Geschichten aus der Nightside
Die dunkle Seite der Nacht
von Simon R. Green
Rezension von Stefan Cernohuby
| 10. Januar 2010
Es gibt viele Sprüche bezüglich der Dunkelheit, der Nacht und ihrer Wechselwirkung. Dennoch ist klar, dass eine richtige Nacht niemals völlig finster sein kann, so lange es Mond und Sterne gibt. Simon R. Green unternimmt in seinem Roman "Die dunkle Seite der Nacht", welcher den Auftakt seiner Reihe "Geschichten aus der Nightside" darstellt, einen Ausflug in Gefilde, in denen diese Regeln nicht gelten. Denn in der Nightside ist nichts so, wie anderswo.
John Taylor ist ein völlig erfolgloser Privatdetektiv. Zumindest in der richtigen Welt, denn er hat weder das Talent zur Beschattung, noch jenes, logische Schlüsse zu ziehen. An einem anderen Ort war er jedoch früher einmal eine große Nummer. Denn dort besitzt er das Talent alles und jeden zu finden. In der Nightside, wo es immer Nacht ist, seltsame Kreaturen gemeinsam mit Menschen zusammenleben und das Leben alles ist, nur nicht langweilig. Als eine Klientin ihn bittet, ihre verschwundene Tochter in der Nightside aufzuspüren, beschließt er, ein letztes Mal in diese Spiegelwelt einzutauchen. In eine Welt, in der Götter auf der Straße leben, die Zukunft nur einen Wimpernschlag entfernt ist und selbst die besten Freunde Auftragskiller, Mörder, Söldner und Besessene sind. Das ist die Welt, in der sich John Taylor wohl fühlt und in der die meisten Leute Angst vor ihm haben. Ohne etwas von seiner eigenen Herkunft oder Vergangenheit zu wissen, beißt er sich an dem Fall fest, denn zahlungskräftige Klienten lässt er nicht im Stich. Doch die Nightside ist gnadenlos. Eines ist gewiss, unblutig wird die ganze Angelegenheit nicht ausgehen.
Manche Reihen beginnen mit einem Paukenschlag, andere eher etwas verhalten. Überraschenderweise ist es bei Simon R. Greens Reihe "Geschichten aus der Nightside" so, dass der erste Teil der Serie - konträr zu dessen übrigen Werken - eigentlich wenig verheißungsvoll ist. Überraschend deshalb, weil man andere Reihen und Einzelromane kennt, die alle gleich mit Volldampf starten. Die Geschichte ist zwar witzig geschrieben und auch die wichtigsten Charaktere, wie zum Beispiel Flinten-Suzie oder Eddie Messer, werden eingeführt und man bekommt einen guten Eindruck von ihnen. Gleiches gilt für den ewigen Barkeeper Alex Morrisey, der im Verlauf der weiteren Handlung noch eine wichtige Rolle spielen wird. Doch trotz dieser Vorzüge kann das Buch als ganzes nicht wirklich überzeugen. Das liegt daran, dass die ganze Handlung des ersten Romans im Grunde keine wirkliche Substanz hat, sondern nur einen Vorwand darstellt, um den Protagonisten an den Ort des Geschehens oder besser gesagt in die Nightside zu locken. Vielleicht liegt das Problem in Wahrheit auch darin begründet, dass der Autor zu viel von seinem Plan für die ganze Serie bereits im ersten Band andeuten will. Zum Glück hat sich dieses Phänomen im Verlauf der Folgeromane soweit aufgelöst. Zum kompletten Bild der Reihe gehört jedoch auch "Die dunkle Seite der Nacht".
"Die dunkle Seite der Nacht", der erste Band der Reihe "Geschichten aus der Nightside" kann leider nicht wirklich überzeugen. Zu aufgesetzt und zu farblos wirkt die Handlung des ersten Romans. Da sich die Reihe bekannterweise hervorragend weiter entwickelt, ist das zwar nicht völlig befriedigend, der Beginn der Saga jedoch für die Lektüre des kompletten Werks notwendig.
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