Die Quellen der Malicorn

von Ju Honisch
Rezension von Stefan Cernohuby | 07. Februar 2017

Die Quellen der Malicorn

Von gewissen Wesen aus der Mythologie hat man eine ziemlich klare Vorstellung, obwohl sie niemals wirklich existiert haben. Ein Einhorn kennt man in diesem Zusammenhang meist sanft, rein und friedlich. Doch wie man so schön sagt, in Legenden steckt meist ein Körnchen Wahrheit. Dass dieses Körnchen vielleicht nicht unbedingt für alle Vertreter stehen muss, zeigt Ju Honisch in ihrem Roman „Die Quellen der Malicorn“.

Kanura ist der Sohn des Fürsten Esteron, des Leithengstes über alle Ra-Yurich. Jenes Volk der Einhörner, das für Weisheit, Kunst und das Streben nach Frieden steht, wird seit geraumer Zeit von Kelpies angegriffen. Die Wasserpferde lauern in Quellen und haben einen von Kanuras Freunden getötet. Wider besseres Wissen kehrt er an den Ort des Hinterhalts zurück. Dort übergibt ihm eine der tot geglaubten Quellnymphen ihren Seelenstein, bevor er von ihrem Verfolger angegriffen wird. Mehr durch Glück tötet er den Kelpie mit seinem Horn, wird dann aber von dessen Gefährten verfolgt. Er flieht und erreicht gerade noch seinen Vater, wird dann aber ins Wasser gezogen.
Das Mädchen Una ärgert sich immer noch darüber, von ihrem Exfreund in die Wüste geschickt worden zu sein, als in einer Quelle ein verletzter junger Mann auftaucht. Irgendetwas an ihm ist seltsam, nicht nur, dass er sich offenbar durch ihren Gesang von seinen Wunden erholt. Schnell findet sie jedoch heraus, dass die heiligen irischen Quellen offenbar Tore zwischen den Welten darstellen, besonders als sie sich mit dem Fürstensohn Kanura, der sich kurz darauf als Einhorn offenbart, in einer fremden und feindseligen Welt wiederfindet. Als sich Kanuras Vater mit dem Gelehrten Perjanu auf die Suche nach seinem Sohn begibt verpasst er diesen, trifft dabei aber Irene, Unas Mutter. Diese kann die Wahrheit, dass Sagengestalten tatsächlich existieren, mit ihrem Hang zu Esoterik und alten Sagen leichter akzeptieren. Doch inmitten aufkeimender Gefühle finden sich alle Beteiligten in einer Auseinandersetzung wieder, die sich zu einem richtigen Krieg entwickeln könnte...

Auch wenn wir Menschen für Missverständnisse, Auseinandersetzungen, Kriege und Genozid bekannt sind, haben wir diese Begriffe nicht für uns gepachtet. In einer Parallelwelt ist es durchaus denkbar, dass andere Völker die gleichen Konflikte ausfechten, die auf derselben Gier nach Macht basieren. Es ist allerdings ein wenig befremdlich zu lesen, wenn Einhörner in den Krieg ziehen, obwohl schon zu Beginn klargestellt wird, dass die Menschen ein reichlich verklärtes Bild der Hornträger haben. Auch die Sache mit der Reinheit wird ein wenig anders gesehen, was zu erotischen Ausschweifungen zweier unterschiedler Generationen führt. Neben guten Einhörnern, bösen Einhörnern und Quellnymphen gibt es noch eine Menge anderer mythologischer Gaststars. Dazu zählen Kentauren, Pelzschrate und eine alte keltische Göttin der Pferde und des Krieges.
Das Hauptthema des Buchs sind nicht die im Zentrum stehenden Einhörner, sondern Macht, Machtmissbrauch, Gier und die Bereitschaft alles zu tun, um jegliches Hindernis auf dem Weg zum Ziel aus dem Weg zu räumen. Dieser Fokus wird bis zum Ende beibehalten, was dem Buch sicherlich absichtlich ein wenig das Märchenhafte nimmt. Doch das könnte der Grund sein, warum das Werk nicht restlos überzeugt.

„Die Quellen der Malicorn“ ist ein phantastischer Roman von Ju Honisch, in dem Einhörner eine wichtige Rolle spielen. Doch hauptsächlich geht es um Macht, Krieg und Gier, die durch Liebe, ein wenig Erotik und Gesang kompensiert werden. Obwohl das Buch spannend ist und gut unterhält, ist die Stimmung, die der Roman verbreitet, beinahe ein wenig zu ernst. Dennoch handelt es sich um vielseitige Unterhaltung, die wir gerne empfehlen können.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    06/2016
  • Umfang:
    3330 KB
  • Typ:
    eBook
  • Altersempfehlung:
    16 Jahre
  • ASIN:
    B01HQI9JLO
  • Preis (D):
    6,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
Affiliate Links

Könnte Ihnen auch gefallen: