Herzgrab
von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby
| 16. Januar 2014
Wenn man davon spricht, aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen, ist das eigentlich ein Sprichwort dafür, offen auszusprechende Themen nicht zurückzuhalten. Doch in welchem Zusammenhang könnte dann ein "Herzgrab" stehen? Eine Frage, die sich unter anderem durch das Lesen des neuen Thrillers von Andreas Gruber klären lassen sollte. Denn dieser trägt genau diesen Namen.
Der Polizist Peter Gerinck durchlebt nicht unbedingt gerade die beste Zeit seines Lebens. Nachdem ihn seine Frau mit seinem Kollegen betrogen hat und danach ausgezogen ist, erhält er den Auftrag nach Italien zu reisen, um der Vermisstenmeldung einer österreichischen Staatsbürgerin nachzugehen. Begleitet wird er - welche Überraschung - genau von jenem Kollegen. Ohne zu wissen, dass die Fälle zusammenhängen, empfiehlt er allen negativen Gefühlen zum Trotz der Nichte des Opfers seine Frau als Privatdetektiv. Denn für ihren italienischen Vater, der zwischenzeitlich ebenfalls verschwunden ist, kann er in typischer Beamtenmanier natürlich nicht verantwortlich sein. Während das aktuellste Bild des Malers Salvatore Del Vecchio um 17 Millionen Euro versteigert wird, beginnen sich einige Teile des Puzzles zusammenzusetzen - zumindest für den Leser. Denn er ist Bruder der verschwundenen Wienerin und Vater der Nichte. Die beiden getrennt lebenden Ehepartner beginnen jeweils Ermittlungen aufzunehmen, die eine Verstrickung in Bankengeschäfte und Justiz sowie familiäre Zusammenhänge aufdecken, die letztendlich auch der Grund der Entführungen sind. Und natürlich kreuzen sich die Wege der Protagonisten, die langsam aber sicher dahinter kommen, was es mit dem verkauften Bild und seinen speziellen Farben auf sich hat. Und dabei geraten sie in einen Strudel aus Gewalt, Blut und Tod.
Es gibt Romane, die sich ewig lange damit aufhalten, die Vorgeschichte auszuwalzen, den Leser an das Setting zu gewöhnen und Hintergründe zu erklären. "Herzgrab" gehört definitiv nicht in diese Kategorie. Andreas Gruber wirft die Leser Hals über Kopf in die Handlung, die auch nur sehr selten in ihrer Intensität nachlässt. An Spannung mangelt es ihr also genauso wenig wie an Action und teilweise auch Gewalt und Blutvergießen. Doch leider gibt es auch einige Punkte, die nicht ganz so positiv sind. Zum einen bedient sich der Autor leider zahlreicher Klischees, wenn es um die Beschreibung der Nebencharaktere geht, besonders die italienischen Polizisten und ostdeutschen Ex-Soldaten strotzen geradezu von selbigen. Zum anderen kann man auch bezüglich Vorhersehbarkeit einige Kleinigkeiten herausheben. Ob es nun um die Verwendung von Tarnfarbe und Nachtsichtgeräten geht, die zu Beginn "zufällig" im Kofferraum der Polizisten lagern, oder um die Besonderheiten der Farbe, die für das letzte Bild von Salvatore del Vecchio verwendet wurde, man kann in beiden Fällen schon sehr früh erahnen, worauf das hinauslaufen könnte.
Dennoch kann man dem Roman seine Spannung keineswegs absprechen und auch die Entwicklung der Charaktere ist eine Positive. Zudem macht es sich der Autor keineswegs so einfach, die Geschichte mit einem simplen Happy End aufzulösen. Insofern kann man das Werk trotz der Kritikpunkte allen Thriller-Fans und Kennern ans Herz legen. Denn "Herzgrab" ragt aus der Menge der existierenden Romane des Genres definitiv heraus, ohne jedoch ganz die Spitze erreichen zu können.
"Herzgrab", der neueste Thriller des österreichischen Autors Andreas Gruber, lässt den Leser Hochspannung in der italienischen Toskana erleben. Trotz einigen Klischees und der einen oder anderen leicht vorhersehbaren Wendung ist es die Intensität der Handlung, die vieles wieder wettmacht. In dieser Hinsicht muss sich das Werk keineswegs vor der Konkurrenz vorstecken, im Gegenteil. Liebhaber von Thrillern und Kenner von Andreas Gruber sollten auf jeden Fall zugreifen.
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