Wolverine: der Beste

Blutgericht

von Benjamin Percy, Viktor Bogdanovic, Adam Kubert (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. Januar 2021

Blutgericht

Wolverine. Jeder, der Comics aus dem Marvel-Universum in den letzten 40 Jahren verfolgt hat, ist irgendwann über diesen Namen gestolpert. Ein mittelstarker Charakter, aber mit Berserkerwut, über Jahrzehnte erworbenen Fähigkeiten und einem geheimnisvollen Hintergrund ausgestattet. Er starb, kehrte in einer anderen Version aus der Zukunft zurück, starb erneut und kehrte in seiner Originalinkarnation wieder. Nun ist ein Comic in einer neuen Reihe erschienen, die „Wolverine: Der Beste“ heißt und den Titel „Blutgericht“ trägt. Ist das etwas zu dick aufgetragen?

Was ist das Schlimmste für einen Mann, der nicht sterben kann? Vermutlich ist es schwer gezeichnet aufzuwachen und festzustellen, dass er für den Tod aller seiner Freunde verantwortlich ist. Denn dann beginnt er darüber zu reflektieren, wie es zu all dem kommen konnte. Eigentlich lebt das Volk der Mutanten vereint und friedlich auf der Insel Krakoa. Einem Ort, der sich stets wandelt und zwar gefährlich ist, gleichzeitig aber allen sicheres Asyl bietet. Und dort leben sogar ehemalige Feinde wie Magneto, Apokalypse, Mr. Sinister und Professor Xavier zusammen. Doch Wolverine erfährt von einer neuen Droge, die überall herumgeht und viel Schaden anrichtet. Als er diesem „Blumenkartell“ auf der Spur ist, wird die Realität instabil. Offensichtlich legt es jemand darauf an, ihn zu verwirren. Als ein Intermezzo mit Vampiren, die definitiv Interesse an Wolverines Selbstheilungskräften haben, und eine Auseinandersetzung mit einem seiner unversöhnlichsten Feinde dazu kommen, nimmt der Wahnsinn erst richtig Fahrt auf. Da ist es gar nicht immer von Vorteil der Beste zu sein.

Natürlich versucht jeder Autor, den Einstiegsband in eine neue Reihe besonders zu gestalten. Wolverine ist ein Charakter, bei dem die Fans einiges erwarten – nein, eigentlich alles erwarten. Der Versuch, diese Erwartungen schon mit den ersten Nummern, die hier in einem Sammelband zusammengefasst sind, zu erfüllen, ist klar zu erkennen. Und der Band bietet auch einige denkwürdige Momente und Zitate. Allerdings ist das fast ein bisschen zu wenig. Denn manche Aspekte sind zu viel. Zu viele Gegner, zu viele Verschwörer, zu viele Geheimnisse. Ja, auch das viele Blut, das vergossen wird, ist nicht unbedingt notwendig, selbst wenn es in der Vergangenheit schon öfter so war – aber das ist kein Must-Have. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind die Stilwechsel zwischen Andy Kubert und Viktor Bogdanovic, die die Geschichte sehr unterschiedlich darstellen. Und so sehr man Wolverine in allen seinen Inkarnationen auch mögen muss, der vorliegende Band ist leider nur durchschnittlich. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen.

„Blutgericht“, der erste Band der neuen Wolverine-Reihe „Wolverine: Der Beste“ versucht sofort, alle Fans mit einer Unzahl und Ereignissen für sich zu gewinnen. Doch Autor Benjamin Percy meint es ein wenig zu gut mit den Lesern, versucht ihnen zu viel auf einmal zu servieren. Gepaart mit den Stilwechseln von Andy Kubert und Viktor Bogdanovic, die zwar jeder für sich hervorragende Illustratoren sind, im Wechsel aber gewöhnungsbedürftig, kann das Werk nicht vollends überzeugen. Percy muss erst mit weiteren Bänden beweisen, dass er mehr als Durchschnitt zustande bringt. Denn das ist für Wolverine zu wenig, schließlich ist dieser „The best at what he is doing.“ Hoffentlich zeigt er das noch.

Details

Bewertung

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