Warhammer 40.000
Ravenor
von Dan Abnett
Rezension von Stefan Cernohuby
| 23. August 2010
Man stelle sich folgendes Szenario vor. Ein Held erlebt unzählige Abenteuer und hat dabei eine beträchtliche Zahl an Unterstützern, Freunden und Gefährten. Doch eines Tages sind alle Abenteuer des Heldens erzählt und sein Autor beschließt, einen seiner ehemaligen Mitkämpfer zum neuen Protagonisten zu machen. Nur, dass dieser verkrüppelt, entstellt und an ein permanentes Lebenserhaltungssystem angeschlossen ist, ohne welches er keine fünf Minuten überleben könnte. Einem solchen Charakter widmet sich das umfangreiche Buch "Ravenor", das drei Romane und zwei Kurzgeschichten enthält.
Auf insgesamt 1395 Seiten muss der Leser vorbereitet sein, will er sich dieser Lektüre widmen. Nach einem obligatorischen Vorwort wird mit dem Roman "Ravenor" begonnen. Dieser erzählt davon, wie der imperiale Inquisitor Gideon Ravenor versucht, hinter die Geheimnisse einer seltsamen neuen Substanz zu kommen, die allerdings auch als Droge missbraucht werden kann. Jene "Flexe" verbreiten sich rasend schnell in der Makropole Petropolis. Daher nutzt Ravenor seine beträchtlichen psionischen Fähigkeiten, um alle Möglichkeiten, die ihm seine Kameraden bieten, zu nutzen - und das sind nicht so wenige an der Zahl.
Die Kurzgeschichte "Dorn wünscht Klaue" ist nicht nur eine Anspielung auf einen Dialog in der "Eisenhorn"-Trilogie, sondern lässt einen alten Bekannten wieder auf den Plan treten.
In "Ravenor: Der Jäger" (im englischen Original "Ravenor Returned") kehren der gerade erst wieder "genesene" Ravenor und seine Ermittler an jenen Ort zurück, wo ihre Probleme begonnen haben, auf Eustis Majoris. Und hier muss er bereits erstmal die Grenzen dessen ausloten, was ihm die strengen Gesetze des Imperiums gestatten.
Die zweite Kurzgeschichte mit dem Titel "Geduldsspiel" arbeitet den Hintergrund eines für Ravenor sehr wichtigen Begleiters auf.
Der dritte und letzte Roman, der den (diesmal zum Glück passenden) Titel "Ravenor: Der Abtrünnige" trägt, setzt die Handlung dort fort, wo der zweite Band aufgehört hat. Als der Orden Ravenor auffordert, von seinen Nachforschungen zurückzukehren, verweigert der Inquisitor den Befehl. Er sucht und jagt weiter seinen Erzfeind. Und das Ende des Romans hält einige Überraschungen für den Leser bereit...
Dan Abnett ist so etwas wie der Star-Autor von "Warhammer 40.000". In vielerlei Hinsicht hat er die Darstellung von Charakteren, Fraktionen der Imperialen Streitkräfte und ihrer Methodiken für ein ganzes Universum geprägt. Mit "Ravenor" setzt er diesen Pfad fort. Denn im Rahmen von konventioneller Literatur wäre ein Held, der nicht einmal in der Lage ist ohne maschinelle Hilfe weiterzuleben, einfach nur unglaubwürdig. In einer düsteren Vision, wie jener in dieser möglichen Zukunft, ist ein solches Szenario trotzdem nur schwer denkbar. Dan Abnett schafft es allerdings, dass es zumindest zwischen den beiden Buchdeckeln glaubwürdige Realität wird. Ihm gelingt es, beinahe durchgehend Spannung aufzubauen. Beinahe deshalb, weil man besonders im ersten Band viel Ermittlungsarbeit mitverfolgt, was sich teilweise doch in etwas langen Beschreibungen manifestiert. Für alle, denen es vielleicht nicht bewusst ist und denen die Andeutungen zu Beginn der Rezension nichts sagen: Der Charakter Ravenor trat zum ersten Mal in der "Eisenhorn"-Trilogie auf und die komplette Reihe stellt daher gewissermaßen ein Spin-Off dar. Dennoch gelingt es dem charakterlich relativ immobilen Ravenor als Serie problemlos auf eigenen Beinen zu stehen. Man darf gespannt sein, ob der Autor - wie auch im Buch angekündigt - noch eine dritte Inquisitor-Reihe zu Ende bringt, welche die beiden bisherigen Reihen miteinander verbindet.
Beinahe 1400 Seiten stark ist der im Heyne-Verlag erschienene Sammelband "Ravenor", der nicht nur alle drei Romane sondern auch noch zwei Kurzgeschichten zur gleichnamigen Reihe von Dan Abnett beherbergt. Und auch wenn nicht jede einzelne Stelle jedes Romans immer gleichermaßen genial ist, kann das Gesamtbild völlig überzeugen. Jeder Fan von "Warhammer 40.000"-Romanen und besonders Kenner von Dan Abnetts Werken sollten hier unbedingt zugreifen.
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