Die Eisraben-Chroniken

Invasion

von Richard Schwartz
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. August 2024

Invasion

Es gibt viele Beispiele, bei denen Lesende sehr lange auf den letzten Teil einer Reihe warten mussten oder es sogar zu diesem Zeitpunkt immer noch tun. Nach George R. R. Martin oder Patrick Rothfuss gab es auch bei Richard Schwartz‘ Reihe „Die Eisraben-Chroniken“ nach dem zweiten Band eine unerwartete lange Pause. Nach einigen Verschiebungen ist nun mit „Invasion“ der dritte Teil der Reihe erschienen. Kann er an die Vorgängerwerke anknüpfen und die hohen Erwartungen erfüllen?

Alexandra, Alex, Ice – egal wie sie genannt wird – steht vor einer komplett unterwarteten Situation. Zum einen befindet sie sich wieder in ihrem gesundeten und sogar verbesserten Körper und darüber hinaus in der Realität. Zum anderen ist ihr Charakter in Vorena Online von einem Fluch getroffen worden und so wie es für sie aussieht, muss sie wieder von Null beginnen. Doch damit sind die Überraschungen noch längst nicht zu Ende. Als sie wieder eingeloggt ist, stellt sie fest, dass sie offenbar kein Spieler mehr ist, sondern ein NSC. Nur durch den guten Willen einer urtalten Drachin gerettet, muss sie sich in einem Reich, fern ihrer eigenen Baronie, mit einem mächtigen Zwergenmagier verbünden und danach mit einem seltsamen Phänomen beschäftigen: vom Himmel stürzenden Feuerbällen, die sich als Behältnis für riesige Hundertfüßer mit Hunger auf alles Lebende herausstellen. Vorboten einer Invasion, die nicht nur in der Welt von Vorena Online stattfinden könnte. Es warten noch viele Herausforderungen auf Alexandra, nicht zuletzt ihre bösartige Zwillingsschwester. Und auch wenn sie danach ihre Freunde wiedersehen kann, ist das eigentliche Abenteuer noch nicht zu Ende.

Schon in den beiden vorherigen Bänden der Reihe wurde angedeutet, dass die Technologie, die verwendet wurde, um die neuronale Brücke zu bauen, die Alexandra das Leben gerettet hat, auf experimenteller nicht-menschlicher Technologie basiert. Im Laufe des vorliegen Bandes wird das etwas relativiert und anders dargestellt. Und dennoch rücken Realität und virtuelle Realität immer näher aneinander heran. Man ist beim Lesen nicht sicher, was wirklich war und was sich nachträglich als Erinnerung einer Quantenkopie herausstellt. Das Werk hat trotz des „Reboots“ des Charakters der Protagonistin weniger die Form eines LitRPG-Romans als die Vorgänger und scheint irgendwann auch ein wenig die Erzähltonart zu ändern. Das ist ein wenig schade, denn gerade die beiden Vorgängerromane hatten einen eigenen Erzählstil, der sehr zu gefallen wusste, während das aktuelle Werk dies nicht von Beginn bis zum Ende durchhält. Die Gespaltenheit der Handlung und das auch etwas abrupte Ende lassen „Invasion“ qualitativ leider hinter „Fluchbrecher“ und „Monsterjäger“ zurückbleiben. Ohne Zweifel ist der Roman trotzdem unterhaltsam. Wer Richard Schwartz und seine Werke kennt, wird hier sicher viel Schönes finden.

„Invasion“ ist der dritte Band der „Eisraben-Chroniken“ von Richard Schwartz. Dieser bringt die Handlung rund um die ehemalige Kampfpilotin und nunmehrige Herzogin in einem Online-Rollenspiel vorerst zu Ende. Leider bleibt der vorliegende Roman ein wenig hinter den beiden Vorgängern zurück und lässt Lesende an manchen Stellen auch noch mal Details nachblättern. Es handelt sich trotzdem um ein gelungenes Buch, ist jedoch nicht mehr so innovativ und erfrischend anders als die anderen beiden.

Details

Bewertung

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