgreichen Blog und vielen Workshops hat sie jetzt in "Bunte Bücher" zusammengefasst.

Es geht, wie dem kurz und bündig formulierten Untertitel zu entnehmen ist, ums "Muster gestalten, Einbände drucken, Bücher binden". Die LeserInnen erhalten also einen Einblick in die Basistechniken für die Gestaltung und Erstellung von Büchern im weitesten Sinn. Dazu gehören auch einfache Hefte, Fotoalben, Mappen oder Schachteln. Nach einem kurzen Vorwort, das in buchbinderischer Manier "Vorsatz" (das Papier, das Buchblock und Deckel verbindet) genannt wird, geht es gleich mitten ins gestalterische Geschehen, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Bei der ersten Drucktechnik handelt es um ganz einfache, runde Stempel, die sich mit Alltagsmaterialen herstellen lassen. Nach dem Drucken der ersten farbigen Punkte auf Papier geht es mit einer Lektion in Musterkunde weiter. Mit sehr einfachen Mitteln entstehen aus den Punkten unendlich viele Muster. Verwendung finden die bedruckten Papiere dann als Umschlag für ein Heft mit Heftbindung. Für diese elementare Bindungsform benötigt man eigentlich Spezialwerkzeug, es werden aber immer auch Materialalternativen für das erste Ausprobieren angegeben. In elf detailliert beschriebenen und illustrierten Arbeitsschritten gelangt man schließlich zum fertigen Heft. Den Abschluss des Kapitels bilden Variationen zur Grundform.

Die restlichen acht Kapitel sind ähnlich aufgebaut: eine Drucktechnik wird mit einem weiteren Stück Musterkunde kombiniert und die Ergebnisse in einer Buchbindetechnik verarbeitet. Die Druck- und Bindetechniken werden im Verlauf des Buchs immer anspruchsvoller, es empfiehlt sich daher wirklich die Kapitel in der korrekten Reihenfolge durchzuarbeiten. Dabei lohnt es sich, nicht sofort zum praktischen Teil zu springen, sondern die Erläuterungen zu den Drucktechniken, wie beispielsweise dem Siebdruck oder dem Gelatinedruck, zu lesen.

Wem zu Beginn noch die Fantasie für eigene Musterelemente fehlt, der findet für einige der Stempel und Schablonen Vorlagen am Ende des Buchs. Im Downloadbereich gibt es noch Vorlagen für Postkartensticker und einen immerwährenden Wandkalender. Wer seine Bücher nicht nur mit glattem Papier, sondern mit Rastern und Lineaturen ausstatten will, wird auch da im Internet fündig.

Im Ausblick findet sich neben einer Materialkunde, Einkaufs- und Literaturtipps (analog und digital), auch eine kompakte Anleitung zur Digitalisierung der selbst erstellten Muster, die ihr Leben als einfache Stempel und Schablonen begonnen haben. Aber Achtung: Bildbearbeitungs- und Zeichenprogramme haben eine wesentlich steilere Lernkurve als Stempel aus Moosgummi. Dafür eröffnet man sich mit digitalisierten Mustern die Welt des on-demand-Druckens von Stoffen oder Papieren. Aber das wäre ein anderes Buch, das die Autorin nach bewährter "Müllerinnen Art" (http://muellerinart.blogspot.de/) hoffentlich als nächstes in Angriff nimmt.

Wer einmal "Bunte Bücher" durchgeblättert hat, wird bemerken, dass sich einige der Techniken in der Gestaltung des Hardcover Buchs wiederfinden. Man kann also nicht nur von den Anleitungen, sondern auch am Objekt direkt etwas dazulernen.

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