Wild Cards
Die Cops von Jokertown
von George R. R. Martin
(Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby
| 08. Dezember 2018
Will man Ordnung in irgendeiner Form bewahren, braucht man auch jemanden, der für diese einsteht. In einer Welt, in der ein Teil der Bevölkerung über Superkräfte verfügt und ein anderer Teil groteske Formen annimmt und kaum mehr menschlich wirkt, benötigt es besondere Persönlichkeiten, um für Recht und Gesetz einzutreten. „Die Cops von Jokertown“ widmet sich diesen in der Welt der Wild Cards, wieder herausgegeben von George R. R. Martin.
In Jokertown geht es meist sehr turbulent zu. Das ist für neue Mitarbeiter bei der Polizei ebenso schwierig, wie für junge Schauspielerinnen, die mit ihrer Karriere durchstarten wollen. Todesfälle sind zwar keine Seltenheit, doch wenn sich Polizisten eines Mordes verdächtig machen und dann einen Sündenbock jagen, wie der drachenartige Streifenbulle Lu Long es tut, kann dies zu großen Umwälzungen führen.
Wie die frühen „Wild Cards“-Romane ist „Die Cops von Jokertown“, im englischen Original 2011 als „Fort Freak“ erschienen, aus verschiedenen Perspektiven und von unterschiedlichen Autoren erzählt.
Da gibt es unter anderem den jungen Joker Marcus, der als Mensch mit Schlangenunterkörper in Jokertown landet und dann gleich eines Verbrechens verdächtigt wird. Da sind Oddity, eine Joker-Entität, die aus drei verschiedenen Personen im gleichen Körper besteht. Allerdings leidet eine von ihnen unter schwerer Demenz. Und da ist der alte Cop Leo, den ein Fall aus den 1970ern nicht loslässt und den er unbedingt lösen will. Doch auch der Mord an Twitch, einem superschnellen Ass, zieht sich wie ein roter Faden durch alle Geschichten.
George R. R. Martin hat in diesem Band selbst keine Geschichte beigesteuert, sondern nur als Herausgeber fungiert. Für die einzelnen miteinander verknüpften Episoden waren unter anderem Paul Cornell, Stephen Leigh, John Jos. Miller, Melinda M. Snodgrass und der kürzlich verstorbene Victor Milán verantwortlich. Sie haben zwei parallele Zeitstränge geschaffen und viele verschiedene Perspektiven, die alle zusammen ein großes Ganzes, ein eigenes Bild und eine stimmige Geschichte ergeben. Helden, Schurken, Vigilanten und unbescholtene Bürger sind nur die eine Seite der Medaille. Die andere sind Normalos, Joker, Asse und Zweien – also Menschen mit Entstellungen, Superkräften oder seltsamen Fähigkeiten. Und all das in einem Melting Pot, von dem unsere Version von New York nur träumen kann – schlecht träumen. Und so kann man das aktuell vorliegende Werk, das über 600 Seiten lang ist, auch ohne Geschichte des Prokrastinationsmeisters George R. R. Martin genießen, auch wenn der eigentliche englische Titel im deutschen ziemlich untergeht. Alle Kenner der Reihe, der unterschiedlichen Autoren und der neuen sowie alten „Wild Cards“-Reihen, können hier gleichermaßen unbesorgt zugreifen. Denn der Band weist Verbindungen mit den klassischen Romanen wie auch den neuen Werken auf.
„Die Cops von Jokertown“ sind ein Werk aus der Reihe „Wild Cards“, die klassischerweise von George R. R. Martin herausgegeben werden. Es handelt sich hier um einen Episodenroman, wie er im deutschsprachigen Raum beinahe undenkbar ist. Insgesamt zehn, zum Teil namhafte Autoren und Autorinnen waren beteiligt. Sie haben ein Werk geschaffen, das in sich konsistent ist, zwei verschiedene Zeitstränge und unzählige Handlungsfäden miteinander verbindet. Alle Kenner der Reihe werden begeistert sein. Für Neueinsteiger könnte ein wenig Recherche bezüglich der Prämisse der Welt von Vorteil sein, für die Handlung selbst bedarf es keinerlei Vorkenntnisse.
Details
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Originaltitel:
Wild Cards - Fort Freak
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