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Wer den Sprung vom Lesen der Bücher zu deren Herstellung versucht hat, der ist sicherlich schon auf Michaela Müller gestoßen. Mit ihren Workshops nach "Müllerin Art" und bereits einem Buch zu den Grundlagen der Buchherstellung und -gestaltung ist sie als leidenschaftliche Wiederholungstäterin in Sachen Papier und Bücher einzustufen. In ihrem jüngsten Werk setzt sie sich, wie der Titel ohne Umschweife verrät, mit der Verbindung dieser beiden Materialien auseinander.

Dass die vorgestellten Projekte ihren Ursprung in Workshops haben, lässt sich gleich zu Beginn feststellen. Wie jede gute Unterrichtsstunde wird das Thema einmal mit einer kleinen Brainstorming-Fingerübung begonnen, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Handhabung von Stoff und Papier herauszuarbeiten. Aus Sicht der geübten (Hobby-) Handwerkerin gibt es da schon einige Überschneidungen. Wie man leicht merkt, bewegt man sich in einem sehr großzügig überlappenden semantischen Umfeld. Schneiden lassen sich nämlich sowohl Stoff als auch Papier, aber bitte auf keinen Fall mit derselben Schere (S. 13)!

Im einleitenden Kapitel, wird in knapper, kompakter Form auf die Grundlagen der Arbeit mit Stoff und Papier eingegangen. Neben sechs Seiten Materialkunde findet man noch Erklärungen für einfache Heftbindungen. Die diversen Buchbindungen, die in weiterer Folge zum Einsatz kommen, werden kurz vorgestellt. Bücher bilden also das hauptsächliche Einsatzgebiet für die in Folge beschriebenen Papierstoffe und Stoffpapiere. An diesen ersten Seiten lässt sich gleich deutlich erkennen, dass sich Michaela Müller an bereits geübte HandwerkerInnen wendet oder zumindest solche, die bereit sind, einiges in Spezialwerkzeug und Verbrauchsmaterial zu investieren. Allein bei der Buchpresse gibt es Zugeständnisse, da sieht sogar die Autorin ein, dass die in einem Haushalt wahrscheinlich schwer unterzubringen ist. Als Ersatz dient auch ein gusseisernes Bügeleisen vom Flohmarkt, auch das ist vielleicht nicht ganz alltagsorientiert.

In den folgenden Kapiteln werden die möglichen Kombinationen, die aus Stoff und Papier entstehen können, durchpermutiert. Dabei wird zunächst die Erzeugung des Materials erklärt, das in weiterer Folge hauptsächlich in der Buchbindung und in einigen Nähprojekten Verwendung findet. Den Anfang macht eine sehr gebräuchliche Verbindung, nämlich das Auftragen von Stoff auf Papier, also eine DIY-Variante des kommerziell erhältlichen Buchbinderleinens. Etwas ungewöhnlicher ist da die Gegenrichtung, nämlich Stoff mit einer Papierschicht zu überziehen. Ein erster Gastbeitrag einer befreundeten Textilkünstlerin gibt an dieser Stelle Einblick in die unendlich vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die aus der Verbindung von Stoff und Papier entstehen. Weiter geht es im nächsten Kapitel mit der Variante aus Papier einen Stoff zu erzeugen. Hier entsteht aus alten Schnittmusterbögen (ja, wieder so eine offensichtliche Begegnungszone von Stoff und Papier) mittels einer speziellen Laminierfolie ein Material, das sich wie Stoff nähen und verarbeiten lässt. Die nächsten zwei Kapitel widmen sich der Gestaltung der beiden Materialien mit durchaus originellen Drucktechniken wie dem Sonnendruck oder dem bedruckten Stoff aus dem Tintenstrahldrucker. Etwas aus der Rolle fällt das anschließende Kapitel zum Papierschöpfen. Das Thema ist einfach zu umfangreich, um einmal ganz schnell auf 20 Seiten in ausreichendem Maß erklärt zu werden. In den letzten beiden Kapiteln geht es dann mehr ins Stoffliche. Da wird mit Papier "gewebt" und gezeigt, wie Papier beim Patchworken und Quilten zum Einsatz kommen kann.

Die Anleitungen, sowohl für die Anfertigung der Werkstoffe als auch für die einzelnen Projekte, enthalten eine Werkzeug- und Materialliste, sind in klaren Schritten beschrieben und mit vielen Fotos illustriert. Für einige Projekte werden Schablonen benötigt, die sich am Ende des Buchs befinden und praktischerweise vom Verlag auch als Download zur Verfügung gestellt werden. Aber aufgepasst: Die Anforderungen an die handwerkliche Übung und vor allem Geduld steigern sich im Laufe der Kapitel, dem sollte man bei der Auswahl der Projekte Rechnung tragen, auch wenn alles einfach aussieht. Und ganz billig kommt die Sache auch nicht, wie eine kurze Recherche zu den Kosten für die ausgefalleneren Materialien ergibt.

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