Apocalypse Marseille

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. Juni 2016

Apocalypse Marseille

In vielen Büchern geht die Welt unter. Fast genauso viele widmen sich einer verwüsteten Erde nach einer manchmal bekannten, manchmal unbekannten Katastrophe. Andreas Grubers aktuelle im Luzifer Verlag erschienene Kurzgeschichtensammlung „Apocalypse Marseille“ enthält 13 utopische Geschichten, von denen man mit Recht ausgehen kann, dass sie nicht alle ein Happy End haben. Wir waren in jedem Fall gespannt.

Nach einer Einleitung, in welcher der Autor seinen Zugang zur Science-Fiction genauer erläutert, geht es richtig los. In „Sieben Ampullen“ fragt man sich einen Großteil der Geschichte, ob der mörderische Protagonist einfach nur wahnsinnig ist oder doch ein Außerirdischer?
„Ramada Inn“ erzählt nicht nur von einer Lokalität, sondern auch von einem Busfahrer, der eine ganz spezielle Route mit nicht minder komplizierten Fahrgästen zu bewältigen hat.
In der Geschichte „Biohybriden“ geht es vorgeblich um eine Frau, die ihren Mann im Verdacht hat, sie zu betrügen. Um dies zu beweisen, nimmt sie die Dienste eines ganz speziellen Hackers in Anspruch. Und doch ist das nicht das Ende vom Lied...
Wer glaubt, dass die Katastrophe der Titanic eine Verkettung ungünstiger Umstände war, hat keine Ahnung und sollte besser einmal „Einundvierzig Grad nördlicher Breite“ lesen.
Dass Gameshows immer mehr auf Gewalt und Blut aus sind, ist kein Geheimnis. Doch man kann nur hoffen, dass niemals jemand das Konzept aus der Geschichte „Weiter oder Raus“ umsetzt.
Als Hommage an das „Terminator“-Franchise kann die Geschichte „Wenn der Himmel gefriert“ verstanden werden. Das fällt dem Leser auch nicht wirklich schwer.
„Parkers letzter Auftrag“ ist eine Geschichte, die Spionage, Rache und futuristische Technologien in sich vereint. So infiltriert der Protagonist eine Firma für Medizintechnik.
In „Der Maya-Transmitter“ versucht ein Professor den Spuren einer Expedition zu folgen, an der er selbst aufgrund einer Verletzung nicht folgen konnte. Doch die Spuren enden nicht dort, wo er es vermutet hat.
„Sabrina“ ist eine Geschichte, die für den Leser eine Überraschung bereithält. Denn hier führt der Autor mit einer falschen Erwartungshaltung aufs Glatteis.
In der Geschichte „Raum Nr. 7“ hat der Protagonist eine schwierige Aufgabe. Er muss die letzten Erinnerungen von verstorbenen aus deren Speicher entnehmen. Schwierig insbesondere deshalb, da ein Unternehmen einen gewaltigen Fehler gemacht hat.
„Apocalypse Marseille“ ist die titelgebende Geschichte. In ihr versucht ein Geldeintreiber und ehemaliger Soldat, der nach einer nuklearen Katastrophe nicht mehr lang zu leben hat, seine privaten Dinge zu regeln. Sehr schwierig in einer Welt, die bereits am Zerfallen ist.
Als intergalaktisches Gefängnis stellt sich „Asteroid CMG 8“ heraus. Doch die Wärter haben die Rechnung ohne den neuesten Gefangenen gemacht.
Die abschließende Geschichte „Die Weltmaschine“ stammt aus einer von Stefan Cernohuby herausgegebenen Steampunk-Anthologie und spielt in einer Alternativwelt im Jahre 1899. Ein Auftragsmörder wird durch die Zeit zurückgeschickt und soll den Erfinder töten, der Zeitreisen erst möglich gemacht hat.

Wer Andreas Gruber schon länger kennt, weiß, dass er mehr als nur eine Facette hat. Heutzutage ist er hauptsächlich für seine Thriller bekannt, einigen wenigen als Verfasser von Horrorromanen und -kurzgeschichten. Dennoch kennen ihn die wenigsten als Autor von Science-Fiction. Wie man in „Apocalypse Marseille“ erkennen kann, durchaus zu Unrecht. Abgesehen von „Weiter oder Raus“, eine Geschichte die zwar toll als Parabel für die Sensationsgier des Fernsehens funktioniert, aber in der Umsetzung vielleicht ein kleines bisschen eklig ist und der etwas verwirrenden Titanic-Handlung, können alle anderen Geschichten überzeugen. Die Titelgeschichte bezeugt ein erbarmungslos durchgezogenes Konzept einer Endzeiterzählung, „Parkers letzter Auftrag“ lässt ein Gefühl von Gerechtigkeit zurück und nicht zuletzt „Die Weltmaschine“ lässt wie alle Geschichten die vorhandene Begeisterung des Autors für das Genre spüren. Und gerade dieser Enthusiasmus zeigt, dass es sich hier um keine reinen Reißbrett-Arbeiten handelt, sondern dass jede Geschichte voller Emotion entstanden ist. Das ist etwas, das Science-Fiction-Fans zu gefallen weiß, auch dem Verfasser dieser Rezension.

Somit ist „Apocalypse Marseille“ eine sehr gelungene Kurzgeschichtensammlung aus dem Science-Fiction-Fundus von Andreas Gruber. Auch wenn es vielleicht eine oder zwei Geschichten gibt, über die man sich uneins sein könnte, ist der Rest der insgesamt 13 enthaltenen Erzählungen spannend, unterhaltsam, ein wenig traurig und teilweise sogar witzig. Wer den Erzählstil des Autos mag und darüber hinaus Science-Fiction-Fan ist, sollte hier unbedingt zugreifen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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