Todes-Zyklus

Todesmärchen

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. Oktober 2016

Todesmärchen

Jeder der berühmten Ermittler der Krimigeschichte hatte zumindest einen würdigen Gegner oder Erzfeind. Wie klassisch Moriarty bei Sherlock Holmes, gibt es meist einen Gegenspieler, der den Helden alles abverlangt. Auch der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder aus Andreas Grubers „Todesreihe“ hat eine solche Nemesis. Um diese geht es im Roman „Todesmärchen“, dem bisher persönlichsten Fall des Ermittlers.

Eine der hervorstechendsten Eigenschaften einer Informationskette ist, dass diese aus mehreren Elementen besteht. So erreicht die Nachricht eines sehr speziellen Mordes in Bern zuerst einen pensionierten schweizer Ermittler und dann Maarten S. Sneijder. Denn die ermordete Person hat im Leben von beiden eine einschneidende Rolle gespielt – insofern ist es vielleicht kein Wunder, dass auch in ihren toten Körper etwas geschnitten wurde. Doch man lässt Sneijder nicht allein ziehen, sondern teilt ihm zwangsweise die (un)freiwillige Partnerin Sabine Nemez zu. Sie ist trotz aller Probleme die einzige, die mit dem niederländischen Profiler überhaupt zusammenarbeiten kann. Doch es bleibt nicht bei einem Toten und auch nicht bei Morden in nur einem Land. Die beiden rasen von der Schweiz über Deutschland nach Österreich und scheinen sich im Kreis zu drehen? Worum handelt es sich bei den in die Leichen eingeritzten Symbolen, von denen Nemetz glaubt, dass es sich um Zahlen handelt? Zusätzlich stößt eine junge Psychologin in einem Spezialgefängnis für geistig abnorme Rechtsbrecher auf einen Mann namens Piet van Loon. Einen Mörder, der einst Zahlen in seine Opfer geschnitten hat und einen Faible für Märchen besitzt.
Und was haben die aktuellen Ereignisse mit der Zeit vor fünf Jahren zu tun, als Sneijder van Loon verhaftete?

Zumindest die Zusammenarbeit der beiden Hauptpersonen hat Andreas Gruber schon in zwei Romanen langsam aufgebaut. Trotzdem kommt es ein wenig wie ein Schock, wenn Sabine Nemez gemeinsam mit dem erklärten Menschenfeind die Ermittlungen aufnimmt. Zu Beginn haben wir bereits angedeutet, dass es sich um den bisher persönlichsten Fall von Maarten S. Sneijder handelt, zumindest unter jenen, von denen der Leser weiß. Nur kurz, das ist klares Understatement. Persönlich trifft es zwar, beschreibt die Situation aber bei weitem nicht. Wer sich damit auseinandersetzen will, wie diese Aussage gemeint ist, der muss sich wohl oder übel mit dem Werk selbst auseinandersetzen, denn von der Handlung wird hier einfach nicht mehr verraten. Abgesehen davon, dass die drei unterschiedlichen vorkommenden Handlungsstränge allesamt fesselnd sind, man nicht hundertprozentig sicher sein kann, welcher Strang genau wann spielt und wer gerade Druck auf wen macht. Fakt ist aber, dass es Andreas Gruber geschafft hat, nach den ersten beiden Romanen dieser Serie nochmals eine Steigerung zu schaffen. Kenner der Vorgängerromane sollten unbedingt zugreifen. Umgekehrt ist es allerdings für alle potenziellen Leser zu empfehlen auch „Todesfrist“ und „Todesurteil“ zu kennen.

Mit „Todesmärchen“ lässt Andreas Gruber Ermittler Maarten S. Sneijder zum dritten Mal von der Leine – und diesmal wird es wirklich persönlich. Spannend, fesselnd, vielschichtig, so präsentiert sich die Handlung des dritten Bandes der Reihe. Für jeden Fan führt an dem Werk, bei dem man tiefer in die Psyche des Mörders und von Sneijder vordringt als je erwartet, kein Weg vorbei. Für alle Thrillerliebhaber ist dies ein Roman, den man gelesen haben sollte – nachdem man sich die Vorgänger zu Gemüte geführt hat.

Details

Bewertung

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