Die Chroniken der Seelenfänger

Glühendes Tor

von Alexey Pehov
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. Februar 2018

Glühendes Tor

Man kann in einem ständigen Dauerlauf das Ende einer Reihe erreichen, oder sich langsam, Abschnitt für Abschnitt an ein großes Finale herantasten. Im Fall von Alexey Pehovs Reihe „Chroniken der Seelenfänger“ kommt der Abschluss mit Band 4. Denn in „Glühendes Tor“ erwartet den Helden der Reihe die letzte große Konfrontation mit einem ihm bis dato noch nicht bekannten Widersacher. Wir waren gespannt.

Schon seit geraumer Zeit breitet sich eine gefährliche Seuche immer weiter aus. Das Justirfieber lässt kaum jemanden am Leben, lediglich die Seelenfänger sind weitgehend immun gegen die Krankheit. Doch Ludwig van Normayenn schafft es stets sich in Gefahr bringen. Ob er nun eine hilflose Adelige aus den Händen eines Mobs befreit oder sich beinahe vergiften lässt, seine Arbeit als Jäger dunkler Seelen erregt immer Aufmerksamkeit. Und nicht alle aus seinem Orden sind glücklich mit seiner Jagd nach dem Schmied der Seraphimdolche – was selbst innerhalb der Bruderschaft zu Unstimmigkeiten führt. Genauso wie sein Umgang mit dem dunklen Animatus Scheuch kaum jemandem gefällt, nicht einmal der ruhelosen Seele Apostel, die Ludwig schon seit Jahren begleitet. Und dennoch hantelt sich Ludwig immer weiter seinem Ziel entgegen. Mit Hexen, Inquisitoren und Anderswesen kämpft er gemeinsam gegen das Böse. Er vergießt Blut und schickt dunkle Seelen dorthin, wo sie hingehören. Doch je länger sein Kampf andauert, je mehr er über seinen eigentlichen Gegner herausfindet, umso klarer wird ihm, dass er trotz aller Unterstützung keinerlei Chance hat, in einer direkten Konfrontation als Sieger hervorzugehen...

Wenn man einem Charakter zugestehen kann, sich stoisch und völlig unaufgeregt an das große Finale heranzuschleichen, dann ist das wohl Ludwig van Normayenn. Das liegt jetzt weniger an seinem ureigenen Wesen, sondern eher an der Art der im Buch erhaltenen Erzählung. Wieder sind es einzelne Episoden, die größtenteils in sich abgeschlossen sind und dem Leser so ermöglichen, einzelne Abschnitte zu lesen und sich so nicht in den Windungen eines großen Romans zu verirren. Dennoch wird es der Leser kaum schaffen, sich auf einzelne Abschnitte zu beschränken, wenn er erst einmal Feuer gefangen hat. Und hier liegt eigentlich der einzige Kritikpunkt aller Romane, den man auch hier anwenden kann. Man nähert sich so unaufgeregt dem Ende der Handlung, dass man es kaum glauben kann, als man urplötzlich mit dem gewaltigen Finale konfrontiert wird. Hier kann man zumindest eines vorwegnehmen: alle bekannten Charaktere, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben sind, dürfen noch einmal einen letzten großen Auftritt haben.
Und dann ist man traurig, dass der Handlungsbogen, der sich in Episoden bis zum Schluss gespannt und Spannung immer in Form von Wellen verteilt hat, zu Ende geht. Dennoch kann man das Werk, genauso wie alle Romane der Reihe, trotzdem nur empfehlen. Sie sind erfrischend anders und man liest sie dementsprechend auch nicht genauso wie Romane mit konventionellem Aufbau.

„Glühendes Tor“ ist der vierte und letzte Band der „Chroniken der Schattenfänger“ von Alexey Pehov. Im typischen Stil der gesamten Reihe tastet sich der Protagonist Episode für Episode an das große Finale heran, das dann leider zu schnell vorbei ist. Dies ist jedoch eher dem Fakt geschuldet, dass man gerne mehr über die Charaktere und ihre Abenteuer gelesen hätte, weswegen man das Werk, wie auch die gesamte Serie, Fantasyfans nur empfehlen kann. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja doch noch irgendwann ein Wiedersehen mit Ludwig van Normayenn.

Details

Bewertung

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