Loki

Am Ende aller Tage

von Al Ewing, Lee Garbett
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. Juli 2016

Am Ende aller Tage

Wenn es der Existenzzweck eines Charakters ist, Unfrieden zu stiften, zu Lügen und andere hereinzulegen, stellt sich eine Frage: Was passiert, wenn die Person, um die es geht, in mehrfacher Ausführung existiert? Ist ein Gott der Lügen in der Lage sich selbst hereinzulegen? Die ultimative Beantwortung der Frage, die bereits in den ersten Bänden der „Loki“-Reihe begonnen hat, findet nun in „Am Ende aller Tage“ statt.

Der „junge“ oder „neue“ Loki, Agent von Asgard, hat eine unliebsame Begegnung mit seinem „bösen“ Zukunfts-Ich, das sich selbst „König Loki“ nennt. Gefesselt und geknebelt muss er sich anhören, wie Loki sein Duell am Ende der Zeiten gegen Thor verhindern will – oder besser gesagt, jene Zukunft selbst. Im Feuer der Zeit, einem metaphorischen Raum in einem Tagtraum soll sich der junge Loki dazu entscheiden, so zu werden wie König Loki es will. Doch dann klingelt sein Handy (Klingelton: Daft Punk), spricht mit Verity, die er nicht belügen kann und er findet einen ganz anderen Weg. Als dann Ragnarök, die Götterdämmerung, heranbricht, passiert dies etwas anders als erwartet. Und die Macht der Geschichten spielt in diesem Band eine noch nie dagewesene Rolle – besonders dann, wenn nichts Anderes mehr existiert...

Loki ist ein Charakter, den man immer unterschiedlich wahrnimmt. Denn einerseits ist er natürlich der Gott der Lügner, aber auf eine sehr charmante Art und Weise – sogar wenn er versucht, das Ende aller Dinge einzuleiten. Insofern war unsere Absicht, die erste Solo-Reihe des durchtriebenen Halbgottes zu verfolgen, mehr oder weniger der seltsamen Faszination geschuldet, die komplexe und ambivalente Charaktere haben – und die Hoffnung auf einigen Humor, da Loki immer für einen guten Witz zu haben ist. Doch während die ersten beiden Bände der Reihe die Erwartungen ziemlich genau erfüllten, schlägt der dritte und (vorerst) letzte Band ein, wie Thors Hammer. Denn die verschiedenen Schichten der Erzählung, die in den Vorgängern angelegt wurden, kommen erst hier zum Tragen. Veränderung, Unvermeidlichkeit und Götter bekommen hier eine völlig neue Bedeutung. Eine Bedeutung, die sich anhand erzählter Geschichten misst. Al Ewing und Lee Garbett haben mit „Am Ende aller Dinge“ ein Werk erschaffen, dass völlig überraschend zum Meisterwerk mutiert. So hat man Loki noch nie gesehen. Ein Band, den man allen Fans des Marvel Universums einfach empfehlen muss.

„Am Ende aller Dinge“ folgt Lokis letzter Streich. Das sollte man jedenfalls annehmen. Al Ewing und Lee Garbett haben allerdings einen Abschlussband für die Soloreihe vorbereitet, mit dem man so keineswegs rechnen konnte. Umso positiver wird man überrascht. So viel sei gesagt: Wer Fan des Marvel-Universums ist und einen absoluten Geheimtipp nicht verpassen will, sollte hier unbedingt zugreifen. Denn mehr sollte man einfach nicht verraten.

Details

Bewertung

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