Geschichten aus der Nightside
Aller Tage Abend
von Simon R. Green
Rezension von Stefan Cernohuby
| 06. April 2013
"Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei", erzählt ein altes Lied. Gewisse Abenteuerreihen scheinen jedoch kein Ende zu nehmen, weil der Autor derselben die Chance dazu immer wieder verstreichen lässt. Ein ähnliches Schicksal schien auch Simon R. Greens Reihe "Geschichten aus der Nightside" beschert zu sein, bei welcher die letzten beiden Bände bereits ein wenig überstrapaziert waren. Der aktuelle Roman heißt jedoch "Aller Tage Abend". Ist das der Hinweis auf ein endgültiges Ende?
John Taylor stellt nun zumindest in der Nightside das oberste Ende der Nahrungskette dar. Nachdem er Walker getötet hat, ist er im Grunde die oberste Exekutiv-Instanz. Als er jedoch Excalibur in der Post findet, weiß er gleich, dass es längst noch keine Zeit gibt, sich zufrieden zurückzulehnen. Denn er weiß sowohl, dass das Schwert nicht das ist, was es zu sein scheint, als auch, dass er damit eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat. Doch zuerst wollen ein Merlin und ein Arthur aus einer Parallelwelt des Bösen die Waffe an sich bringen. Unterstützt von den letzten Wächtern Camelots (aus dem London der Realität) heißt es nicht nur gegen diverse Elfen, Untote, Antichristen und vom rechten Glauben abgefallene Ritter kämpfen, sondern auch das Richtige zu tun.
Überraschenderweise ist John Taylor, diesmal wieder flankiert von seiner Freundin Suzie Shooter, wie immer der einzige, der dazu in der Lage ist. Und nur er ist bereit dazu den Preis dafür zu zahlen - ohne dabei einem Nicht-Schwert zu verfallen. Wie immer tauchen im Laufe der Handlung immer mehr und immer mächtigere Charaktere auf, gegen welche die Helden nahezu unmöglich bestehen können. Doch natürlich schaffen sie es doch. Aber ist jene unlösbare Aufgabe tatsächlich die Letzte, mit der sich John Taylor und Konsorten konfrontiert sehen?
Gleich zu Beginn, die Frage aller Fragen. Ist "Aller Tage Abend" die letzte Episode der "Geschichten aus der Nightside"? Jein. Ohne das Ende vorweg zu nehmen, diesmal bietet sich eine wirklich gute Gelegenheit, die Charaktere endlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen zu lassen. Doch Garant dafür gibt es keinen. Die zweite wichtige Frage betrifft die Qualität der Erzählung. Hier kann man erfreulicherweise feststellen, dass sich das Werk wieder an den besseren Romanen der Reihe orientiert. Zwar lassen sich gewisse Schnitzer in der Handlung nicht mehr gutmachen, man kann sie jedoch als Altlasten abhaken und sich hier auf eine spannende neue Geschichte einlassen. Selbst wenn die charakterliche Ausprägung bestimmter Nebenpersonen immer wieder revidiert, umgedichtet und neu ausgerichtet wird sowie selbige in multiplen Versionen vorkommen, wird sicherlich jeder Fan der Reihe mit diesem Roman vollständig zufrieden sein. Und hoffen, dass der Autor nicht noch eine "unwürdige" Fortsetzung aus dem Ärmel schüttelt.
"Aller Tage Abend" klingt nicht nur nach einem Abschluss einer Reihe, er könnte es auch tatsächlich sein. Der elfte Band der Reihe "Geschichten aus der Nightside" von Simon R. Green kann zum Glück im Vergleich zu seinen letzten beiden Vorgängern wieder überzeugen. Zynismus, Sarkasmus und Ironie gehen gemeinsam mit einer abstrusen aber spannenden Handlung einher und verleihen dem Werk eine Stimmung, die eher in den früheren Teilen der Serie vorhanden war, aber in den späteren gefehlt hat. Kenner und Fans sollten hier zugreifen, denn der Autor macht viele negative Punkte wieder wett.
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