Genosse Superman

von Mark Millar
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. Januar 2015

Genosse Superman

Gewisse physikalische Gegebenheiten werden als einfach hingenommen und man macht sich keine großen Gedanken um sie. Beispielsweise die Erdrotation. Würde man sie auf Kilometer pro Stunde umlegen, betrüge sie am Äquator in etwa 1.600. Geht man also davon aus, dass ein auf die Erde abstürzendes Objekt, wie etwa ein Raumschiff mit dem letzten Überlebenden eines sterbenden Planeten, zwölf Stunden später eintrifft, wäre der Aufschlagspunkt auf der anderen Seite der Erde. So könnte Superman in der ehemaligen Sowjetunion gelandet sein - wie Mark Millar in "Genosse Superman" beschreibt.

Die Situation der Weltpolitik ändert sich schlagartig, als in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Sowjetunion ein Außerirdischer auftaucht, der offensichtlich unverwundbar, unsterblich und mit sagenhaften Kräften ausgestattet ist. Und dennoch ist er ein Mann, der als Kind einfacher Bauern aufgewachsen und von den Werten des Kommunismus völlig überzeugt ist. Etwas, dass dem maroden Konstrukt, das Stalin beherrscht, plötzlich ungeahnte Stabilität verleiht. Stabilität, die das Modell auch für andere Länder interessant macht. Lediglich die USA bleibt ein Widersacher, denn die Lebensart widerspricht der eigenen. Mit Lex Luthor haben sie auch einen genialen Wissenschaftler, der sein Hauptaugenmerk darauf richtet, Superman zu töten. Über Jahrzehnte schließt sich fast die gesamte Weltbevölkerung der Sowjetunion an - friedlich, denn Superman hat kein Interesse daran, Blut zu vergießen. Nur Luthors Land und ein Terrorist, der sich Batman nennt, stören den Frieden. Doch genau jene Bedrohungen sind es, die Superman dazu bringen, immer immer mehr Kontrolle auszuüben, bis sein Utopia zum Gegenteil dessen wird, was er eigentlich wollte...

Das im englischen Original "Red Son" betitelte Werk von Mark Millar hat viel Resonanz hervorgerufen und hauptsächlich positive. Zu Recht, muss man sagen. Denn für eine typische "What if"-Erzählung ist das Resultat sehr gut überlegt. Es behandelt nicht nur die Frage, wie sich ein Übermensch in einem anderen politischen System entwickeln würde, sondern hält vielen Ereignissen der letzten 50 Jahre auch noch einmal den Spiegel vor. Mark Millar ist wie schon aus seinen früheren Werken bekannt, hart gegenüber den Charakteren und dem Metaplot, was gemeinsam mit dem eckig-kantigen Artwork von Dave Johnson und Kilian Plunkett sehr gut harmoniert. Die alternativen Versionen verschiedener Charaktere und ihr Werdegang sind sehr interessant bis amüsant. Eine Geschichte, die man definitiv gerne liest und auch wieder lesen kann. Fans des DC-Universums sollten unbedingt zugreifen, denn das Werk ist etwas für Kenner und Liebhaber. Doch selbst andere, die Quereinsteiger sind, können hier beruhigt zugreifen, denn die Geschichte überzeugt. Lediglich einige Anspielungen auf das "normale" Universum gemacht werden, könnten etwas untergehen.

"Genosse Superman" von Mark Millar ist ein überzeugendes Werk über eine alternative Realität im DC-Universum. Der Schöpfer von "Wanted" war eine gute Wahl, denn das Ergebnis kann sich sehen lassen - und nicht nur visuell. Liebhaber kennen das im Original "Red Son" betitelte Werk bestimmt schon, doch auch Gelegenheitslesern können wir das gute Stück nur empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    11/2014
  • Umfang:
    172 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3957980941
  • ISBN 13:
    9783957980946
  • Preis (D):
    16,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
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    Keine Bewertung
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