Schwarzes Blut
Sterblich
von Melanie Vogltanz
Rezension von Stefan Cernohuby
| 09. Februar 2021
Viele wünschen sich in ihrem Leben die Möglichkeit, neu anzufangen. Denn zumindest für uns Menschen läuft die Zeit nur in eine Richtung und eine Umkehr ist nicht möglich. Selbst Kreaturen der Finsternis haben in der Regel keine Gelegenheit zur Umkehr von ihren Taten. Doch im zweiten Band der Reihe „Schwarzes Blut“, aus der dunklen Feder von Melanie Vogltanz, sieht sich die Protagonistin mit einem ungewohnten Problem konfrontiert. Sie ist „Sterblich“.
Müssen Strigori eigentlich immer im Verborgenen leben und aus dem Hinterhalt Opfer anfallen und sie ihres roten Lebenssafts berauben? Elyssandria, die ursprünglich aus der Gegend rund um Wien stammt, hat für sich eine Antwort auf diese Frage gefunden: nein! Unter dem Namen Gräfin Elisabeth Báthory hat sie sich auf Csejte vára (einer alten Burg) sesshaft gemacht und ist so in der Lage, ihren Blutdurst durch Hilfe treuer Untergebener weitgehend diskret zu stillen. Doch dann holt sie ihre Vergangenheit ein. Ihre alte Bekannte Udine ist eine Werwölfin. Obwohl sie außer sich vor Wut darüber ist, dass die Strigori ihren Bruder Christian getötet hat, bittet sie um Hilfe. Denn etwas stimmt nicht mit ihren Artverwandten.
Im Grunde hat Elyssandria nicht vor, den Wölfen zu helfen, doch inmitten eines Schneesturms und dem darauffolgenden Chaos verliert sie etwas, von dem ihr nicht einmal bekannt war, dass das möglich wäre: ihre Unsterblichkeit. Geschwächt und schnell alternd macht sie sich auf die Suche nach dem Schuldigen – und findet heraus, dass alles was geschieht, offenbar etwas mit dem Schöpfer aller Unsterblichen zu tun hat.
Bei Trilogien heißt es oft, dass der zweite Teil eine Art Brückenband darstellt und qualitativ daher meist etwas hinter dem ersten zurückbleibt. Zum Glück ist das im Fall von „Sterblich“, dem zweiten Band der Reihe „Schwarzes Blut“, absolut nicht der Fall. Denn zusätzlich zu jener Handlung, die an den ersten Roman anknüpft, wird hier eine historische Gestalt mehr oder weniger nebenbei mit in die Geschichte eingeflochten – und die überlieferten Fakten passen beinahe perfekt zur Handlung. Zudem bekommt der Begriff „Toxische Beziehung“ in diesem Roman eine komplett neue Bedeutung. Charaktere entwickeln sich, auch angesichts von Verlusten, in eine neue Richtung, was angesichts ihres Alterns zum Teil erstaunlich ist. Zudem werden sie mit einer Sterblichkeit konfrontiert, die keiner von ihnen erwartet hätte. Auch wenn man an mancher Stelle, insbesondere bei einigen Rückblenden, nicht zart besaitet sein sollte. Denn wenn sich Charaktere gegeneinander wenden, machen sie manchmal auch nicht Halt vor anderen, die sie bereits Jahrhunderte kennen. Zusammengefasst ist „Sterblich“ ein gelungener Roman, der im frühen 17. Jahrhundert angesiedelt ist und Fans von Vampiren, Werwölfen und historischer Dark Fantasy definitiv viel Freude machen wird.
„Sterblich“ ist der zweite Band der Reihe „Schwarzes Blut“ von Melanie Vogltanz. Der Roman zwingt der Protagonistin ein völlig neues Konzept auf, die Rückkehr von der Unsterblichkeit zu einem sterblichen Dasein. Da es das Buch mühelos schafft, eine historische Gestalt, die gleichzeitig ihre eigene Legende hat, in die Handlung einzubetten und zusätzlich noch den Hauptplot weitertreibt, ist das Werk qualitativ sogar noch über dem ersten der Reihe einzuordnen – und optisch ist das Werk ohnehin ein Leckerbissen.
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