Rache-Zyklus

Rachesommer

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. Mai 2010

Rachesommer

Nur sehr selten kommt es vor, dass etwas Böses etwas Gutes hervorbringt. Traumatische Ereignisse betreffen oft mehrere Personen, die mit selbigen unterschiedlich fertig werden. Und jene Bewältigung der Ereignisse kann dann selbst wieder Folgen haben, die außer Kontrolle geraten. Der neue Roman "Rachesommer" von Andreas Gruber erzählt von einer Begebenheit, die genau jene Situationen thematisieren.

Die aus Wien stammende Anwältin Evelyn Meyers ist gerade dabei, den Fall eines verstorbenen Versicherten abzuschließen, dessen Witwe eine Baufirma für seinen Tod verantwortlich macht, als ihr etwas an der Angelegenheit seltsam vorkommt. War in den Fall ein junges Mädchen involviert, das auch schon in einige andere Todesfälle verstrickt war? Obwohl sie für diese Tätigkeit nach einigen etwas fragwürdigen Aktionen beurlaubt wird, geht sie der Sache weiter nach. Eine Sache, die kurz darauf nicht nur einen ihrer Kollegen betrifft, sondern auch zahlreiche weitere Männer.
Gleichzeitig ist Kriminalkommissar Walter Pulaski einem ganz anderen Fall auf der Spur. Ein Mädchen scheint in einer psychiatrischen Klinik in Leipzig Selbstmord begangen zu haben. Jeder will, dass die Angelegenheit schnell abgeschlossen wird, doch Pulaski hat das Gefühl, dass es sich hierbei um keinen freiwilligen Tod handelt. Er forscht nach und kann tatsächlich beweisen, dass das Mädchen ermordet wurde. Wie zum Dank dafür wird ihm der Fall entzogen, obwohl weitere Jugendliche ermordet werden. Und trotzdem lässt der asthmakranke Ermittler sich nicht von weiteren Ermittlungen abhalten, die ihn auch über die Grenzen seiner Zuständigkeit hinaus führen. Und etwas später finden Evelyn und Walter heraus, dass die beiden Fälle zusammenhängen - auf eine Art und Weise, die überhaupt nicht vorhersehbar war...

In der letzten Zeit, insbesondere seit es bestimmte Serien im Fernsehen gibt, sind zwei gleichzeitige Fälle, von unterschiedlichen Ermittlern bearbeitet, nichts Ungewöhnliches mehr. Doch Andreas Gruber geht die Angelegenheit ganz anders an. Zwei Charaktere, die beide ihre Kompetenzen überschreiten und völlig anders angelegten Fällen nachgehen, sind über kurz oder lang auf Konfrontationskurs. Und die Art der Verknüpfung der beiden Verbrechensreihen hat den Titel dieses Romans mehr als verdient. Böse Taten, die Rache zur Folge haben, die wiederum weitere Rache zur Folge haben.
Dem Autor ist es gelungen ein interessantes, spannendes und vor allem überzeugendes Konstrukt an Ereignissen aufzubauen, das sich über Ländergrenzen und Jahre hinweg erstreckt. Und auch wenn gewisse Morde oder Verfolgungsjagden ein wenig unrealistisch wirken, passt dies doch in den Gesamtkontext der Handlung. Interessant gelöst ist auch das Krimi-Dilemma, dass üblicherweise ein Charakter in Mittelpunkt steht. Im Grunde könnte der Autor auf diese Art weitere Romane schreiben, die nur jeweils einer der Hauptpersonen oder doch mit beiden zu tun haben. Da das Werk überdies als Hardcover einen Preis von „nur“ 17,99 Euro aufweist, ist es im Vergleich zu anderen Verlagen noch im unteren Preissegment angesiedelt. Leser, die sich gerne (Psycho-)Thrillern widmen, sind hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse.

Andreas Grubers neuer Roman „Rachesommer“ erzählt von einer Begebenheit mit weit reichenden Folgen. Es gelingt dem Autor überzeugend, zwei scheinbar völlig unterschiedliche Handlungsstränge miteinander zu vereinen und dabei noch eine spannende, unterhaltsame und überzeugende Geschichte zu erzählen. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist völlig in Ordnung. Daher kann dieser Roman jedem Krimi- und Thrillerfan empfohlen werden.

Details

Bewertung

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  • Gefühl:
  • Erotik:
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