Buchbinden im japanischen Stil


nleitungen und Inspirationen für dekorative Einbände und Bindungen
von Petra Pfaffenholz
Rezension von Elisabeth Binder | 03. Januar 2020

Buchbinden im japanischen Stil

Manche Dinge sind so einfach, zumindest an der Oberfläche. Da gibt es eine Kunstpädagogin, die eine Bewunderung für japanisches (Kunst-)Handwerk und ein professionelles Interesse an der Buchbinderei hat. Was liegt also näher als die beiden Vorlieben zu verbinden und ein Buch darüber zu schreiben?

Aber halt, so einfach ist das gar nicht, wie man der kurzen Einleitung zu "Buchbinden im japanischen Stil" entnehmen kann. Nach eigener Einsicht vor Ort in Japan wurde der Autorin noch einmal deutlich klar, dass die Perfektion, die in japanischen handwerklichen Erzeugnissen steckt, das Ergebnis jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem verwendeten Material und dem ständigen Einüben in unendliche viele, aus einer langen Tradition heraus gewachsenen Handgriffe unter meisterlicher Anleitung sind. Der Höhepunkt der Meisterschaft sind geplante, subtile Einschlüsse von Urheberschaft - minimale Störungen der Perfektion, die den Menschen hinter dem Werkstück nicht ganz vergessen machen. Für sich selbst und wohl auch für die LeserInnen des Buchs hat sich die Autorin diese Eigenheit zum Vorbild genommen und daher Folgendes beschlossen: "Ich gönne mir das 'Un-Perfekte', bin sanftmütig und mild mit mir selbst und gestatte mir eine gewissen Unzulänglichkeit." (S. 9). Mit diesem Bewusstsein, der notwendigen Begeisterung und Geduld, so wird den LeserInnen versichert, können sie auch ein Stück näher an das 'Un-Perfekte" gelangen.

Buchbinden im japanischen Stil

Der erste und längste Teil widmet sich den grundlegenden Techniken der japanischen Buchbindung. Begonnen wird mit einem kurzen Ausblick auf die Eigenheiten japanischer Bücher. Danach folgt eine knappe Übersicht zu den benötigten Werkzeugen und Materialien, die mit wenigen Ausnahmen einfach und kostengünstig zu beschaffen sind. Etwas mehr Raum wird der Behandlung von Papier gewidmet, also dem fachgerechten Schneiden, Falzen und Leimen. Dabei bekommt man erste Einblicke in die Trickkiste der Autorin, denn feinem, handgeschöpften Japanpapier (Washi) sollte man besser nicht mit der schnöden Schere zu Leibe rücken. Nach der Materialkunde folgt ein Überblick über alle für die Japanbindung benötigten Basistechniken. Die Techniken selbst sind in ihren einzelnen Arbeitsschritten klar und verständlich erklärt und an entscheidenden Stellen mit Fotos ergänzt. Im letzten Teil dieses Kapitels werden dann alle Techniken anhand eines konkreten, reichlich illustrierten Beispiels schrittweise zusammengeführt. Mit diesem Wissen gerüstet könne alle, in weiterer Folge beschriebenen Projekte gemeistert werden.

Buchbinden im japanischen Stil

Der zweite Teil enthält in insgesamt vier Kapiteln eine Fülle an Projekten, die sich nach den Farben und Festen der vier Jahreszeiten richten, die im alltäglichen Leben Japans noch immer eine wichtige Rolle spielen. Jedem Kapitel ist ein kurzer Einstimmungstext vorangestellt, weiter geht es mit einer Materialliste. Den Projekten vorangestellt wird jeweils eine japanische Technik zur Gestaltung des Schmuckpapiers für den Einband beschrieben und dazu eine detaillierte Anleitung für eine Bindungsart kombiniert. Dadurch bekommt man schon beim Lesen einen Eindruck wie vielfältig die Gestaltungsmöglichkeiten sind. Den Nachsatz bildet ein Kapitel zu einer Japanreise zu weiteren Inspirations- und Materialquellen - Achtung Suchtgefahr! Zu guter Letzt führt die Autorin am Ende des Buchs noch Bezugsquellen und ein paar vermischte Links zum Thema. Ergänzend zum Buch gibt es noch alle Schablonen für Stickmuster und Bindungen, die sich bei den einzelnen Projekten und im Anhang finden, auf der Verlagswebsite zum Download und selbst Ausdrucken. Das erleichtert die praktische Nutzung der vielen Schablonen und hält das Buch intakt. Auch das ist ein weiteres Indiz, dass die Autorin ein Werk geschaffen hat, das BuchliebhaberInnen bestens versteht.

Wer sich für Japan und Bücher interessiert, der erhält mit "Buchbinden im japanischen Stil" ein Buch in die Hand, das einen nahezu perfekten Reiseführer durch diese beiden Vorlieben darstellt. Wer selbst praktisch Hand anlegen will, der bekommt einen sehr geduldigen und inspirierenden Lehrmeister, der erste Erfolge auf dem Weg zur Un-Perfektion garantiert.

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