Wild Cards
Der höchste Einsatz
von George R. R. Martin
(Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby
| 19. Dezember 2016
Manche Menschen wollen immer das Beste und versuchen dies auf unterschiedlichste Art und Weise zu erreichen. Doch nicht alle bekommen oder schaffen, was sie wollen. Und einige wenige von ihnen richten durch ihre guten Vorsätze sogar mehr Schaden an als sie Nutzen bringen. Um eine derartige Situation geht es auch im aktuellen Band der Reihe „Wild Cards“, mit dem Titel „Der höchste Einsatz“. Hier kommt es zu einer Konfrontation zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
Gerade erst hat sich in Afrika so etwas wie ein Waffenstilstand ergeben, da kommt es zu einer neuen gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen dem Arabischen Kalifat und dem People’s Paradise of Africa. Das schlimmste daran ist allerdings, dass auch „Radical“ beteiligt ist. Das Superass mit beinahe gottgleichen Kräften wird durch Kinder unterstützt, die wie er ohne Gnade töten. Das der UNO unterstellte Komitee der Helden kann allerdings nicht eingreifen, um keinen größeren Konflikt zu provozieren. Als jedoch Rustbelt, ein Ass der ersten Generation von „American Heros“, einen Brief seines Patenkindes im Südsudan erhält, erfährt er davon, dass Kinder entführt werden. Kurz entschlossen plant er eine Reise dorthin und zieht das afrikanische Ass „Gardener“ mit in die Sache hinein.
Gleichzeitig bittet der Herrscher des Kalifats Noel um Hilfe – ein Ass mit der Fähigkeit zur Teleportation und des Formwandelns. Zu übermächtig scheint die Bedrohung durch den Radical. Doch Noel hat sich ins Privatleben zurückgezogen und will sich seiner Familie widmen. Kann ihn etwas davon überzeugen, doch einzugreifen?
Amazing Bubbles hat die Explosion einer Atombombe absorbiert, was bei ihr dazu geführt hat, dass sie immobil und aufgedunsen in der Mitte von New Orleans liegt. Doch sie hat einen Traum, der sie weckt und aufrüttelt. Einen Traum, der ebenfalls nach Afrika führt...
An „Die höchste Einsatz“ – im englischen Original übrigens mit Suicide Kings“ betitelt – führt ein sechsköpfiges Autorenteam rund um Melinda M. Snodgras, Caroline Spector und Victor Milán die Geschichte auch ohne die direkte Mitarbeit von Herausgeber George R. R. Martin fort. Dies geschieht sehr unterschiedlich, da sich mehrere Handlungsstränge parallel entwickeln und erst am Ende zueinander finden. Es gibt viel Grausamkeit, viel Brutalität und einige Heldentaten. Leider klingen die meisten Gräueltaten kaum wie sinistre Taten eines Superschurken sondern viel mehr wie Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie sie derzeit leider viel zu oft passieren. Das ist mit Sicherheit gewollt. Doch abseits des traurigen Realismus ist die Handlung sehr gut geglückt, die Helden zeigen Charakter und auch die Tiefen der Bösewichte werden ausgeleuchtet – wobei am Ende gezeigt wird, dass nicht immer nur gute Taten zu den gewünschten Ergebnissen führen. „Der höchste Einsatz ist somit ein Werk, das man allen Kennern der „Wild Cards“ nur empfehlen kann. Denn gerade die Mischung aus Realismus und Phantastik macht das Extra aus, das den Roman im Vergleich zu anderen Werken des Genres herausragen lässt.
„Der höchste Einsatz“ ist ein neuer Roman der Reihe „Wild Cards“, der direkt an den Vorgängerband „Der Sieg der Verlierer“ anschließt. Es handelt sich bei dem von George R. R. Martin ohne direkte Beteiligung herausgegebenen Roman um ein Werk, das weder mit Action noch mit Brutalität geizt. Doch diese werden nicht um ihrer Selbst willen eingesetzt, sondern als Mittel zum Zweck, um eine fantastische aber dennoch beinahe realistische Geschichte zu erschaffen. Daher handelt es sich gerade bei diesem Werk um einen Pflichtkauf für alle Kenner der Reihe.
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