Passagier 23

von Sebastian Fitzek
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. November 2014

Passagier 23

Es gibt Orte, an denen nicht die Gesetze bestimmter Länder gelten. An diesen funktioniert alles etwas anders und man könnte sie sowohl als fahrende Städte als auch Enklaven bezeichnen: Kreuzfahrtschiffe. Doch sie sind auch für andere, weniger positive Aspekte bekannt, darunter blinde Passagiere und Selbstmörder - oder zumindest sieht es oft so aus. Dies ist eines der Themen, denen sich der neue Roman von Sebastian Fitzek widmet. Dieser trägt den Titel "Passagier 23".

Martin Schwartz ist nicht nur der Mann fürs Grobe bei der Polizei. Er arbeitet auch bis zur Selbstaufgabe, verlangt sich alles ab und agiert ohne Rücksicht auf sich und auf sein eigenes Leben zu nehmen. Das liegt unter anderem auch daran, dass seine Frau und sein Sohn auf einer Kreuzfahrt von Bord verschwunden sind - alles wies damals auf Mord und Selbstmord durch seine Frau hin. Seitdem hat er auch kein Kreuzfahrtschiff mehr betreten. Als ihn unvermittelt eine alte Frau kontaktiert, die ihm von einem Mädchen erzählt, das mit dem Teddybären seines Sohns an Bord desselben Schiffes aufgetaucht ist, begibt er sich an den Ort des Geschehens. Dort stößt er nicht nur auf ein traumatisiertes und hochbegabtes Kind, sondern findet nach und nach auch heraus, dass zumindest auf diesem Schiff ein Serientäter am Werk ist, dem vermutlich schon seine Familie zum Opfer gefallen ist. Doch die Geschichte hat viele Ebenen. Zum einen will die Gesellschaft des Kreuzfahrtschiffs die Geschehnisse unter Verschluss halten, da sie ihrem Geschäft schaden. Zum anderen scheint es einen Plan hinter den Entführungen zu geben, der sich irgendwie um Missbrauchsopfer dreht. Doch da gibt es noch zahlreiche weitere Schichten der Zwiebel...

Vermisste und mögliche Selbstmörder auf Schiffen kommen tatsächlich so häufig vor, wie der Autor es in diesem Buch ausführt. Daher ist "Passagier 23" ein Begriff, der einen wahren Hintergrund hat. Auch viele der anderen Themen im Buch sind aus der Realität gegriffen, wenngleich nicht unbedingt in dieser Zusammenstellung und vor allem in einem einzigen Roman. So kann man dem Autor möglicherweise vorwerfen, vielleicht ein wenig zu viel des Guten getan zu haben. Entführung und Mord gehören bei einem Thriller ja schon beinahe zum regulären Inventar. Missbrauch, vor allem jener durch Frauen, ist ein einigermaßen mutiges Thema. Dann kommen jedoch verschachtelte Rachemotive, Personen im Hintergrund, Verschwörungen und der verwirrende Abschnitt aus dem Prolog vor, der erst am Ende aufgelöst wird. Wie nochmals eine Ebene über die eigentliche Geschichte gestülpt wird, ist schon ebenfalls ein wenig übertrieben. Von den Ingredienzien hätten es wirklich einige weniger sein können. Spannend ist das Werk allemal, auch wenn der Protagonist eher Mitleid erregt, als wirklich als Held überzeugen zu können. Fesselnd ist es auch und Aufreger beinhaltet es ebenfalls. Also ein typischer Thriller mit mehr Elementen, als die Leser eigentlich benötigen würden. Dementsprechend ist "Passagier 23" für uns zwar ein gutes Buch, ein guter Fitzek, aber letztlich nicht ganz herausragend, weil es irgendwann zu viel wird. Fans dürfen aber trotzdem bedenkenlos zugreifen.

"Passagier 23" ist der neueste Thriller des deutschen Literatur-Shooting-Stars Sebastian Fitzek. Obwohl die auf einem Kreuzfahrtschiff angesiedelte Handlung spannend, unterhaltsam und schockierend ist, hat der Autor es leider etwas mit der Integration verschiedener Themen übertrieben. Aus diesem Grund ist das Werk, das Fans sicherlich trotzdem zusagen wird, von uns nicht mit der Höchstwertung bedacht worden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2014
  • Umfang:
    426 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    342619919X
  • ISBN 13:
    9783426199190
  • Preis (D):
    19,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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