Before Watchmen

Dr. Manhatten

von J. Michael Straczynski
Rezension von Stefan Cernohuby | 24. November 2013

Dr. Manhatten

Einer der prägendsten Aspekte des menschlichen Lebens ist die lineare Existenz. Da wir weder vorwärts noch rückwärts in unserer Zeitlinie springen können, ist uns die "normale" Wahrnehmung von Zeit vorbehalten. Andere, meist fiktionale Charaktere sind an diese Einschränkung nicht gebunden und können zumindest einen Blick in Vergangenheit und Zukunft werfen. Mit diesem Gedanken spielt auch der letzte "richtige" Band - danach kommt nur noch "Crimson Corsair" - von "Before Watchmen", der sich Dr. Manhattan widmet.

Manchmal haben Wissenschaftler kein Glück. So auch Jon Osterman, der eigentlich nur eine reparierte Uhr aus einem Versuchsraum holen will und dabei eingeschlossen wird. Das erzeugte Hochenergiefeld desintegriert ihn völlig und verständlicherweise gehen alle von seinem Tod aus. Tatsächlich wurde der Uhrmachersohn zwar aufgelöst, vermag sich jedoch selbst wieder zusammenzusetzen. Er kehrt zurück als Dr. Manhatten, als Wesen mit der Macht über Materie und Zeit. Während er jedoch in "Watchmen" zwar gedanklich in die Vergangenheit zurückkehrt, tut er das im Band von "Before Watchmen" tatsächlich und lässt die Ereignisse nochmals geschehen. Neben einigen Ausflügen in die Theorie unterschiedlicher Quantenuniversen stellt sich jedoch heraus, dass aus irgendeinem Grund die Geschichte anders verlaufen ist, als er sich daran erinnert. Bis er herausfindet, dass es seine eigene Beobachtung der Ereignisse war, der die Realität verändert hat. Um die Welt, so wie sie sein sollte, zu retten, muss er sich auf einen riskanten Plan einlassen...

Im Verlauf der Reihe "Before Watchmen" haben sich einige Autoren bewusst von der Original-Storyline entfernt. Andere haben unbekannte Details ausgearbeitet oder im Ansatz bekannte Ereignisse weiter ausgeschmückt. J. Michael Straczynski ist in seiner Interpretation von Dr. Manhattan gewissermaßen einen Mittelweg gegangen. Bis auf ein Detail verlaufen die Ereignisse in der Vergangenheit so, wie man sie kennt. Allerdings ist Manhattans Verantwortungsgefühl gegenüber der Welt, dem Universum und den Menschen neu. Denn während er sich in "Wachmen" selbst bereits ziemlich von Persönlichkeit und vom Menschsein entfernt hatte, bleibt er im aktuell vorliegenden Band eigentlich immer er selbst. Etwas, was den hartgesottensten Fans vermutlich ein wenig missfallen könnte. Abgesehen davon ist die Handlung interessant gestaltet, beinhaltet reale physikalische Prinzipien (inklusive Schrödingers Katze) und ist auch wirklich gut gezeichnet. Doch obwohl der Band definitiv zu den besseren der Reihe gehört, kann auch er nur als solides Mittelmaß eingestuft werden. Denn wenn Doktor. "Ein lebender und toter Körper beinhalten die gleiche Anzahl von Partikeln" Manhatten zum Menschenfreund mutiert, stimmt etwas nicht.

J. Michael Straczynski hat sich mit "Dr. Manhattan" dem letzten übrigen Charakter aus Alan Moores Klassiker "Watchmen" gewidmet. Doch obwohl jener Band aus "Before Watchmen" technisch und erzähltechnisch gut gelungen ist, bewirkt die unterschiedliche Darstellung des Protagonisten hier doch ein wenig Widerwillen bei Kennern. Wer allerdings seine Reihe vervollständigen möchte, muss auch hier zugreifen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
  • Illustration:

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