100% Marvel
Ghost Rider - Nackte Angst
von Matthew Clark, Rob Williams
Rezension von Stefan Cernohuby
| 15. März 2012
Flammende Totenschädel, nietenbesetzte Bikerkleidung und der Wunsch nach Rache gehören entweder zum Cover einer klassischen Rockband oder zu einer der bekanntesten Comic-Gestalten: Dem Ghost Rider. In der Reihe 100% Marvel ist ein neuer Band erschienen, der sich genau diesem Anti-Helden widmet und welcher den Titel "Nackte Angst" trägt. Doch welche Angst soll der Ghost Rider noch haben?
Mittlerweile ist die (traurige) Geschichte von Johnny Blaze, dem ersten bekannten Ghost Rider des Marvel-Universums hinlänglich bekannt, aber fassen wir noch einmal in Stichwörtern zusammen. Pakt mit dem Teufel, um seinen krebskranken Vater zu retten, gescheitert, hereingelegt und nun gewissermaßen Rachegeist im Auftrag der Hölle.
Kein Wunder dass Johnny mit diesem Zustand nicht unbedingt zufrieden ist, denn wer will sich schon regelmäßig das Fleisch von der Haut brennen lassen und als Knochengerüst mit einem (zugegebenermaßen heißen) Bike durch die Weltgeschichte rasen? Er jedenfalls nicht mehr. Als er sich gerade mal wieder selbst bemitleidet tritt ein Mann namens Adam an ihn heran und bietet ihm eine Möglichkeit an, den Rider loszuwerden. Obwohl er ein mulmiges Gefühl im Bauch hat, nimmt er das Geschäft an und gibt seine Bürde ab. Doch Adam – ja, DER Adam – hat seine eigenen Pläne mit einer eigenen Ghost Riderin, möchte er doch die Welt von der Sünde reinigen – restlos!
Wenn man bei einer Geschichte sagt, man soll nicht bei Adam und Eva anfangen, ist eigentlich gemeint, man soll nicht so weit ausholen. Doch in der Geschichte von Rob Williams mit den Zeichnungen von Matthew Clark, haben mehrere langdienende biblischen Gestalten einen Auftritt. Neben Adam ist es natürlich der höllische Mephisto, den man getrost als eine Inkarnation des Teufels ansehen kann. Doch abgesehen davon, dass die Handlung ab dem Zeitpunkt, wo Blaze kein Ghost Rider mehr ist, durch einen Zombie relativ skurril wird, gibt es auch noch einen Kritikpunkt an die deutsche Redaktion. Ja, es ist immer nett wenn man einige Anspielungen auf den Zielmarkt anbringt. Aber ein Satz wie „Ich weiß, dies ist die Hölle, aber wir sind hier nicht bei RTL…“ ist leider nicht tragbar. Das ist nicht die einzige Stelle mit einer derartigen Bemerkung.
Da die Handlung trotz des einen oder anderen Lachers nur mittelmäßig gelungen ist, muss das Endergebnis leider als unterdurchschnittlich bezeichnet werden, obwohl zumindest die Illustrationen größtenteils passend sind.
Wovor der Ghost Rider wirklich „Nackte Angst“ hat, kommt leider genauso wenig heraus wie einer der Hauptpunkte der Handlung. Nachdem die Geschichte leider wirklich nicht überragend ist, gibt es darüber hinaus einige seltsame Beiträge der deutschen Redaktion, welche das Ergebnis ebenfalls nicht verbessern. Daher ist der Band trotz guter Illustrationen nur wahren Fans des Ghost Rider zu empfehlen – und auch diesen nur mit Vorbehalt.
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