Jakob Rubinstein
Sechs mysteriöse Kriminalfälle
von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby
| 28. April 2017
Wo sind die Zeiten geblieben, in denen Ermittler noch nicht strahlend gutaussehend, technisch auf neuestem Stand und gesellschaftlich bestens verankert waren? Wo ein Mord noch ein Mysterium und das Seltsame Normalität waren? All das gibt es noch, wenn man zu den richtigen Büchern greift. Ein Beispiel dafür wäre „Jakob Rubinstein“ von Andreas Gruber. Denn dieser Episodenroman ist in Wien angesiedelt, wo durch die Fantasie des Autors alles möglich ist.
Jakob Rubinstein ist vieles, aber bestimmt kein erfolgreicher Privatdetektiv. Nicht nur, dass der jüdische Ermittler im Schatten der großen und namhaften Detekteien steht, auch seine Ausrüstung und er selbst haben bereits bessere Tage gesehen. Auf seinen halbleeren Aktenschränken befindet sich Staub, sein Diktaphon ist kaputt, er ist übergewichtig und vor der Verwendung seiner eigenen Waffe hat er panische Angst. Zum Glück gibt es da den Psychologen Doktor Konrad, der ihm immer wieder Fälle zuschanzt, wenn er feststellt, dass einer seiner Klienten andere Hilfe braucht, als er ihnen angedeihen lassen kann.
So gelangt Jakob auch zu einem Fall, bei dem er ein verschwundenes Mädchen namens Helene finden soll – denn ihre Stiefmutter hat es verloren. Hier lernt Jakob erstmals den Begriff Grauraum kennen.
In seinem zweiten Fall muss Jakob undercover ermitteln und trifft dabei auf einen alten Bekannten. Bei diesem handelt es sich um den ehemals verdeckt ermittelnden Kolumnisten Gazetti, der ebenfalls einige Schrullen hat. Gemeinsam stellen sie fest, warum gewisse Hypnose gefährlich werden kann.
In weiterer Folge müssen sich Rubinstein, seine äußerst fähige Assistentin Lisa und sein Freund Gazetti erfahren was Deanimierung bedeutet, wie jemand wahrhaft vergessen kann und welche Dramen sich selbst im Stephansdom abspielen können. Und stets gerät er dabei ins Gehege mit dem Innenministerium und speziell Innenminister Rohrschach selbst…
Wie schon zu Beginn des Inhalts erwähnt, ist Jakob Rubinstein eine ganze Menge, nur kein erfolgreicher Detektiv. Doch zumindest in der Abschlussquote ändert sich das in diesem Episodenroman, der insgesamt sechs Kriminalfälle vorweisen kann. Denn welcher Leser möchte schon einem Privatermittler folgen, der keinen Fall löst. An seinen Methoden ändert das jedoch wenig – viel ist Bluff, improvisiert und manchmal sogar einfach Glück.
Die Fälle selbst gehen über das hinaus, was der herkömmliche Krimiliebhaber gewohnt ist. Mal wird es mysteriös, dann futuristisch und manchmal sogar ein wenig abstrus. Und doch hat man immer wieder ein gutes Gefühl, wenn ein Fall zu den Akten gelegt wird und Jakob Rubinstein sein Honorar bekommt, das er sich buchstäblich im Schweiße seines Angesichts verdient hat. Wer lediglich klassische Krimis mag, könnte hier ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt werden, trotz des Ermittlers mit ganz eigenem Profil. Doch besondere Fälle brauchen besondere Methoden – wie auch die Visitenkarte von Rubinstein verrät. Wer also den Schreibstil von Andreas Gruber mag und auch seine Fantasie kennt, wird sich mit diesem Werk sicherlich schnell anfreunden.
„Jakob Rubinstein – Sechs mysteriöse Kriminalfälle“ lautet der Titel eines Episodenromans von Andreas Gruber. Hier muss sich ein schrulliger, übergewichtiger jüdischer Ermittler mit allerlei seltsamen Klienten und Fällen auseinandersetzen. Man sollte betonen, dass die Ermittlungen auch ungewöhnliche Fakten aufdecken. Doch in Wien, einer Stadt mit viel Geschichte und noch mehr Geheimnissen, und gerade mit dem Autor Andreas Gruber ist einfach alles möglich.
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