Der Seelenbrecher

von Sebastian Fitzek
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Februar 2009

Der Seelenbrecher

Ein Psychothriller kann versuchen, mehrere Dimensionen zu erklimmen. Wenn es um ein Dokument in einem Buch geht, in dem Charaktere vom Schicksal anderer Charaktere lesen, hat man bereits zwei Ebenen. Dann auch noch den wirklichen Leser zu beeinflussen, ist definitiv schwierig. Diesen Versuch unternimmt Sebastian Fitzek mit seinem neuen Roman "Der Seelenbrecher". Ein Buch, das wir uns näher ansehen wollen.

Alles beginnt mit einem Experiment. Einige Studenten wollen sich eine Kleinigkeit dazuverdienen. Bei dem Versuch geht es um das Studium eines Dokuments. Dieses beschreibt die Aufzeichnungen eines Psychiaters näher, in denen ein Patient einen traumatischen Bericht abgegeben hat. Denn gemeinsam mit einigen anderen wurde er zum Opfer des "Seelenbrechers". Opfer eines Psychopathen, der mit Vorliebe Frauen, die mitten im Leben standen, in einen komaähnlichen Zustand versetzte, aus dem sie trotz der Bemühungen zahlreicher Experten nie wieder erwachten. In der Erzählung geht es um persönliche Schuld, eine neuartige Behandlungsmethode und eine Menge Gewalt.
Die Studenten werden immer weniger und am Ende sind es nur noch zwei, die bereit sind das Experiment bis zum Ende durchzuziehen. Diese müssen dabei schockiert erkennen, das der Autor des Berichts nicht derjenige ist, für den sie ihn halten. Hat der Versuch, obwohl die Geschehnisse schon Jahre zurückliegen, auch für sie Folgen?
Und zuletzt muss man sich noch fragen, ist der Roman in der Lage sich auf den Leser auszuwirken?

Sebastian Fitzek unternimmt im Roman "Der Seelenbrecher" tatsächlich den Versuch ein Buch über das eigentliche Medium hinauszuheben. Abgesehen davon, dass Charaktere während der Handlung mit einem anderen Schriftstück konfrontiert werden und dabei die Seitenzahlen in ihrer Zählform wechseln, hat der Verlag für ein besonderes Gimmick gesorgt. So findet sich im letzten Teil des Romans ein täuschend echtes Post-It mit einer scheinbar handgeschriebenen E-Mail Adresse. Schreibt der interessierte Leser eine Mail an selbige Adresse, bekommt er einen Link zu einer Homepage zugeschickt, auf der sich das Lösungswort befindet, das ihn selbst von den möglichen Folgen des Experiments - denn schließlich hat er daran teilgenommen - schützt.
Die Idee für diesen Hintergrund ist sehr gut und Sebastian Fitzek hat ja schon mehrfach bewiesen, dass er durchaus dazu in der Lage ist, gut zu schreiben. Leider ist die Umsetzung bei weitem nicht so gelungen wie die Idee. Schon auf den ersten Seiten ist einem klar, dass es sich bei einer der Personen, die im Rückblick vorkommen, um den Professor handelt, der den Versuch leitet. Somit wird auch schnell klar dass dieser nicht zu Tode gekommen sein kann, denn ansonsten würde er ja den Versuch nicht leiten.
Auch das zusätzliche Interesse, das auch in bei Youtube veröffentlichten Videos und Diashows gegipfelt ist, kann leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein ambitionierter Versuch leider nur ein durchschnittliches Ende gefunden hat. Zwar werden Kenner von Fitzeks Romanen und Liebhaber von Psychothrillern ihre Freude an "Der Seelenbrecher" haben, jedoch hat das Werk bei weitem nicht dieselbe Qualität wie sein Vorgänger "Amokspiel".

Sebastian Fitzeks neuer Roman "Der Seelenbrecher" beschäftigt sich mit einem Experiment und stellt auch selbst eines dar. Der Versuch mit den üblichen Konventionen eines Buches zu brechen ist allerdings nur mittelmäßig gelungen. Daher kommt das Werk qualitativ nicht an seine Vorgänger heran und kann nur Fans Fitzeks und des Genres uneingeschränkt empfohlen werden. Andere Leser könnten ein wenig enttäuscht werden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2008
  • Umfang:
    361 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3426637928
  • ISBN 13:
    9783426637920
  • Preis (D):
    7,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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