Die Chroniken der Reisenden

Staub-Kristall

von Carsten Zehm
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. November 2011

Staub-Kristall

Kristalle sind eine Besonderheit in der Natur. Im Gegensatz zu anderen Körpern sind ihre Atome oder Moleküle nicht willkürlich angeordnet, sondern zu Kristallgittern. All jenen, die auf der Suche nach Kristallen sind ist dies jedoch entweder überhaupt nicht bewusst, oder aber völlig egal. So geht es zumindest den Charakteren in Carsten Zehms Roman "Staub-Kristall", dem ersten Teil der Reihe "Die Chroniken der Reisenden".

So vieles passiert, obwohl man eigentlich etwas ganz anderes vorgehabt hätte. Das frisch verheiratete Paar Karen und Mihai wollte eigentlich eine ausgiebige Trekking-Tour durch den Thüringer Wald und das Erzgebirge machen, doch es kommt ganz anders. In einem abgelegenen Tal wird Mihai plötzlich wie magisch von einer Felswand angezogen. Als er ohne Widerstand durch sie hindurch tritt und seine Frau ihm folgt, finden sie sich beide in einer fremden Welt wieder. Das heißt, es handelt sich zwar um die Erde, die aber von einer völlig anderen Vegetation bedeckt und hauptsächlich von reptilienartigen Lebewesen bewohnt ist. Dort treffen sie auf einen einheimischen (Portal-)Hüter, der ihnen erklärt, dass ihre Anwesenheit einen Grund haben muss. Und tatsächlich benötigt jene Welt Helden wie noch nie zuvor. Denn der mächtige und bösartige Schattenherr hat sich einmal mehr seiner stärksten Waffe bemächtigt, dem Staub-Kristall. Mit ihm ist er in der Lage, nach einiger Zeit jegliches Leben auf einer Welt auszulöschen. So machen sich Karen und Mihai wohl oder übel auf den Weg um den Schurken aufzuhalten, mit dem einzigen Wissen, dass ihm Salzwasser schaden kann. Dabei treffen sie unterwegs auf etliche andere Gefahren, die sie erst umgehen müssen. Und als dann die endgültige Konfrontation mit dem fremden Wesen bevorsteht müssen sie feststellen, dass ihre Anwesenheit auf dieser Welt möglicherweise doch einen etwas anderen Hintergrund hat als erwartet.

Geschichten über Reisen in andere Welten oder gar Parallelwelten gibt es zu Hauf. Sie sind von unterschiedlicher Qualität und haben die verschiedensten Ausprägungen. Carsten Zehm geht in seinem uns hier vorliegenden Roman "Staub-Kristall" von einem klassischen Szenario aus. Menschen werden plötzlich aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und müssen sich in einer fremden Welt - die diesmal eben von Echsen bewohnt wird - zurechtfinden. Das bewährte Konzept geht allerdings nur teilweise auf. Obwohl es dem Autor gelingt, seine Charaktere gut auszuarbeiten und überzeugend zu gestalten, ist die Handlung leider nicht ganz so überragend. Denn sie verläuft wie auf Schienen. Sobald das erste Mal der bösartige Schattenherr erwähnt wird ist klar, dass die beiden ihn auf die eine oder andere Weise bezwingen müssen - oder auch mehrfach, wie sich im weiteren Verlauf der Handlung herausstellt. Und abgesehen von der relativen Vorhersehbarkeit der Handlung gibt es einige weitere Faktoren, die das Werk leider nicht aus der Masse aktueller Fantasyromane herausragen lassen. Zum einen ist da die Länge des Romans, die gerade einmal knapp über 200 Seiten beträgt, zum anderen der wirklich ziemlich hohe Preis von 14,90 Euro für ein Taschenbuch. Dafür bekommt man in einem Publikumsverlag bereits ein doppelt so langes Hardcover-Werk. Fantasyfans werden mit dem Werk, das beim Deutschen Phantastik Preis 2011 den zweiten Platz für das beste deutschsprachige Romandebüt erreicht hat, trotzdem keinen Fehlgriff tätigen.

"Staub-Kristall" ist der erste Band aus "Die Chroniken der Reisenden" aus der Feder von Carsten Zehm. Obwohl das Buch handwerklich gut gelungen ist und auch sympathische Charaktere aufweisen kann, ist es letztendlich leider "nur" solide Durchschnittskost für alle Fantasyfans. Wer dazu bereit ist, knapp 15 Euro für den Zweitplatzierten "besten Newcomer" des Deutschen Phantastik Preises auf den Tisch zu legen, wird nicht vom Roman enttäuscht werden.

Details

Bewertung

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