Schwarzes Blut

Auferstanden

von Melanie Vogltanz
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. August 2020

Auferstanden

Das Leben ist in der Regel so etwas wie eine Einbahnstraße. Irgendwo beginnt es, woanders endet es. Die Möglichkeit umzukehren ist nicht wirklich gegeben. Insbesondere in Wien, das eine lange Geschichte der Morbidität und einen der größten und eindrucksvollsten Friedhöfe Europas vorzuweisen hat. Nichtsdestotrotz hat Melanie Vogltanz den ersten Band ihrer Reihe „Schwarzes Blut“ im Wien des Jahres 1365 angesiedelt und er trägt den Titel „Auferstanden“. Man kann nur annehmen, dass es sich hier nicht um den biblischen Sinn handelt.

Elyssandria, kurz Elyssa, hat keine Lust den Vorstellungen ihrer Familie zu entsprechen. Daher übt sie sich auch lieber mit ihrem Cousin Philipp im Schwertkampf, statt Beschäftigungen nachzugehen, die einer jungen Dame eher geziemen würden. Doch alles verändert sich, als eine Horde brandschatzender Söldner einfällt, dabei Feuer und Tot hinterlässt – und noch mehr, als sich herausstellt, dass es sich um übernatürliche, bluttrinkende Kreaturen namens Strigori handelt. Elyssa begegnet nicht nur einem reisenden Geistlichen namens Stephanus, der den Kreaturen auf der Spur ist, sondern auch dem Überlebenden eines Gemetzels mit Namen Christian. Doch noch bevor sie sich in einer Welt richtig orientieren kann, in der nicht nur zum Zeitvertreib mit Schwertern gekämpft wird und in der die Schurken offenbar ein größeres Ziel verfolgen, wird sie selbst getötet. Und sie erwacht von Neuem zum Leben, mit unbändigem Durst auf Blut und neuen Fähigkeiten. Doch ihre Menschlichkeit wird dabei immer härter auf die Probe gestellt, sie muss sich selbst verbergen, und die Beziehung zu jenen, die sie lieben, macht das auch nicht gerade einfacher. Doch was steckt hinter all dem? Was ist das Schwarze Blut?

Melanie Vogltanz wählt Wien hier als Ausgangspunkt einer Reihe, die sich nicht nur über mehrere Bände, sondern über eine große Zeitspanne erstreckt. Das bedeutet, dass „Auferstanden“ auch eine Menge Weltenbau unterbringen muss. Denn es sind nicht einfach „nur Vampire“, die diesen Band unsicher machen. Es gibt unterschiedliche Subkategorien, die auch in der rumänischen Mythologie zu finden sind. Dieses Wissen rund um die Kreaturen, welche die Welt bevölkern, wird aber sukzessive aufgebaut und vertieft, was sehr gelungen ist. Auch die Auseinandersetzung der Protagonistin mit der eigenen Menschlichkeit, Sterblichkeit beziehungsweise Unsterblichkeit, ist sehr authentisch. Das einzige, was man ein wenig in Frage stellen könnte, sind die Vertrauensverhältnisse zwischen den Charakteren, die manchmal so zerrüttet sind, dass man sich wirklich fragt, wie sich jener Riss wieder ketten lässt. Auch wirkt die Handlungsweise einiger Personen etwas verwirrend, dass man irgendwie das Gefühl bekommt, die anderen Charaktere müssten eigentlich anders reagieren, beziehungsweise Misstrauen entwickeln. Davon aber einmal abgesehen ist die Handlung spannend, die Umgebung schön gezeichnet und der Roman, der 2007 verfasst wurde und erstmals im Jahr 2013 erschien, in seiner überarbeiteten Form in ein wunderschönes, glänzendes Gewand gekleidet, das darüber hinaus toll anzusehen ist. Wer bereits Romane von Melanie Vogltanz kennt, sollte auch an diesem nicht vorübergehen.

„Auferstanden“ ist der erste Band der Reihe „Schwarzes Blut“ von Melanie Vogltanz. Wien im Jahre 1365, düstere und blutsaugende Kreaturen und der Kampf um die eigene Menschlichkeit prägen den Roman. Das Werk, das auch viel in den Weltenbau investiert, kann dank des Aufwands überzeugen und bildet eine gelungene Basis für weitere fünf Romane. Als zusätzlicher Bonus ist auch die Covergestaltung beeindruckend.

Details

Bewertung

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  • Erotik:

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