Das Rad der Zeit - das Original
Die Suche nach dem Auge der Welt
von Robert Jordan
Rezension von Stefan Cernohuby
| 06. Februar 2010
Im deutschsprachigen Raum haben einige Fantasyserien schon seit geraumer Zeit Kultstatus. Neben R. A. Salvatore und dem Duo Margaret Weis & Tracy Hickman hat es aber vor allem die Reihe "Das Rad der Zeit" von Robert Jordan geschafft, die Leser ab dem Jahr 1990 in ihren Bann zu ziehen. Da aber bis vor kurzem die Unsitte weit verbreitet war, aus einem englischen Band bis zu drei deutsche zu machen, hat der Piper Verlag gut daran getan, die ursprüngliche Reihe unter dem Titel "Das Rad der Zeit - Das Original" noch einmal neu aufzulegen.
Rand, Perrin und Mat leben an einem ruhigen und abgelegenen Ort, so glauben sie zumindest. Doch die zwei Flüsse, wie die Gegend heißt, sind keineswegs so sicher, wie gedacht. Mitten in der Nacht wird das Dorf von Trollorcs überfallen, einer Rasse, welche eigentlich nur noch aus dem Reich der Legenden bekannt ist. Nur dank der Aes Sedai Moiraine und dem Schwertkämpfer Lan können sie den Angriff abschmettern. Schnell wird jedoch klar, dass die relativ dummen Trollorcs keineswegs allein unterwegs sind. Sie werden von Myrddraal, Halbmenschen, geführt und kommandiert. Die nächste Erkenntnis ist, dass die bösartigen Wesen offensichtlich direkt auf der Suche nach den drei Jungen sind. Der dunkle König selbst scheint seine Schergen ausgeschickt zu haben, um sie zu entführen. Schon allein darum beschließt die Magierin Moiraine, die unschuldigen Jungen zu schützen und sie an einen sicheren Ort zu bringen. Doch wie so meist, sind die Reisen zu jenen friedlichen Orten alles andere als gefahrlos. Die Gefährten werden getrennt und erleben jeweils eigene Abenteuer. Sie begegnen Wölfen, grünen Männern diverse, vom Bösen verdorbene Personen und verlorenen Kriegern. Doch wer wird die sich ankündigende Konfrontation mit dem Bösen überstehen?
Robert Jordan hat es geschafft, eine farbenprächtige und gleichermaßen düstere Fantasywelt zu schaffen. Allerdings scheint er dabei krampfhaft versucht zu haben, auf so gut wie jede Gestalt in Tolkiens "Der Herr der Ringe" eine Antwort zu haben. Es musste ein Äquivalent zu den dunklen Reitern geben, zu den geflügelten Reittieren der Nazgûl und genauso zu Gollum. Auch eine Art Mischung aus Tom Bombadil und Baumbart präsentiert sich als wichtig. Ein dunkler Herrscher, ein großes Auge, das notwendige Erreichen einer Fähre und ein Krieger, der eigentlich ein König ist, machen auch nicht gerade den Eindruck, dass diese Inhalte unwillkürlich gewählt würden. Auch wenn das Gesamtbild daher eigentlich sehr positiv aussieht, kann der erfahrene Fantasyleser die absichtlichen Parallelen, die zumindest im ersten Band der Reihe sehr deutlich sind, nicht wirklich gutheißen. Eine Bewertung desselben muss daher unweigerlich den Ähnlichkeitsaspekt mit berücksichtigen. Und angesichts dieser Problematik kann "Die Suche nach dem Auge der Welt" leider nur als durchschnittlich eingestuft werden, auch wenn viele Fantasyfans beim Lesen dieses Satzes vermutlich laut aufschreien. Da der Verfasser dieser Rezension sich tatsächlich zum ersten Mal mit Robert Jordans Schöpfung auseinandersetzt, bleibt ihm hier an dieser Stelle nur zu hoffen, dass sich die weiteren Bände sich eher auf eigenen Pfaden bewegen. Denn Potenzial hat die Reihe auf jeden Fall.
Selbst der erfolgreichste Roman kann in den Augen von Kritikern den einen oder anderen ungeliebten Punkt aufweisen. Im Fall der bekannten Reihe "Das Rad der Zeit" von Robert Jordan ist dieser die vom Autor bewusst eingesetzte Ähnlichkeit mit Tolkiens "Der Herrn der Ringe". Insofern kann das Werk zwar sicherlich Fantasy-Neulinge überzeugen, langjährige Liebhaber des Genres werden die Parallelen in "Das Auge der Welt" allerdings auffallen und möglicherweise ebenso wenig schätzen, wie der Verfasser dieser Rezension.
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