Geschichten aus der Nightside
Spur in die Vergangenheit
von Simon R. Green
Rezension von Stefan Cernohuby
| 05. August 2009
In einer längeren Serie gibt es meistens zahlreiche unverknüpfte Fäden, die der Autor bei Gelegenheit wieder verknüpfen könnte. Doch während es bei vielen Autoren bei dem könnte" bleibt, ist Simon R. Green in seiner Reihe "Geschichten aus der Nightside" in der Abarbeitung noch offener Themen sehr effizient. Dies zeigt sich auch im neuesten Band der Reihe, der den Titel "Spur in die Vergangenheit" trägt.
Die Nightside - ein ewig düsterer und geheimnisvoller Stadtteil in London, in dem es immer kurz vor dem Morgengrauen ist - bereitet sich auf das schlimmste vor. Seit John Taylor als Sohn Liliths identifiziert wurde und selbige beschlossen hat, jenen magischen Stadtteil, den sie einst erschaffen hat, wieder zu zerstören, machen alle einen großen Bogen um den Detektiv, inklusive Engeln, Dämonen und ehemaligen Freunden. Zumindest fast alle, denn der existentialistische Detektiv Tommy Oblivion versucht einen gemeinsamen Auftrag mit John Taylor zu ergattern, vermutlich um seine Reputation aufzubessern - obwohl kaum jemand so verhasst ist wie Taylor. Und da ist noch Flintensuzie, die sich ihm zur Seite stellt, als John Taylor eine gefährliche Reise in die Vergangenheit antreten will, um endlich herauszufinden, warum Lilith ihre eigene Schöpfung zu vernichten trachtet. Dabei ist er allerdings alles andere als subtil und überschreitet mehrfach die Grenze dessen, was eigentlich den Bösewichten in Geschichten vorbehalten ist. Denn so bleibt die Frage, ob John am Ende nicht doch selbst verantwortlich für den Untergang der Nightside, der Welt und des ganzen Rests sein wird...
Obwohl die Geschichte ein ähnlich rasantes Tempo hinlegt wie die Vorgängerbände und auch durchaus amüsante Dialoge und Begebenheiten enthält, wird dem Leser spätestens ab der Mitte des Romans eines klar: Die Zeit der unbeschwerten Späße ist für immer vorbei. Wenn sich John Taylor in die Herzensangelegenheiten eines mächtigen Magiers einmischt, dabei die Talente seiner Mitreisenden schamlos ausnutzt und Unschuldige sterbend zurücklässt, macht man sich keine positiven Illusionen mehr bezüglich seines weiteren Werdegangs. Sein einziger Rettungsanker ist anscheinend seine Freundin Suzie, mit der ihn ein immer festeres Band verbindet. Allerdings ist den beiden (zumindest beziehungstechnisch) noch kein Happy-End vergönnt, zu tief sitzen einige alte Wunden.
Für alle regelmäßigen Leser der Reihe ist der fünfte Band der Serie "Geschichten aus der Nightside" von Simon R. Green in jedem Fall empfehlenswert. "Spur in die Vergangenheit" löst nicht nur einige Rätsel aus den Vorgängerbänden auf, das Buch ist überdies spannend und actionreich. Es strotzt vor Anspielungen auf andere literarische Schöpfungen und macht humortechnisch auch vor den großen Weltreligionen nicht Halt. Einzig und allein die Tatsache, dass sich der Protagonist mittlerweile in eine Richtung entwickelt, welche dem Leser langsam aber sicher ein wenig unsympathisch werden könnte, böte die Möglichkeit zu ein wenig Verdruss. Davon aber einmal abgesehen kann man nur zum Kauf des Buchs raten.
"Spur in die Vergangenheit", der fünfte Band von Simon R. Greens Serie "Geschichten aus der Nightside", weiß von tiefgreifenden Veränderungen des Protagonisten und einer gefährlichen Reise durch Raum und Zeit zu berichten. Auch wenn die Änderungen John Taylors nicht jedem gefallen werden, kann der Roman dennoch überzeugen und macht sehr neugierig auf die Fortsetzung. Fans der Reihe werden dieses Buch mindestens genauso lieben, wie die Vorgängerbände.
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