Rembrandt. Die Selbstporträts

von Volker Manuth, Marieke de Winkel
Rezension von Michael Seirer | 16. September 2019

Rembrandt. Die Selbstporträts

Rembrandt Harmenszoon van Rijn ist als "Rembrandt" weltweit für seine Gemälde, Radierungen und Zeichnungen bekannt. Er schuf Portraits und Landschaften mit biblischen und mythologischen Themen im goldenen Zeitalter der Niederlande (in etwa das 17. Jahrhundert). Sein Gesamtwerk umfasst jedoch auch bemerkenswert viele Selbstportraits - wahrscheinlich mehr als die meisten anderen Künstler anfertigten. Der TASCHEN Verlag hat anlässlich des 350. Todestages sämtliche Selbstportraits in einem Prachtband herausgegeben.

Rembrandt verwendete die Selbstportraits als stilistische Experimente und erfasste flüchtige Momente von Gesichtsausdrücken, die ebenso schnell wieder verschwanden wie sie gekommen waren. Damit unterschied er sich vom bislang gängigen Selbstportraits, die ein Ideal darzustellen versuchten. Zu Beginn stellte er sich selbst nur als Statist im Hintergrund seiner Werke dar.

Zu sehen über 80 bekannte Selbstportraits, beginnend im Alter von 22 Jahren bis zu seinem Sterbejahr 1669. Das Layout ist dabei so gestaltet, dass auf der linken Seite jeweils das gesamte Werk dargestellt ist und rechts ein Ausschnitt im Detail. Die Zeichnungen Rembrandts sind oft in Originalgröße reproduziert und manchmal so klein wie eine Briefmarke. Umso gewaltiger wirken die auf der rechten Seite dargestellten Vergrößerungen. Kurze Erläuterungen zu den Werken erklären Besonderheiten, Abmessungen und in welchem Museum das Original zu finden ist. Einige sind zudem mit einem Stern markiert. Hier besteht Unsicherheit über die tatsächliche Urheberschaft Rembrandts. Rembrandt selbst stellt sich in unterschiedlichsten Kontexten dar: Mal als Maler, dann wieder als Apostel Paulus oder mit verschiedenen Kopfbedeckungen.

Auf dem Cover findet sich ein ovaler Lentikular-Druck, der zwischen zwei Portraits wechselt und damit Aufmerksamkeit erregt. Die Seiten im Buch weisen eine angenehm wertig wirkende Grammatur auf und sind mit einer dreiseitigen Goldschnittverzierung veredelt. Man merkt: Hier hat man sich Mühe gegeben.

Abschließend erläutert eine zweiseitige Biographie die wichtigsten Stationen im Leben Rembrandts.  Das Buch ist in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch erhältlich. Ebenfalls bei TASCHEN erschienen sind ein Band mit sämtlichen Zeichnungen und Radierungen und "Magie des Lichts" mit sämtlichen Gemälden in XXL Ausführung.

Lange wurde angenommen, dass Rembrandt die Selbstportraits nur für sich als Studien anfertigte und somit kein Modell benötigte. Nach und nach bemerkte er aber wohl, dass er kein Unbekannter mehr war und es einen Markt für seine Selbstbildnisse gab. Und so gab es schon früh von seiner Werkstatt angefertigte, qualitativ hochwertige Kopien der Selbstportraits. Ging es bei früheren Selbstportraits noch um die Wirkung des Lichtes auf das Gesicht, so wandelte sich dies hin zu Gemütsregungen, später widmete er sich dann der Ausstattung und Materialdarstellung in den Werken.

Bei Abmessungen von 25,9 x 34 cm kann der  TASCHEN Verlag die Ausgabe zu Recht als "XL" Ausgabe bezeichnen. Die Werke sind durch die sehr gute Druckqualität wunderbar im Detail zu betrachten, besonders die Detailvergrößerungen auf der jeweils rechten Seite erlauben ein genaues Studium von Pinsel- und Federstrichen. Die von der Farbe Gold dominierte Gestaltung wirkt wertig und edel. Rembrandt ging weit über heute übliche Selfies hinaus. Die Selbstportraits waren eine Möglichkeit, in unterschiedlichsten Techniken das menschliche Mienenspiel an sich selbst zu beobachten und mit Feder und Pinsel zu Papier zu bringen.

Rembrandt ist einer der bekanntesten Barockkünstler und in vielen Museen mit Werken vertreten. Der vorliegende Band "Die Selbstportraits" fasst alle bekannten Selbstbildnisse chronologisch in einem prächtigen Band zusammen und zeigt, wie virtuos der Künstler in der Darstellung von Licht, Schatten und Gemürtsregungen an sich selbst umgehen konnte. Für Rembrandt-Liebhaber ein Muss!

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