Providence

Providence, Band 2

von Alan Moore, Jacen Burrows (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. August 2016

Providence, Band 2

In den Tiefen des Meeres lauert der Wahnsinn. Er schläft seit Ewigkeiten und sein Erwachen würde die Vernichtung der Menschheit zur Folge haben. Das wusste zumindest der Autor H. P. Lovecraft zu berichten. Wenn sich nun ein zeitgenössischer Autor und Visionär wie Alan Moore derselben Thematik annimmt, kann man davon ausgehen, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Das muss nun der zweite Band der Graphic Novel von „Providence“ beweisen, die in Zusammenarbeit mit Jacen Burrows entstanden ist.

Mittlerweile hat der Journalist Robert Black alle Brücken hinter sich verbrannt. Denn nachdem er mehrere Wochen nicht zur Arbeit erschienen ist, will er sich auf sein geplantes Buch und die Erforschungen der alten Parallelgesellschaften konzentrieren. Seine Suche führt ihn nach Manchester, wo er mehrere seltsame Leute trifft. Einen Dr. North, der sich als Mitglied einer „Erweckungskirche“ bezeichnet, ein seltsames Mädchen namens Elspeth, einen Regierungsagenten namens Frank Stubbs. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Einem Albtraum von seiner Vermieterin folgt eine Flucht aus deren Haus und die Übernachtung bei Dr. North und seinem Kollegen Montague. Danach bekommt er endlich die Möglichkeit, auf die er gewartet hat. Er nimmt „Das Buch über die Weisheit der Sterne“ in Augenschein und verliert sich in der Materie. Und er verliert Zeit, Wochen sogar. Danach droht er den Verstand zu verlieren, denn er erlebt Dinge, die nicht real sein können. Selbst als er den Maler Pitman und den Autor Carver trifft, geschieht Unerklärliches.
Zwischen den einzelnen Kapiteln als Graphic Novel findet der Leser die Einträge des Protagonisten in seinem Tagebuch, mit seiner Sicht des Geschehens. Und wen überrascht es, dass er sich an bestimmte Dinge völlig anders erinnert…

Alan Moore verfolgt im zweiten Teil von „Providence“ den Weg der Handlung unbarmherzig für seinen Protagonisten. Dabei trifft dieser nicht nur auf ein wildes Sammelsurium von Charakteren aus den Originalwerken von Lovecraft und seinen Kollegen. Mehr als das, er hat sogar eine Begegnung mit H. P. Lovevcraft selbst.
Alan Moore macht sich eindrucksvoll daran, den Verstand seines Protagonisten sukzessive zu zerrütten. Sind es zu Beginn noch Kleinigkeiten, die einfach nicht stimmen, muss Robert Black im Laufe der Handlung immer mehr schreckliche Ereignisse durchmachen, die er allesamt durch logische Schlussfolgerungen zu erklären versucht. Der Moment ist nicht mehr fern, an dem er sich von dem Gedanken trennen muss, dass alles was er erlebt hat, auf beunruhigende Weise wahr war und tatsächlich geschehen ist. Das wird der Moment sein, an dem sein Verstand endgültig zerbricht. Ein Szenario wie aus einem Roman von Lovecraft oder in der Handlung einer „Cthulhu“-Rollenspielsession. Allerdings passiert dies nicht im zweiten Band der Reihe, sondern in einem der Folgebände. Man darf wirklich gespannt sein, denn die Handlung und auch die Tagebucheinträge harmonieren hervorragend mit dem Zeichenstil von Jacen Burrows. Kenner, Fans und auch Anhänger der Lovecraft’schen Welten können hier bedenkenlos zugreifen.

Der zweite Band von „Providence“, dem jüngsten Geniestreich von Alan Moore, führt dessen Protagonisten ein weiteres Stück in den Abgrund, in den Wahnsinn. Das von Jacen Burrows illustrierte Werk ist mehr als nur eine reine Lovecraft-Huldigung. Es stellt den Absturz einer Person in ein Horrorszenario dar, das diese selbst nicht wahrhaben will. Ein Pflichtkauf, nicht nur für Fans von Alan Moore.

Details

Bewertung

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