Testlesen


Handbuch für effektives Feedback
von Sonja Rüther
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. Dezember 2017

Testlesen

Wenn man sich mit Büchern beschäftigt, gibt es viele unterschiedliche Ebenen, auf denen man den Werken begegnen kann. Neben dem regulären Leser gibt es da noch Lektoren, unter Umständen Literaturkritiker und natürlich auch weitere Menschen, die sich mit einem Buch auseinandersetzen, bevor selbiges erscheint: Testleser und Testleserinnen. Doch auch diese Art der Beschäftigung will gelernt sein, weshalb nun „Testlesen – Handbuch für effektives Feedback“ von Sonja Rüther erschienen ist.

Nur wenige Autoren sind unfehlbar. Und um Probleme im Handlungsaufbau zu vermeiden und Logikfehler und anderen Textschwächen schon vorab zu eliminieren, haben die meisten Autoren Testleser und Testleserinnen. Doch wie kommt man an diese? Welche Typen gibt es und welche davon sind tatsächlich hilfreich? Auch als Autor muss man aufpassen, in welche Schublade man eingeordnet wird – denn was will man eigentlich hören? Die Abschnitte der Kategorisierungen enthalten einiges an Wahrheit aber doch auch einigen Witz.
Wie man an die Sache herangeht und welche Hauptfragen man sich als Testleser stellen kann, wird systematisch analysiert. Etwas methodischer wird es dann, wenn es darum geht, auf welche Stilausprägungen man verstärkt achten sollte. Dass man als Autor manchmal mehr bekommt als man erwartet, wird ebenfalls klargestellt. Nach einer beidseitigen Auflistung an verschiedenen Aspekten, auf die man sowohl von Testleser- als auch von Autorenseite achten sollte, gibt es noch ein persönliches Schlusswort und einige hilfreiche Checklisten sowie einen Vorschlag für eine Vereinbarung, die man sicherheitshalber treffen kann.

Autoren und Testleser sind zwei Spezies, die in dieser Konstellation an unterschiedlichen Enden der Buch-Nahrungskette angesiedelt sind. Denn normalerweise befinden sich zwischen Autor und Leser noch zahlreiche Zwischenproduktionsschritte. Diese fallen hier weg, weswegen man als Autor fast ungefiltertes Material freigibt, mit dem der Testleser natürlich auch konfrontiert ist. Es ist gut, dass die Wichtigkeit klarer diesbezüglicher Kommunikation hervorgehoben wird. Es ist gar nicht so unüblich, dass andere Autoren ebenfalls Testleser sind. Dennoch ist es immer sehr unterschiedlich, wie ausführlich und intensiv das Feedback ausfällt. Als Leser des Buchs kann man mit Recht annehmen, dass die Gewichtung des Inhalts mehr in Richtung der Testleser und ihrer Aufgabe geht. Das ist auch der Fall, dennoch überrascht es ein wenig, wie viele Inhalte man gleichzeitig auch nochmals als Erinnerung für den Autor sehen kann, auf gewisse Details nochmals ein Auge zu haben, bevor man sein Werk einem Testleser anvertraut. Möglicherweise ist das ein willkommener Nebeneffekt. Insgesamt fasst der mit witzigen Illustrationen der Autorin versehene Ratgeber die grundsätzlichen Aufgaben eines Testlesers gut zusammen und stellt auch hilfreiche Listen zur Verfügung, auf die man immer wieder zurückgreifen kann. Und als Autor bekommt man nochmals in Erinnerung gerufen, worauf man bei einem Testleser achten sollte und womit man rechnen kann.

„Testlesen - Handbuch für effektives Feedback“ von Sonja Rüther ist ein kleiner aber feiner Ratgeber für die Wechselbeziehung zwischen Autor und Testleser. Die Autorin bringt viel eigene Erfahrung mit, fasst die eigentlichen Aufgaben eines Testlesers gut zusammen und liefert neben einigen augenzwinkernden Beschreibungen von Stereotypen auch hilfreiche Listen für Testleser und Autoren. Wenn man Testleser sucht oder sich als solcher betätigen möchte, ist das Werk mit Sicherheit ein guter Startpunkt.

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