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David Sporrer spricht über sein Soloprojekt grillenfaenger

Beitrag von Stefan Cernohuby | 06. Mai 2015

Manche Künstler legen gewissermaßen „Kunstpausen“ ein - so scheint es zumindest für die Fans und Kenner ihrer Musik. Da gab es das letzterschienene Album und dann einige Jahre Stille. Doch natürlich sind die wenigsten Musiker wirklich untätig. David Sporrer, früher mit der Band [kaleidoskop] auf Tour, hat nun mit „sommer. nachts. traum.“ das erste Album seines neuen Projektes „grillenfaenger“ vorgestellt. Wir haben ihn zu einem Interview gebeten, um herauszufinden, warum man so lange auf seinen aktuellen Tonträger warten musste und welche Entwicklung er in den letzten Jahren durchgemacht hat.

Janetts Meinung:
Hallo David, wir kennen dich und deine Musik nun schon eine ganze Weile. Warum hat es so lang bis zum aktuellen Album gedauert?

David Sporrer:Der Veröffentlichung von „sommer. nachts. traum.“ ist eine intensive Phase des Rückzugs vorausgegangen. Die Arbeit an meinem Debütalbum war zum einen eine bewusste Besinnung auf vorhandenes Liedermaterial („der sommer war groß“), das Ausarbeiten alter Skizzen (etwa „mach das Licht an“) und das konzeptionelle Einbetten der jüngeren Lieder („babel“) in ein stimmiges Gesamtbild. Das Album ist also mit der Zeit gewachsen.

JM:
Was erwartet uns auf deinem neuen Album? Welchem Stil würdest du es zuordnen?

DS:
„sommer. nachts. traum.“ erzählt von einer Reise, ist Soundtrack zum Leben, Wegbeschreibung, Märchen und klangliche Traumlandschaft. Eine stilistische Zuordnung, die überlasse ich gerne dem Zuhörer. Der Stil ist nicht wichtig, wenn es nur gelingt, Menschen zum Zuhören zu bringen.

JM:
Viele Musiker experimentieren gerne. Hast du auf diesem Album musikalische Experimente durchgeführt oder gar mit technischen Mitteln gespielt?

DS:
Das Wort „Handgemacht“ ist ein Schlüsselwort und zieht sich durch das ganze Album. So wurden den Gitarren mit einem E-Bow schwebende Klangflächen entlockt, die man im ersten Moment einem Keyboard zuordnen würde. Ich habe einzelne analoge Klänge aufgenommen und rückwärts abgespielt, etwa bei „slebn geht nach vorn“. Im Garten musizierende Grillen kamen zu einem Gastauftritt bei „wie der wilde flieder“.

JM:
Was ist dein persönliches Lieblingslied auf dem Album und warum?

DS:
Das ist wohl „der sommer war groß“. Es ist einerseits mit der Textstelle im Refrain namensgebend für das Album, andererseits macht das Lied im Aufbau eine starke Entwicklung durch, die sich zu einem beinahe symphonischen Höhepunkt aufschwingt.

JM:
Wie offen bist du für neue Ideen und Einflüsse?

DS:
Einflüsse kommen von überall und es ist wesentliche Aufgabe eines Künstlers oder Musikers auf diese zu reagieren, eine geeignete Antwort zu finden und dabei im besten Fall eine eigene Formensprache zu entwickeln.
Vieles in der direkten Studioarbeit ist nicht planbar, passiert spontan und einige der hörbar gewordenen Ideen auf dem Album sind auch Ergebnis der Intuition des Augenblicks.

JM:
Welche persönliche Entwicklung haben du und deine Musik durchgemacht?

DS:
Musik reflektiert IMMER die persönliche Entwicklung, wenn auch der direkte Kontext sich im Laufe der Zeit verschiebt, Lieder entwickeln mitunter ein Eigenleben. Wonach ich bei diesem Album vor allem auf der Suche war, war eine möglichst direkte Sprache, unverstellte Emotion und das im besten Fall mit einem hörbaren Quäntchen Selbstironie.

JM:
Einige deiner Lieder klingen ein wenig nach Hommagen an Bands wie U2. Hast du bewusst Elemente, die an Vorbilder erinnern, einfließen lassen?

DS:
Studioarbeit ist zuerst einmal Reduktion aufs Wesentliche – welche Noten, welche Klänge braucht ein Lied wirklich? Es sind die Lieder selbst, die nach einer bestimmten instrumentellen und produktionstechnischen Herangehensweise rufen. Der Einsatz von Delay auf den Gitarren, etwa in „wenn das hier himmel heißt“ oder „slebn geht nach vorn“, ist in der Tat ein von U2 inspiriertes musikalisches Stilmittel.

JM:
Früher warst du Frontman einer Band namens [kaleidoskop]. Hat sich das Bandkonzept für dich als untauglich erwiesen oder gab es, wie der Name suggeriert, zu viele unterschiedliche Einflüsse in der Musik?

DS:
Eben diese unterschiedlichen Einflüsse haben das Bandprojekt [kaleidoskop] - in klassischer Beatles-Besetzung - ausgemacht. Aus dieser Reibungsenergie heraus haben die Lieder zu ihrer endgültigen Form gefunden. So gesehen - zu viele unterschiedliche Einflüsse in der Musik kann es gar nicht geben.

JM:
Wo liegt für dich der Hauptunterschied zwischen [kaleidoskop] und grillenfaenger?

DS:
Würde ich dem Bandprojekt [kaleidoskop] ein Genre zuordnen, dann wäre das „Alternative Rock“ mit einem Schuss urbanem „Industrial“. Im Soloprojekt grillenfaenger steht die Erzählung noch mehr im Vordergrund. Für eine Umsetzung auf der Bühne ist also essentiell, dass jedes einzelne Lied auf einem Instrument plus Stimme „funktioniert“.

JM:
Deine letzten beiden Alben waren teilweise rockig, das neue Album erinnert auszugsweise sogar an deutschsprachige Chansons. Hast du der Rockmusik den Rücken gekehrt?

DS:
Vom hotelzimmervernichtenden Rockmusiker war ich bislang relativ weit entfernt. Rock ist für mich auch ein anderes Wort für Kraft, die von der Musik ausgeht. Ob ein Lied die Kraft besitzt, um als Rock durchzugehen, liegt ganz im Ohr des Zuhörers.

JM:
Wo kann man den grillenfaenger heuer noch sehen?

DS:
Auf diversen Singer/Songwriter-Bühnen (siehe www.grillenfaenger.at). Aktuell wird nach „wenn das hier himmel heißt“ an dem zweiten Musikvideo zu „wir kommen da durch“ gearbeitet, das demnächst auf YouTube veröffentlicht wird.

JM:
Wie geht’s weiter mit dem grillenfaenger?

DS:
Die Arbeit an dem aktuellen Album mit Frühlingsbeginn 2015 abzuschließen, war mir persönlich als Statement wichtig. Die positive Kraft nach vorne, die ich auf den Tonträger bannen wollte, hat mich persönlich weiter gebracht - als Interpret, Toningenieur und auch als Produzent. Jetzt heißt das Ziel: mit diesen Liedern an die Öffentlichkeit zu gehen.

JM:

Wir danken dir für deine Zeit und das Interview und wünschen viel Erfolg mit dem neuen Projekt!