Deadpool Special
Deadpool Special - Axis
von Brian Posehn, Gerry Duggan
Rezension von Stefan Cernohuby
| 11. August 2015
Gut und Böse sind Konzepte und gewissermaßen auch Gegensätze. Aber was, wenn jemand beschließt die Veranlagungen zum Guten und Bösen einfach umzukehren? Wenn jeder plötzlich für das Gegenteil dessen stehen würde, wofür er früher gestanden hat? Im Fall des Manchmal-Helden Deadpool ist das gar nicht so einfach zu sagen, womit man zu rechnen hat. Davon handelt unter anderem das Comic „Axis“.
Deadpool hat einige Problem mit dem Alltag. Da sind seine befreiten Abkömmlinge aus Korea, seine äußerst fordernde Frau und die eine oder andere Weltrettug, an der er teilnehmen muss. Als dann alles verändert wird, gibt es eine neue Seite seiner Selbst, die für den Moment die Kontrolle übernimmt. Eine Seite, die einen Zen-Garten anlegt und nach Gewaltlosigkeit strebt – oder zumindest ohne tödliche Gewalt auskommt. Doch obwohl es dadurch zu Eheproblemen kommt, spüren andere die Auswirkungenweit schlimmer. So sterben Deadpools Freunde fast im Gefahrenraum der X-Men, sein junger Freund Evan wird zu Apocalypse und versucht New York zu zerstören. Doch dadurch, dass er wieder er selbst wird (die andere Seite der Achse), gelingt es ihm nicht mehr, die Balance zwischen „normalem“ Leben und seiner Super(helden?)-Existenz zu halten. Glücklich macht das nicht...
Obwohl es ziemlich komisch und amüsant ist, Deadpool als Pseudo-Hippie in weißer buddhistischer Kleidung herumlaufen zu sehen, ist der Grundtenor der Geschichte wieder ein ziemlich negativer. Nach den positiven Ereignissen rund um seine Hochzeit, den Sieg über Dracula und seine Versöhnung mit Cable, scheint das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlagen zu müssen – also von Autorenseite her. Dass den Lesern das nicht unbedingt zusagt, liegt in der Natur der Sache. Vielleicht ist dieses Vorgehen für die Charakterentwicklung wichtig oder auch für das weitere Schicksal der Figur Deadpool, hier macht es aber leider wenig Spaß – abgesehen von seinen zwischenzeitlichen Hippie-Ausflügen. Daher ist der Band eher nur für große Fans von Deadpool geeignet, die unbedingt wissen wollen, was ihrem Lieblingschrakter passiert. Denn auch die Illustrationen sind eher nur als mittelmäßig zu bezeichnen.
„Axis“ ist keine seltsame Zählweise oder eine Praktik, von der man nicht spricht. Es handelt sich um eine einzelne Geschichte von Deadpool mit zwei Seiten, in der gewissermaßen Gut und Böse ausgetauscht werden. Was in der Theorie gut klingt, ist in der Ausführung leider mangelhaft gelungen. So kann dieser kurze Band nur wahrhaft großen Deadpool-Fans empfohlen werden, auch angesichts der nicht wirklich überragenden Illustration.
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