Todes-Zyklus

Todesmal

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. Oktober 2019

Todesmal

Es ist immer eine Gratwanderung, wenn man das richtige tun will, dazu aber zu fragwürdigen Methoden greifen muss. Dazu gibt es Personen, die mit übergeordneten Autoritäten ohnehin nicht besonders gut umgehen können. Andreas Gruber hat mit dem fünften Band seines „Todes-Zyklus“ ein weiteres Kapitel dessen aufgeschlagen, was man als Kriminalbeamter alles an Weisungen und Vorschriften ignorieren könnte, wenn es nötig ist.

Maarten S. Sneijder hat eben seine Marke abgegeben und seinen Job für das BKA Wiesbaden hingeworfen, weil ihm sein Chef nicht die Befugnisse einräumen wollte, die er seiner Meinung nach benötigt, und schon überschlagen sich die Ereignisse. Eine Nonne stellt sich der Polizei, gibt an, dass sie für mehrere Morde verantwortlich ist und nur mit Sneijder reden will. Doch dieser hat kein Interesse daran, ohne seine Befugnisse weiterzuarbeiten, also wird Sabine Nemez für den Fall abgestellt. Doch die Frau ist nicht kooperativ. Sie lässt vage Hinweise fallen, die dazu führen, dass Nemez einen Tod zu verantworten hat. Und erst nach viel Überzeugungsarbeit ist Sneijder dazu bereit, gegen absolut freie Hand in die Ermittlungen einzugreifen. Aber das ist auch notwendig. Denn jeden Tag gibt es einen neuen Toten. Die Ermittlungen führen in andere Länder und als klar wird, was hinter den Morden steckt, wird alles noch viel komplizierter. Denn es geht um die Aufklärung und Hintergründe eines Verbrechens, an dem niemand interessiert ist und das von vielen gerne für immer im Verborgenen gelassen würde...

Diesmal ist es nichts Persönliches, zumindest nicht für Maarten S. Sneijder. Dafür aber umso mehr für die Nonne, die sich schon zu Beginn des Buchs als Mörderin stellt. Andreas Gruber hat hier ein Katz- und Mausspiel entworfen, bei dem selbst die besten Mitarbeiter der BKA Wiesbaden mitunter zu spät kommen. Auch die Verwicklungen des Hintergrunds, die sich quer durch alle Schichten der Gesellschaft erstrecken, fühlen sich gerade in Zeiten von Korruptionsskandalen nur zu realistisch an. Auch gelingt es dem Autor, interessante Nebencharaktere in die Handlung einzuführen sowie zahlreichen der Charaktere weitere Tiefe zu verleihen. Obwohl manche der Nebencharaktere – allen voran der Schweizer Ermittler Horowitz und Sneijder selbst – nicht mehr zu den jüngsten Ermittlern gehören, ist trotzdem abzusehen, dass der Stoff für weitere Abenteuer noch lange nicht ausgeht. So gibt es gegen Ende des Romans eine kleine Andeutung, die bereits ahnen lässt, was als Nächstes auf dem Programm stehen könnte – positive Resonanz von „Todesmal“ vorausgesetzt. Aber es ist unwahrscheinlich, dass Andreas Gruber mit vier Romanen einer Reihe Bestseller schafft, und der fünfte Band dann floppt. Zumal das Werk wirklich gelungen ist. Es greift zwar einige sensible Themen auf, schafft es aber diese so in die Handlung zu integrieren, dass man nie in Gefahr gerät, diesen zu nahe zu kommen.

„Todesmal“ ist der mittlerweile fünfte Roman in des „Todes-Zyklus“ von Andreas Gruber. Wieder einmal sind es der streitbare Ermittler Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez, die diesmal aufgrund der Hintergründe des Falls sogar ein Team aufbauen. Wieder einmal ist das aufzuklärende Verbrechen grenzwertig und beansprucht alle involvierten Ermittler bis aufs Äußerste. Doch nur, wenn die Charaktere am Limit agieren, sind sie überzeugend und authentisch. Andreas Gruber ist wieder ein hervorragender Roman gelungen, der allerdings nichts für schwache Nerven ist.

Details

Bewertung

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