Sandman

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Man stelle sich vor, die Schöpfung eines einzelnen Autors produziert eine Welt mit zahllosen Helden. Und jeder von ihnen wäre in der Lage, über eigene Abenteuer zu erzählen die er selbst erlebt hat, weitab von den eigentlichen Protagonisten der Reihe. Genug Stoff für mehrere Lebensspannen von mehreren Autoren. So ist es kein Wunder, dass sich mittlerweile auch andere Schriftsteller der Schöpfung von Neil Gaimans "Sandman" annehmen und seine Welt - natürlich mit Gaimans Erlaubnis - erweitern. So auch geschehen in "The Dreaming", einem Sammelband mit Kurzgeschichten - und zusammen eine Graphic Novel, so paradox das auch klingen mag.

Bob ist im realen Leben völlig unzufrieden. Er hat nichts zu tun, was ihm irgendwie Freude bereitet, obwohl er Chef seines eigenen Unternehmens ist. Nur seine Tagträume machen ihm Freude. Als er sich dann in einer fremden Welt wiederfindet, in der ein kürbisköpfiger Mann der Chef zu sein scheint, sieht er seine Chance gekommen. Denn jener Mervyn erklärt ihm, dass es durchaus die Möglichkeit gäbe, dauerhaft in jene Traumwelt überzuwechseln. Er müsse nur sterben...
Es geschehen wichtige und unwichtige Dinge. Da trifft Cluracan auf seine Nemesis und sie einigen sich auf einen Waffenstillstand, Nuala ist Kellnerin in einem Pub. Doch auch die scheinbar unwichtigen Dinge sind mit den großen Ereignissen verwoben.
So ist der Korinther, einer der mächtigsten Alpträume, nach seiner Widergeburt offenbar ein loyaler Untertan des Traumkönigs. Und doch gibt es Bedenken, dass er erneut abtrünnig werden könnte. So begleitet ihn Matthew, der Rabe, auf die Erde, wo es offenbar einen Nachahmer gibt - oder ist er gar ein Überrest des ersten Korinthers?
Doch auch Matthew erlebt ein Abenteuer wider Willen. Durch die Erlebnisse mit dem Alptraum wird er Ziel eines Zaubers und findet sich plötzlich als Mensch auf der Erde wieder. Zum Glück machen sich Eva und Lucien auf den Weg, um ihn zu finden. Und während Abel darauf wartet, dass sein alter Freund zurückkehrt, erfährt er eine alte Geschichte über einen Raben, der Mensch und dann wieder Rabe wurde.

Neil Gaiman hat mit seiner "Sandman"-Reihe unterschiedliche Herangehensweisen an einen gewaltigen Metaplot verwendet. Eine davon war, Kurzgeschichten mit Handlungsfragmenten zu verwenden, die allesamt miteinander verwoben den großen Plot zutage treten ließen. Die an diesem Band beteiligten Autoren und Zeichner taten dasselbe. Und das Ergebnis ist keineswegs schlecht oder ungenügend geworden. Auch wenn die eine oder andere Erzählung nicht ins große Bild zu passen scheint oder doch gar ein wenig trivial wirkt, fällt das insgesamt nicht ins Gewicht. Die Illustrationen sind stilistisch ebenfalls sehr unterschiedlich, was aber auch schon bei Gaiman selbst genauso gehandhabt wurde. In jedem Fall passen sie hier sehr gut zu den unterschiedlichen Erzählungen. Insgesamt kann man festhalten, dass man trotz der nicht ganz preiswerten 25 Euro und der Tatsache, dass es sich nicht um Gaiman-Geschichten handelt, dennoch mit Sicherheit keinen Fehlkauf tätigt, wenn man zu diesem Band greift. Denn die Stimmung ist genau richtig getroffen.

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